08.06.2014 Aufrufe

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Daten <strong>und</strong> Trends des Wanderungsgeschehens<br />

gering <strong>und</strong> unqualifizierten Arbeitskräften zugenommen. Ferner ist eine Zunahme<br />

der befristeten Zuwanderung von ausländischen Arbeitskräften zu beobachten.<br />

Dies betrifft vor allem den landwirtschaftlichen Bereich: Im Vereinigten Königreich<br />

<strong>und</strong> Italien nahm die Zahl der Saisonarbeiter von 2000 bis 2001 um 50 Prozent zu, in<br />

Frankreich um 37 Prozent <strong>und</strong> in Deutschland um 24 Prozent (von 2001 auf 2002:<br />

um 9 Prozent). Zudem hat die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte in privaten<br />

Haushalten an Bedeutung gewonnen, wobei es sich hier allerdings häufig um<br />

illegale Beschäftigung von Ausländern mit Aufenthaltstiteln handelt. Verlässliche<br />

Daten hierzu liegen naturgemäß nicht vor, es lassen sich aber zur Bestimmung der<br />

Größenordnung Rückschlüsse aus den Ergebnissen der in den südeuropäischen<br />

Ländern wiederholt durchgeführten Legalisierungsaktionen für illegale Zuwanderer<br />

ziehen. So war beispielsweise bei der letzten italienischen Legalisierungsaktion<br />

im Jahr 2002, bei der mehr als 700.000 Anträge gestellt wurden, etwa die Hälfte der<br />

Antragsteller in privaten Haushalten beschäftigt. Bei der jüngsten Legalisierungsaktion<br />

in Spanien im Jahr 2001 wurden r<strong>und</strong> 350.000 Anträge gestellt, von denen<br />

etwa ein Drittel private Beschäftigungsverhältnisse betrafen.<br />

Eine Zunahme ist auch bei anderen Formen der befristeten Arbeitsmigration festzustellen.<br />

Dies betrifft zum einen Arbeitskräfte, die innerhalb internationaler Konzerne<br />

mit weltweiten geschlossenen internen Arbeitsmärkten für einen begrenzten<br />

Zeitraum Arbeitsplätze in anderen Ländern annehmen. Eine solche Zuwanderung<br />

ist in jüngster Zeit vor allem in den neuen EU-Mitgliedstaaten zu finden, etwa<br />

in der Tschechischen Republik, Polen <strong>und</strong> Ungarn. Zum anderen wächst die Zahl<br />

der so genannten Grenzpendler, jener Migranten also, die in einem EU-Land arbeiten,<br />

aber in einem anderen wohnen.<br />

Die Zahl der Asylbewerber sinkt<br />

Auf den starken Anstieg der Asylbewerberzahlen zu Beginn der 1990er Jahre <strong>und</strong><br />

die damit verb<strong>und</strong>ene Belastung der nationalen Asylsysteme reagierten die EU-15-<br />

Staaten mit einer restriktiven Asylpolitik. Dazu gehörten unter anderem neue<br />

Regelungen für die Erteilung von Visa, die Bestimmung so genannter „sicherer<br />

Herkunftsländer“ <strong>und</strong> „sicherer Drittstaaten“ (vgl. Kap. 5), die Beschränkung des<br />

Rechtsweges im Asylverfahren, die Reduzierung von Unterstützungsleistungen für<br />

Asylbewerber <strong>und</strong> verstärkte Bemühungen um eine Rückführung abgelehnter<br />

Asylbewerber.<br />

Diese Maßnahmen führten – vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Beendigung der Kriege im<br />

ehemaligen Jugoslawien <strong>und</strong> der Abnahme der dadurch ausgelösten Fluchtwanderungen<br />

– bis Ende der 1990er Jahre zu einem deutlichen Rückgang der in der EU<br />

gestellten Asylanträge. Gegen Ende des Jahrzehnts allerdings brachen im Nahen<br />

<strong>und</strong> Mittleren Osten <strong>und</strong> in Afrika neue Kriege <strong>und</strong> Bürgerkriege aus, die mit größeren<br />

Flüchtlingsbewegungen verb<strong>und</strong>en waren, <strong>und</strong> die Zahl der Asylbewerber<br />

stieg auch in den EU-Staaten kurzfristig wieder an. Seit 2001 ist die Zahl der Asylbewerber<br />

in der EU-15 wieder deutlich (um etwa 30 Prozent) zurückgegangen – von<br />

392.000 auf 297.000 Menschen.<br />

Diese Flüchtlingszuwanderung verteilt sich derzeit in anderer Weise auf die EU-<br />

Staaten als noch in den 1990er Jahren. Die OECD unterscheidet – diesmal bezogen<br />

auf die erweitere Union (EU-25) – dabei zwei Gruppen von Staaten: Die einen haben<br />

46

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!