Migration und Integration - RatSWD

Wirtschaftliche Notwendigkeit und Effekte der Zuwanderung
bestimmter Nationalitäten zeichnet sich ein Fachkräftemangel in einigen Teilarbeitsmärkten
ab, der zur Zeit nicht durch inländische Arbeitskräfte gedeckt werden
kann. Zusammen mit der Tatsache, dass vor allem gering Qualifizierte Schwierigkeiten
haben, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren, verdeutlicht dies, dass die Situation
der Migranten auf dem deutschen Arbeitsmarkt nur dann wesentlich verbessert
werden kann, wenn zwei wichtige Voraussetzungen erfüllt werden: Erstens muss das
Bildungsniveau der schon jetzt hier lebenden Migranten verbessert und zweitens
müssen auch gering Qualifizierte stärker in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Eine Zuwanderungspolitik, die die zukünftige Migration steuert, muss
viel stärker als bisher an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes ausgerichtet
werden. Dies bedeutet vor allem, dass die arbeitsmarktorientierte
Zuwanderung von gering Qualifizierten eingeschränkt und die von
Qualifizierten und hoch Qualifizierten ausgebaut werden sollte. Die
Tatsache, dass Zuwanderer in Ländern, in denen es eine so ausgerichtete
arbeitsmarktorientierte Zuwanderung gibt, teilweise eine niedrigere
Arbeitslosenquote aufweisen als die Mehrheitsbevölkerung ohne
Migrationshintergrund, unterstützt diese Maxime noch.
Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für Zuwanderer müssen verbessert
werden (vgl. Kap. 5). Dazu gehört u.a. die Neuregelung von Arbeitsverboten und
Wartezeiten, da diese sich negativ auf das Erwerbsverhalten auswirken. Auch mindert
die mangelnde Anerkennung der im Ausland erworbenen Bildungsabschlüsse
die Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
6.2 Offenheit führt zu zusätzlicher
wirtschaftlicher Dynamik
Wie im Folgenden gezeigt wird, tragen Grenzen, die für Güter und Dienstleistungen
sowie für ausländische Arbeitskräfte offen sind, entscheidend zum gesamtwirtschaftlichen
Wohlstand bei. Sie führen beispielsweise dazu, dass die deutsche
Volkswirtschaft international wettbewerbsfähig bleibt. Diese Wettbewerbsfähigkeit
und die Dynamik der Volkswirtschaft insgesamt könnten noch erhöht werden,
wenn qualifizierte Arbeitskräfte verstärkt in Deutschland arbeiten dürften. Eine
prosperierende Wirtschaft erhöht zudem sowohl die Integrationskapazitäten für
schon hier lebende Migranten als auch die Aufnahme- und Integrationskapazitäten
für Neuzuwanderer.
Die Bundesrepublik ist „Weltmeister“ unter den Exportnationen: Im Jahr 2002 etwa
exportierte Deutschland Waren und Dienstleistungen in Wert von 750 Milliarden
Euro. Dies entspricht 35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Besonders dynamisch
verlief in den vergangenen Jahren die Entwicklung der Exporte in die neuen
EU-Länder. Diese lagen 1992 bei 12,5 Milliarden Euro und sind seitdem auf 56,5 Milliarden
Euro im Jahr 2003 gestiegen. Dieser Wert liegt nur geringfügig niedriger als
der Wert der Exporte in die USA in 2003 (61,7 Milliarden Euro). Die Importe aus den
neuen EU-Ländern sind im gleichen Zeitraum von knapp 12 auf 57,3 Milliarden Euro
gestiegen.
Dass eine Öffnung der Arbeitsmärkte insbesondere für qualifizierte und hoch qualifizierte
Arbeitskräfte die wirtschaftliche Dynamik erhöhen kann, zeigen die Erfah-
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