08.06.2014 Aufrufe

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Steuerung der Zuwanderung<br />

Erfahrung nach vor allem davon ab, ob dort bereits Netzwerke von Familienmitgliedern<br />

oder Landsleuten bestehen, doch spielt auch die Überlegung eine Rolle,<br />

wie es um die Möglichkeiten einer Einschleusung in ein Land bestellt ist oder wo<br />

sich am längsten menschenwürdig <strong>und</strong> am wenigsten kontrolliert leben lässt. Prinzipiell<br />

jedoch ist ein Einfluss von gesetzgeberischen <strong>und</strong> administrativen Maßnahmen<br />

auf die Flüchtlingszuwanderung zu vermuten. So lässt sich beispielsweise für<br />

den Zeitraum 2000 bis 2002 bei EU-weit annähernd gleichbleibendem Zugang von<br />

Asylbewerbern eine Verschiebung zwischen den Mitgliedstaaten feststellen.<br />

Der Asylkompromiss von 1993 führte zu einem sprunghaften Anstieg der Asylbewerberzahlen<br />

in den Niederlanden <strong>und</strong> anderen europäischen Staaten. Auch nahm<br />

z.B. in Belgien die Zahl der Asylbewerber nach dem Jahr 2000 ab, nachdem das Land<br />

seine Visumspolitik verschärfte <strong>und</strong> ab 2001 keine Sozialhilfe mehr für Neuantragsteller<br />

gewährte. Auch die Niederlande <strong>und</strong> Dänemark verschärften im Jahr 2000<br />

bzw. 2001 die Aufnahmebedingungen für Asylsuchende, was ebenfalls zu einem<br />

Rückgang der Anträge führte. Bei den Niederlanden kam noch eine Beschränkung<br />

der Arbeitserlaubnis auf drei Monate pro Jahr als neue Maßnahme hinzu.<br />

Nachdem sich die Aufnahmebedingungen in den bisherigen Zielländern verschärft<br />

hatten, erhöhte sich der Asylbewerberzugang in Schweden <strong>und</strong> Norwegen.<br />

Besonders attraktiv wurden diese Länder durch die rechtlich uneingeschränkte<br />

Arbeitsmöglichkeit <strong>und</strong> zudem ein großzügiges Familiennachzugsrecht. Mit dem<br />

Beitritt Schwedens (1997) <strong>und</strong> Norwegens (2001) zum Dubliner Übereinkommen<br />

stiegen die Zahlen aufgr<strong>und</strong> wegfallender Grenzkontrollen weiter an; Norwegen<br />

musste schon vor seinem EU-Beitritt aus Schweden zuwandernde Asylbewerber<br />

aufnehmen. Auch diese beiden Staaten aber versuchten ihre Attraktivität für Asylsuchende<br />

durch Änderungen im Sozialsystem, eine Beschränkung des Familiennachzugsrechts<br />

sowie verstärkte Rückführungsbemühungen zu verringern.<br />

Ab 1997 zeigte sich auch in Österreich – zeitgleich mit dem Beitritt zum Dublin-<br />

Übereinkommen – eine steigende Tendenz bei den Asylbewerberzahlen. Darüber<br />

hinaus gilt Österreich als Durchreiseland für Antragsteller, die über Schlepperrouten<br />

aus dem Osten kommend verstärkt ins Gebiet der Schengen- bzw. Dublin-Staaten<br />

einreisen.<br />

Ab 1996 nahm in Frankreich <strong>und</strong> Großbritannien die Zahl der Asylbewerber zu.<br />

Frankreich war durch den Eurotunnel Ausgangsland für eine Einreise in das Vereinigte<br />

Königreich <strong>und</strong> trotz seiner relativ niedrigen Sozialleistungen nicht zuletzt<br />

aus sprachlichen Gründen zugleich erster Anlaufpunkt für Asylbewerber aus den<br />

ehemaligen Kolonien. Auch das Vereinigte Königreich war sprachlich <strong>und</strong> historisch<br />

bedingt besonders attraktiv für viele Flüchtlinge <strong>und</strong> Asylsuchende, was noch<br />

dadurch gesteigert wurde, dass in Großbritannien keine Ausweispflicht besteht<br />

<strong>und</strong> ein „Untertauchen“ nach einem abgelehnten Asylantrag wegen des ohnehin<br />

schon multikulturellen Erscheinungsbildes vieler britischer Städte leichter möglich<br />

schien.<br />

Trotz Einführung schärferer Bestimmungen (Eilverfahren, Wegfall der Klagemöglichkeit<br />

in offensichtlich unbegründeten Fällen, Liste sicherer Herkunftsländer,<br />

neue Visumspflicht oder Erfordernis von Durchreisevisa für bestimmte Herkunftsländer,<br />

Abschaffung des subsidiären Schutzes, Ausweiskarten für Asylbewerber,<br />

Verwehrung von Sozialhilfe bei verspäteter Antragstellung, Unterbringung in Auf-<br />

144

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!