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Migration und Integration - RatSWD

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<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

Eigenschaften der Schüler selbst gelegt: Im „Zugewandertsein“ <strong>und</strong> in der Nationalität<br />

der Schüler wurden Ursachen für schlechtere Bildungserfolge gesehen.<br />

Ein zweiter Erklärungsansatz hält die Aussagekraft nationalitätenspezifischer<br />

Merkmale dagegen für eingeschränkt. Ausschlaggebender für die Bildungskarrieren<br />

von Schülern mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> sind diesem Ansatz zufolge die<br />

sozialen <strong>und</strong> ökonomischen Verhältnisse, in denen Zuwandererfamilien leben<br />

(für eine Zusammenfassung der beiden Ansätze vgl. Gogolin et al. 2003: 17f). Die<br />

PISA- <strong>und</strong> die IGLU-Studie (Internationale Gr<strong>und</strong>schul-Leseuntersuchung) schliessen<br />

sich dieser Lesart an. Die Ursachen der Bildungsbenachteiligung seien weniger<br />

migrationsspezifisch bedingt als vielmehr auf ein allgemeines Strukturmerkmal<br />

des deutschen Schulsystems zurückzuführen: auf den überdurchschnittlich<br />

engen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft <strong>und</strong> Bildungserfolgen, von<br />

dem Kinder mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> besonders betroffen sind, da sie häufig<br />

aus sozial schwächeren Familien stammen (Bos et al. 2003: 291f). Ein dritter Ansatz<br />

schließlich sieht in sozialräumlichen Faktoren <strong>und</strong> der Struktur des lokalen Bildungsangebots<br />

ausschlaggebende Einflussgrößen für die anhaltende Bildungsbenachteiligung<br />

(stellvertretend für diesen Ansatz: Radtke 2004).<br />

Diese Erklärungsansätze weisen auf wichtige Problemlagen <strong>und</strong> besonderen Handlungsbedarf<br />

hin. Bei der Suche nach Möglichkeiten zur Verbesserung der Bildungssituation<br />

von Migrantenkindern sollten jedoch nicht nur die offensichtlichen Probleme,<br />

sondern gerade auch die Bildungsstärken dieser Kinder in den Blick genommen<br />

werden.<br />

Die Bildungssituation von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

ist vom Zusammenwirken mehrerer Faktoren abhängig, die teilweise migrationsspezifisch<br />

sind, teilweise auch bei anderen Schülergruppen zum Tragen kommen.<br />

Die im Folgenden skizzierten Faktoren <strong>und</strong> ihr Zusammenspiel sind ausschlaggebend<br />

für die benachteiligte Situation von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>.<br />

Schüler<br />

Individuelle Merkmale von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen – etwa ihr Sprach- <strong>und</strong> Reflexionsvermögen,<br />

ihre Lernbereitschaft <strong>und</strong> Interessenlagen – bilden die Gr<strong>und</strong>lage, auf<br />

der Bildungsprozesse aufbauen können. Schüler mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> unterscheiden<br />

sich von ihren Mitschülern ohne <strong>Migration</strong>serfahrung dabei in mehrfacher<br />

Hinsicht: Andere Sozialisationserfahrungen sowie häufig eingeschränkte Deutschkenntnisse<br />

erschweren ihren Start im deutschen Bildungssystem.<br />

Familie<br />

Das Schulwahlverhalten der Eltern <strong>und</strong> ihr Bildungsniveau sowie die sozialen,<br />

kulturellen <strong>und</strong> ökonomischen Ressourcen der Familie haben großen Einfluss auf<br />

den Bildungsweg von Kindern. <strong>Migration</strong>sspezifische Faktoren können es vielen<br />

Zuwandererfamilien darüber hinaus erschweren, den Lernprozess ihrer Kinder in<br />

dem Maße zu unterstützen, wie dies Eltern ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> häufig<br />

möglich ist. Fehlende Deutschkenntnisse, eine unsichere Aufenthaltsperspektive<br />

oder eine vom deutschen Bildungssystem abweichende weltanschauliche oder<br />

religiöse Orientierung können dazu führen, dass sich Eltern von den Anforderun-<br />

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