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Migration und Integration - RatSWD

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Daten <strong>und</strong> Trends des Wanderungsgeschehens<br />

gen, was eine <strong>Migration</strong> als Ausweg aus unerträglichen Lebensbedingungen<br />

unausweichlich werden lässt. Zum anderen erhoffen sich Migranten mit ihrer<br />

Wanderung eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Position, also einen sozialen<br />

Aufstieg entweder in der Aufnahmegesellschaft oder – nach einer Rückkehr – in der<br />

Heimatgesellschaft. So wie die wirtschaftliche Globalisierung Chancen für die Verbesserung<br />

dieser Lebenslagen bietet, ergeben sich aus der zunehmenden Ungleichheit<br />

zwischen den Weltregionen auch Wanderungszwänge.<br />

Wegen der Vielzahl der Faktoren, die auf die Entwicklung dieser beiden Wanderungsformen<br />

einwirken, lässt sich nicht prognostizieren, ob die freiwilligen oder<br />

die erzwungenen Wanderungsformen stärker zunehmen werden. Es ist jedoch zu<br />

befürchten, dass es in vielen Staaten der Welt eine Zunahme von politischer, sozialer<br />

<strong>und</strong> kultureller Intoleranz bis hin zu gruppenbezogenen <strong>und</strong> flächendeckenden<br />

Menschenrechtsverletzungen geben wird. Bestimmte Bevölkerungsgruppen werden<br />

auch weiterhin Opfer systematischer Diskriminierungen <strong>und</strong> Verfolgung, <strong>und</strong><br />

viele schwache, korrupte oder gescheiterte Regierungen werden gegen derartige<br />

Entwicklungen in ihrem Land nichts unternehmen können oder wollen (Angenendt<br />

2003). Bevor sich solche Entwicklungen jedoch in konkrete Wanderungsbewegungen<br />

umsetzen, müssen noch weitere Faktoren wirksam werden.<br />

Wanderungstraditionen<br />

Die wichtigste Frage ist, ob es zwischen den Herkunfts- <strong>und</strong> Aufnahmeländern<br />

(eventuell einschließlich der Transitländer) langwährende politische, soziale oder<br />

kulturelle Beziehungen gibt, <strong>und</strong> ob es bereits in der Vergangenheit Wanderungsbewegungen<br />

gegeben hat. Existieren solche Beziehungen, sind weitere Wanderungen<br />

wahrscheinlich – jedenfalls so lange, wie sich an der Aufnahmebereitschaft des<br />

jeweiligen Ziellandes nichts ändert. Die Aufnahmebereitschaft kann – wie derzeit<br />

in einigen Ländern zu beobachten ist – beispielsweise abnehmen, wenn eine kritische<br />

Wirtschaftslage besteht oder wenn befürchtet wird, dass Zuwanderung die<br />

Gefahr terroristischer Anschläge oder bestehende ethnische oder religiöse Spannungen<br />

verstärken könnte.<br />

Gesellschaftliche Eliten als Meinungsführer<br />

Wenn es in der Aufnahmegesellschaft Meinungsführer gibt, die von den wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Vorteilen legaler <strong>und</strong> erwünschter Zuwanderung<br />

überzeugt sind, können sie zu einer Erweiterung der Zuwanderungsmöglichkeiten<br />

beitragen. Sehen diese Eliten die Vorteile der Zuwanderung als groß <strong>und</strong> die Handlungsbereitschaft<br />

der Regierung als gering an, können sie sich veranlasst sehen,<br />

selbst aktiv für eine entsprechende Öffnung des Landes einzutreten. Ein Beispiel für<br />

eine solche von Eliten angestoßene Öffnung für Zuwanderung ist Kanada, ein anderes<br />

ist die kürzlich erfolgte Einwanderungsreform im Vereinigten Königreich (vgl.<br />

Kap. 5.9). In den USA standen im Frühjahr 2004 ungewöhnlich tolerante Äußerungen<br />

<strong>und</strong> Gesten der Regierung den früher ins Land gekommenen illegalen Einwanderern<br />

gegenüber nicht nur im Zeichen der anstehenden Präsidentschaftswahlen<br />

<strong>und</strong> des Werbens um die Stimmen von „Hispanics“, sondern eben auch in Zusammenhang<br />

mit dem Werben von Eliten für eine weitere Öffnung des Landes.<br />

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