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Migration und Integration - RatSWD

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Wirtschaftliche Notwendigkeit <strong>und</strong> Effekte der Zuwanderung<br />

Selbst nach den bisherigen Regelungen, die die Zuwanderung relativ vieler gering<br />

Qualifizierter erlauben, sind die Auswirkungen auf Löhne <strong>und</strong> Beschäftigung<br />

äußert gering. Eine Studie auf Basis der IAB-Beschäftigtenstichprobe für 1990<br />

kommt zum Ergebnis, dass bei der Einstellung ausländischer Angestellte vor allem<br />

die Löhne von einheimischen gering Qualifizierten sinken (Bauer 1998). Allerdings<br />

führt selbst in diesem Fall eine Erhöhung der ausländischen Angestellten um 1 Prozent<br />

nur zu einer Lohnsenkung von 0,02 Prozent. Gleichzeitig ergeben sich geringe<br />

positive Effekte auf die Löhne der einheimischen Facharbeiter <strong>und</strong> Angestellten.<br />

Die stärksten Effekte allerdings haben Zuwanderer auf die Löhne von Ausländern,<br />

die sich schon im Land befinden. Dies bedeutet, dass neue Zuwanderer am ehesten<br />

zu Lohnsenkungen bei den Tätigkeiten führen, die Migranten <strong>und</strong> Arbeitskräfte<br />

mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit ausführen.<br />

Eine aktuelle Studie für die USA kommt zu dem Ergebnis, dass in Gegenden, die zwischen<br />

1970 <strong>und</strong> 1990 einen Anstieg des Ausländeranteils zu verzeichnen hatten,<br />

auch die durchschnittlichen Löhne der Beschäftigten gestiegen sind (Ottaviano/<br />

Peri 2004).<br />

Eine für Deutschland vorgenommene Analyse untersucht nicht nur die Auswirkungen<br />

auf die Löhne, sondern auch auf die Arbeitslosigkeit (Pischke/Velling 1997). Ihr<br />

Fazit lautet, dass quantitativ bedeutsame Wirkungen weder auf Löhne noch auf die<br />

Beschäftigung oder Arbeitslosigkeit feststellbar sind (Pischke/Velling 1997: 604).<br />

Eine aktuelle Untersuchung (Trabold/Trübswetter 2003) analysiert, ob eine Erhöhung<br />

des Ausländeranteils in einer Branche die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass<br />

ein Inländer entweder arbeitslos wird oder die Branche wechselt (da Spätaussiedler<br />

in der Beschäftigtenstatistik nicht identifizierbar sind, wurde als Annäherung für<br />

den Zuwanderungsanteil der Ausländeranteil genommen). Diese „Wechselwahrscheinlichkeit“<br />

wird für hoch, mittel <strong>und</strong> niedrig qualifizierte Inländer berechnet.<br />

Für den Untersuchungszeitraum 1994/95 stellen die Autoren fest, dass ein Wachstum<br />

des Ausländeranteils in einer Branche von wenigen Ausnahmen abgesehen<br />

keinen signifikanten Einfluss auf die Wechselwahrscheinlichkeit hat. Selbst in den<br />

Ausnahmefällen sind die Effekte marginal.<br />

Wegen der in Europa relativ niedrigen Arbeitsmarktmobilität ist nicht <strong>Migration</strong>,<br />

sondern sind die Preise von international handelbaren Gütern der Hauptkanal,<br />

über den sich die zunehmende internationale <strong>Integration</strong> auswirkt. Die<br />

Bedingungen auf den Gütermärkten wiederum haben Rückwirkungen auf Höhe<br />

<strong>und</strong> Struktur der Beschäftigung. Allerdings zeigen Untersuchungen, dass die<br />

Lohneffekte durch verstärkte wirtschaftliche <strong>Integration</strong> im Rahmen des zunehmenden<br />

internationalen Güterhandels, vernachlässigbar sind. So gleichen sich<br />

die Löhne durch die <strong>Integration</strong> zwar an, doch findet dieser Prozess nur sehr<br />

langsam statt.<br />

Empirisch kann weder ein Wettbewerb um die niedrigsten Löhne noch ein Absinken<br />

der sozialen Errungenschaften in einem Land festgestellt werden.<br />

EU-Erweiterung: Mehr Chancen als Risiken<br />

für den deutschen Arbeitsmarkt<br />

Die voraussichtlichen Auswirkungen der EU-Erweiterung werden nicht so groß<br />

sein wie öffentlich teilweise behauptet wird. Erstens zeigen alle bisherigen Erfah-<br />

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