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Migration und Integration - RatSWD

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<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

Zusammenhängen: Man kann mit überschaubaren Folgen z.B. sich für Wissenschaft<br />

nicht interessieren oder die Zeitung nicht lesen. Dies gilt aber offensichtlich<br />

nicht für Wirtschaft/Arbeit, Bildung/Ausbildung/Sprache <strong>und</strong> Familie/Wohnumfeld:<br />

Auf eine Teilnahme an diesen Bereichen kann nicht ohne erhebliche Folgen<br />

für die übrige Lebensführung verzichtet werden, da diese für <strong>Integration</strong> eine<br />

Schlüsselstellung haben. Gemeinsam ist ihnen, dass Individuen in diesen Zusammenhängen<br />

Leistungen erbringen müssen, die Zugänge zu anderen Ressourcen<br />

vermitteln oder aufrecht erhalten können: in Schulen Qualifikations- <strong>und</strong> Wissenserwerb,<br />

bei der Arbeit kompetente Aufgabenerfüllung, in Familien Empathie <strong>und</strong><br />

Rücksichtnahme. Dies gilt in modernen Gesellschaften allgemein <strong>und</strong> bezeichnet<br />

keine Besonderheit von Migranten. Die Kernfrage für <strong>Integration</strong> ist, ob <strong>und</strong> wie die<br />

Erbringung solcher Leistungen unter Bedingungen von <strong>Migration</strong> gelingt. Dieses<br />

Gelingen bzw. Misslingen kann man an verschiedenen sozialen Indikatoren erkennen,<br />

die hier nur beispielhaft angesprochen <strong>und</strong> später (Kap. 9.2) eingehender diskutiert<br />

werden.<br />

Die vorgenannten Bereiche stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Berichts,<br />

wobei nicht auf alle Bereiche in gleicher Weise eingegangen werden kann. Die<br />

Bereiche Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeitsmarkt werden in Kapitel 6 ausführlich erörtert, die<br />

Bereiche Bildung, Ausbildung <strong>und</strong> Sprache in den Kapiteln 7.2 <strong>und</strong> 7.3.<br />

Familien sind für das Gelingen bzw. Misslingen von <strong>Integration</strong> vor allem aus zwei<br />

Gründen von Bedeutung: Zum einen vermitteln sie ihren Kindern gr<strong>und</strong>legende<br />

Kompetenzen der sozialen Handlungs- <strong>und</strong> Kommunikationsfähigkeit. Sie tragen<br />

also wesentlich zur Teilnahmekompetenz von Kindern an schulischer Erziehung<br />

<strong>und</strong> Ausbildung bei <strong>und</strong> sind der zentrale Begleitkontext für die Schullaufbahn.<br />

Zum anderen sind – gr<strong>und</strong>sätzlich betrachtet – Familien in der modernen Gesellschaft<br />

die Einrichtung, in der Individuen potenziell als ganze <strong>und</strong> besondere Personen<br />

zählen <strong>und</strong> bedeutsam sind. In allen anderen Bereichen kommen sie demgegenüber<br />

nur mit dem Ausschnitt vor, der bereichsspezifisch relevant ist – in der<br />

Berufsrolle unter dem Gesichtspunkt von Kompetenz <strong>und</strong> Leistung; in der Schülerrolle<br />

unter dem Gesichtspunkt von Wissen <strong>und</strong> Können; in der Publikumsrolle auf<br />

Ämtern unter dem Gesichtspunkt von Ansprüchen oder Pflichten; als Patienten<br />

unter dem Gesichtspunkt von Krankheit etc. In der Familie hingegen können Individuen<br />

im Prinzip sich selbst <strong>und</strong> alles, was sie betrifft, zum Thema machen, weil<br />

der oder die andere(n) sich wechselseitig umeinander kümmern <strong>und</strong> Zuneigung<br />

<strong>und</strong> soziale Unterstützung gewährleisten. Familien entlasten daher ihre Mitglieder.<br />

Dies zeigt sich daran, dass allgemein Individuen, die in Familien leben, im<br />

Durchschnitt gesünder sind <strong>und</strong> problematische <strong>Integration</strong>slagen besser überstehen<br />

können. Umgekehrt gelten problemüberlastete oder zerbrechende Familien<br />

als hinderlich für die erfolgreiche Teilnahme an Bildungsprozessen bzw. stellen<br />

eine potenzielle Einschränkung der Handlungsfähigkeit ihrer Mitglieder dar. Familiengröße,<br />

familiäre Wanderungsverläufe, inter- bzw. intraethnisches Heiratsverhalten,<br />

Bildungsniveau der Eltern, Haushaltsgröße <strong>und</strong> -einkommen <strong>und</strong> Generationsstruktur<br />

gelten entsprechend als Indikatoren für die internen wie externen <strong>Integration</strong>sleistungen<br />

von Familien.<br />

Die Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen <strong>Integration</strong>sbereichen<br />

werden am Beispiel Wohnen/Wohnumfeld deutlich (vgl. Kap. 7.4). In der<br />

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