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Migration und Integration - RatSWD

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Soziale Strukturbildung durch <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> <strong>Integration</strong><br />

rechtlicher Regelsysteme in der EU, Anlass für Reformen des Ausländer- <strong>und</strong> Staatsangehörigkeitsrechts,<br />

die auf eine zunehmende Gleichstellung von Migranten <strong>und</strong><br />

Mehrheitsbevölkerung ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> hinauslaufen sowie für eine<br />

Internationalisierung des Sozialversicherungsrechts. Schulen <strong>und</strong> Bildungseinrichtungen<br />

sind auf Gr<strong>und</strong> der zunehmend differenzierten kulturellen Herkunft <strong>und</strong><br />

der Mehrsprachigkeit ihrer Schüler herausgefordert, ihre Erziehungsprogramme<br />

entsprechend umzustellen; die Hochschulen sind bemüht, die Lehrerausbildung<br />

diesen Herausforderungen anzupassen <strong>und</strong> im Zuge der Internationalisierung der<br />

Bildung sind sie zugleich Zielpunkte zunehmender Bildungsmigrationen. Im<br />

Ges<strong>und</strong>heitssystem ist in den Arztpraxen <strong>und</strong> Krankenhäusern eine Internationalisierung<br />

sowohl des Personals als auch der Patienten zu registrieren.<br />

Lebenslagen<br />

Mit <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> können Erweiterungen oder Einschränkungen von<br />

Beschäftigungs-, Aufstiegs- <strong>und</strong> Einkommenschancen verb<strong>und</strong>en sein. Die veränderte<br />

Zusammensetzung von Schulklassen beeinflusst die Erziehungswirklichkeit<br />

im Alltag <strong>und</strong> die Konkurrenzbedingungen in den Schulen. <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> <strong>Integration</strong><br />

bringen einen Wandel der Nachfrage auf Wohnungsmärkten sowie eine andere<br />

Zusammensetzung von Wohnnachbarschaften mit sich <strong>und</strong> sind zudem mit größerer<br />

kultureller <strong>und</strong> religiöser Vielfalt verb<strong>und</strong>en. Alles in allem also sind die Lebenslagen<br />

von Menschen mit <strong>und</strong> ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Lebenschancen immer auch das Resultat der <strong>Integration</strong>sgeschichte einer<br />

Zuwanderungsgesellschaft.<br />

Anschlusswanderungen<br />

<strong>Migration</strong> <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> können Pfade für weitere <strong>Migration</strong>en legen, die jeweils<br />

zu neuen Niederlassungs- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>sprozessen führen. Solche Folge- bzw.<br />

Anschlussmigrationen begegnen uns als Familien- <strong>und</strong> Heiratswanderungen, als<br />

Kettenwanderungen über Verwandtschafts- <strong>und</strong> Bekanntschaftsnetzwerke, als<br />

Asyl- <strong>und</strong> Fluchtmigrationen, Pendelmigrationen oder auch illegale Anschlusswanderungen.<br />

Internationale bzw. grenzüberschreitende <strong>Migration</strong> verändert die Zuwanderungsgesellschaften<br />

insgesamt – <strong>und</strong> dies, wie dargelegt, nicht nur weil Menschen mit<br />

<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> zu einem dauerhaften Teil ihrer Bevölkerungen werden. Das<br />

folgende Resümee der Zuwanderungen nach Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg<br />

beleuchtet die von ihnen ausgehenden sozialen Strukturbildungen, die<br />

sowohl für die Gegenwart als auch für die absehbare Zukunft von <strong>Migration</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Integration</strong> in Deutschland von Bedeutung sind (Bade 1994a: 38-206, Herbert 2001:<br />

191-334, Bade/Oltmer 2004: 92-127).<br />

3.1 Flüchtlinge <strong>und</strong> Vertriebene<br />

Am Beginn der Zuwanderungsgeschichte der B<strong>und</strong>esrepublik stand die Frage der<br />

(vielen Zeitgenossen anfangs als nicht zu bewältigen erscheinenden <strong>und</strong> doch unabwendbaren)<br />

sozialen <strong>Integration</strong> einer Massenzuwanderung von bis dahin nie<br />

erlebten Dimensionen. Es ging um die <strong>Integration</strong> der deutschen Flüchtlinge <strong>und</strong><br />

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