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Migration und Integration - RatSWD

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Besondere Konfliktbereiche bei der <strong>Migration</strong>ssteuerung <strong>und</strong> der <strong>Integration</strong>sgestaltung<br />

8 Besondere Konfliktbereiche<br />

bei der <strong>Migration</strong>ssteuerung<br />

<strong>und</strong> der <strong>Integration</strong>sgestaltung<br />

Die Aufnahme- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>skapazitäten eines Landes hängen entscheidend<br />

davon ab, wie die mit Zuwanderung <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> verb<strong>und</strong>enen Probleme <strong>und</strong><br />

Spannungslagen behandelt <strong>und</strong> bewältigt werden. Zuwanderung <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>,<br />

das lehrt uns die Geschichte, sind stets auch mit Spannungen <strong>und</strong> Reibungen verb<strong>und</strong>en.<br />

Wo diese nicht mehr in der alltäglichen Begegnung bewältigt werden<br />

können <strong>und</strong> sich zu übergreifenden Konflikten verdichten, ist es notwendig, sie<br />

frühzeitig zu erkennen, zum Thema zu machen <strong>und</strong> zu bearbeiten. Solche Konflikte<br />

können, wenn sie politisch unbeachtet bleiben, die Akzeptanz für Zuwanderung<br />

<strong>und</strong> damit die <strong>Integration</strong>sbereitschaft der Aufnahmegesellschaft erheblich verringern.<br />

Dies betrifft vor allem besondere Konfliktthemen wie illegale Zuwanderung,<br />

Menschenschmuggel, Menschenhandel, Kriminalität von <strong>und</strong> gegen Zuwanderer,<br />

Auswirkungen von Zuwanderung auf die innere Sicherheit sowie Diskriminierung<br />

von Zuwanderern.<br />

Die Konfliktpotenziale sind auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen. Ein<br />

wichtiger Aspekt kann sein, dass die Instrumente für die Steuerung der Zuwanderung<br />

nur in begrenztem Maße wirksam sind <strong>und</strong> dass sie zum Teil unbeabsichtigte<br />

oder unerwünschte Wirkungen haben. So kann zum Beispiel die Verstärkung von<br />

Grenzkontrollen, durch die illegale Zuwanderung reduziert werden soll, zu einer<br />

stärkeren Inanspruchnahme von Schleuserorganisationen führen. Als Folge solcher<br />

unbeabsichtigter oder unerwünschter Wirkungen von Steuerung nimmt die<br />

Öffentlichkeit die Zuwanderung oft als „unkontrollierbar“ wahr, was den Glauben<br />

an die Gestaltbarkeit von Zuwanderung insgesamt reduzieren kann.<br />

Gemeinsam ist diesen Konfliktbereichen, dass sie normabweichende Verhaltensweisen<br />

betreffen, worunter hier Verstöße gegen die Rechtsnormen unseres<br />

Gemeinwesens verstanden werden. Die Bevölkerung ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

nimmt abweichende Verhaltenweisen bei Zuwanderern schärfer wahr als in der<br />

eigenen Gruppe. Pauschale Schlussfolgerungen – wie „Ausländer sind kriminell“<br />

oder „Zuwanderer bringen Kriminalität ins Land“ sind häufig. Mit Blick auf die (tatsächliche<br />

<strong>und</strong> vermeintliche) Zuwandererkriminalität wird gefolgert, dass weniger<br />

Ausländer auch weniger Probleme verursachen würden. Diese „Sensationalisierung“<br />

des Problembereiches sucht <strong>und</strong> schafft Sündenböcke. Freilich: Gäbe es keine<br />

Zuwanderer, würden andere Sündenböcke gef<strong>und</strong>en. Die historische <strong>Migration</strong>sforschung<br />

bietet zahlreiche Belege, dass Ängste, Befürchtungen <strong>und</strong> Sorgen bezüglich<br />

normabweichendem Verhalten auf wechselnde Zuwanderergruppen bezogen<br />

wurden. Das gilt auch für die <strong>Migration</strong>sgeschichte der B<strong>und</strong>esrepublik: Die Feindbilder<br />

veränderten sich; früher gab es distanzierende bis denunziative Beschreibungen<br />

von Südeuropäern, später von farbigen Asylsuchenden, dann von muslimischen<br />

<strong>und</strong> illegalen Zuwanderern.<br />

Alle empirischen Untersuchungen über normabweichendes Verhalten von Zuwanderern<br />

zeigen vor allem einen deutlichen Zusammenhang auf, der selbstverständ-<br />

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