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Migration und Integration - RatSWD

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<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

Wohnsituation von Migranten, der Wohnflächenversorgung <strong>und</strong> Ausstattung<br />

der Wohnungen spiegeln sich ihre wirtschaftliche Situation wider. Die Unterschiede<br />

zur Mehrheitsbevölkerung ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> sind nach wie<br />

vor beträchtlich, auch wenn sich die Wohnsituation von Migranten im Laufe<br />

der Jahre verbessert hat. Beachtlich ist der unterschiedliche Anteil von Wohneigentümern<br />

innerhalb verschiedener Migrantengruppen. Dies ist eine Folge<br />

nicht nur kulturspezifisch unterschiedlicher Bewertungen, sondern auch der<br />

jeweiligen Zugangsvoraussetzungen zum Wohnungsmarkt, da beispielsweise<br />

(Spät-) Aussiedlerprogramme zur Förderung von Wohneigentum nutzen konnten,<br />

die anderen Migrantengruppen nicht offen standen. Die Schaffung von<br />

selbstgenutztem Wohneigentum in Deutschland bei Zuwanderern aus einigen<br />

ehemaligen Anwerbestaaten ist ein schon lange beobachteter Indikator für<br />

<strong>Integration</strong>.<br />

Auf die gr<strong>und</strong>legende Bedeutung der Rechtsstellung von Zuwanderern – etwa hinsichtlich<br />

des Aufenthalts, der Freizügigkeit, des Wohnens, der Arbeitsaufnahme,<br />

der Selbstständigkeit, des Zusammenlebens als Familie, des Zugangs zu Erziehung<br />

<strong>und</strong> Ausbildung, der politischen Partizipation, der Ges<strong>und</strong>heitsleistungen oder des<br />

Bezugs von sozialstaatlichen Leistungen – wurde bereits hingewiesen. Die Rechtsstellung<br />

hat Auswirkungen auf die Konfliktfähigkeit von Migranten <strong>und</strong> auf die<br />

Inanspruchnahme sozialstaatlicher Leistungen. Eine nicht ausreichende Ausstattung<br />

mit Rechten beschränkt die <strong>Integration</strong>smöglichkeiten.<br />

Unter diesen Rechten nimmt die Einbürgerung wiederum eine besondere Stellung<br />

ein. In den klassischen Einwanderungsländern des 19. <strong>und</strong> frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

lief Einwanderung in aller Regel zielgerichtet auf Einbürgerung zu. Die Einbürgerung<br />

bildete im traditionellen Verständnis Höhepunkt <strong>und</strong> Abschluss des <strong>Integration</strong>sprozesses,<br />

auch wenn z.B. die sprachlich-kulturelle <strong>Integration</strong> häufig erst in<br />

der Zweiten Generation gelang. Inzwischen aber hat die Einbürgerung einen Funktionswandel<br />

erfahren. Im Zuge der Globalisierung bilden sich transnationale Identitäten,<br />

die eine Zugehörigkeit zu mehr als einer Gesellschaft ermöglichen, <strong>und</strong> im<br />

Zusammenhang mit der europäischen <strong>Integration</strong> hat sich die tatsächliche Bedeutung<br />

der Einbürgerung für die hier lebenden Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

verändert. So erscheint Zuwanderern aus anderen EU-Staaten die Einbürgerung<br />

häufig nicht attraktiv, weil ihnen die Unionsbürgerschaft bereits nahezu eine<br />

Gleichstellung mit der hier lebenden Bevölkerung ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

bietet. Für Zuwanderer aus Nicht-EU-Staaten gilt, dass sie bei einem langfristigen<br />

Aufenthalt fast alle wirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialen Rechte inzwischen auch ohne<br />

Einbürgerung erreichen können. So schreibt beispielsweise die Daueraufenthaltsrichtlinie<br />

der EU den Mitgliedstaaten eine Gleichstellung von Drittstaatern bezüglich<br />

der Sozialhilfe vor (vgl. Kap. 2).<br />

In Deutschland leben viele Zuwanderer aus Drittstaaten, die einen Anspruch auf<br />

Einbürgerung haben, diesen aber nicht wahrnehmen. Da diesen Zuwanderern<br />

lediglich eine Einbürgerung volle politische Beteiligungsrechte bietet, befürwortet<br />

der Zuwanderungsrat in Hinblick auf eine verstärkte <strong>Integration</strong> eine positive Darstellung<br />

der Einbürgerung in der Öffentlichkeit, wie dies etwa durch Informationskampagnen<br />

der Beauftragten der B<strong>und</strong>esregierung für <strong>Migration</strong>, Flüchtlinge <strong>und</strong><br />

<strong>Integration</strong> wiederholt geschehen ist. Die öffentliche Werbung für die Einbürge-<br />

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