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Migration und Integration - RatSWD

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Zur Notwendigkeit aussagekräftiger Indikatoren <strong>und</strong> Datengr<strong>und</strong>lagen<br />

ve Interviews, etc.) angewandt werden. Weitere Probleme <strong>und</strong> Schwachpunkte<br />

qualitativer Methoden ergeben sich durch die oft mangelnde Transparenz der<br />

Verfahrensweisen, die Gefahr einer fehlenden Distanz des Forschers <strong>und</strong> damit<br />

einer Fehlinterpretation der Ergebnisse. Aber auch der blinde Glaube an die Richtigkeit<br />

der berechneten quantitativen Daten bleibt vordergründig. Deshalb ist es<br />

gerade in der <strong>Migration</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>sforschung oft sinnvoll, quantitative<br />

<strong>und</strong> qualitative Methoden miteinander zu verbinden.<br />

In einer Gesellschaft, deren Lebenswelten immer vielfältiger werden, geht die<br />

Pluralisierung auch an Migranten nicht vorbei; ihre Lebenslagen sind gekennzeichnet<br />

durch unterschiedliche Partizipation an den verschiedenen gesellschaftlichen<br />

Teilbereichen <strong>und</strong> durch multiple Gruppenzugehörigkeiten. Deswegen<br />

sind qualitative Ansätze gerade im lokalen Kontext von besonderer<br />

Bedeutung. Um der Forderung nach einer Unterscheidung „von Fall zu Fall“<br />

gerecht zu werden, verfolgen qualitative Untersuchungen deshalb einen<br />

interpretativen, auf den Einzelfall bezogenen Ansatz, bei dem z.B. in zureichend<br />

strukturierten, mitunter aber auch narrativen Interviews individuelle<br />

Entscheidungs-, Handlungs- <strong>und</strong> Verhaltensmuster erfragt werden.<br />

Insbesondere im Bereich <strong>Integration</strong> besteht bei Kommunen ein wachsender lokaler<br />

Informationsbedarf, um zielgruppenorientierte Maßnahmen entwickeln zu<br />

können. Die dafür notwendigen kleinräumigen <strong>und</strong> vielschichtigen Informationen<br />

kann die amtliche Statistik nur begrenzt liefern. Neben gezielten, idealerweise wissenschaftsgetragenen<br />

quantitativen Erhebungen können z.B. stadtteilbezogene<br />

qualitative Erhebungen einen wichtigen Beitrag zur Formulierung konkreter Empfehlungen<br />

<strong>und</strong> Ansatzpunkte leisten (Straßburger 2001, Hanhörster 2003, Bommes<br />

2003a).<br />

Konsequenzen für die informationelle Infrastruktur<br />

In vorliegenden ersten Bericht des Zuwanderungsrates kann aus den genannten<br />

Gründen bedauerlicherweise vielfach nicht auf methodisch angemessene Evaluationsstudien<br />

zurückgegriffen werden. Dies wird insbesondere in Kapitel 7 deutlich.<br />

Dieses Defizit kann natürlich nicht bedeuten, dass deshalb auf Handlungsempfehlungen<br />

für politische Entscheidungen gänzlich verzichtet werden kann. Vielmehr<br />

müssen den Entscheidungsträgern bei der sachgerechten Begründung von politischen<br />

Entscheidungen <strong>und</strong> der Abschätzung ihrer möglichen Folgewirkungen<br />

methodische Defizite <strong>und</strong> „Nicht-Wissen“ transparent gemacht werden. Zugleich<br />

müssen diese ein steter Ansporn sein, solche Ein- <strong>und</strong> Abschätzungsprobleme<br />

durch bessere Datenerhebungen, besseren Datenzugang <strong>und</strong> bessere Analysemethoden<br />

zu verringern.<br />

Für die Beurteilung des Zuwanderungs- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>sgeschehens sind unabhängig<br />

voneinander durchgeführte Analysen vorzunehmen. Dies gilt insbesondere<br />

für die Evaluation politischer Maßnahmen <strong>und</strong> Modellvorhaben, die nie<br />

ohne theoretische <strong>und</strong> methodische Annahmen auskommen <strong>und</strong> deshalb nicht<br />

nur von einer einzigen Forschergruppe durchgeführt werden dürfen, die gewissermaßen<br />

ein Analyse-Monopol hätte <strong>und</strong> deren Ergebnisse nicht nachprüfbar<br />

wären. Insbesondere macht es keinen Sinn, dass die Politik <strong>und</strong> der Zuwanderungsrat<br />

sich ausschließlich auf amtliche Analysen, z.B. durch die B<strong>und</strong>esagen-<br />

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