08.06.2014 Aufrufe

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

Migration und Integration - RatSWD

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Integration</strong>: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

Anteil von Schülern mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>. In der Summe kumulieren diese<br />

Entwicklungen: Kinder mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>, die häufig in sozial benachteiligten<br />

Stadtteilen wohnen, gehören zu ihren Verlierern.<br />

Bildungssystem<br />

Das deutsche Bildungssystem zeichnet sich durch eine starke Fragmentierung <strong>und</strong><br />

Abgrenzung von Ressortzuständigkeiten, relevanten Verwaltungsebenen, Schultypen,<br />

Fächern <strong>und</strong> bei der Erzieherinnen- bzw. Lehrerausbildung aus. Dieser<br />

Umstand erschwert ein umfassendes Vorgehen bei der <strong>Integration</strong> im Kindergarten-<br />

bzw. Schulalltag. Der konstruktive Umgang mit Leistungsheterogenität <strong>und</strong><br />

Vielfalt ist im deutschen Schulsystem nur schwach ausgeprägt. Für Schulen besteht<br />

die Möglichkeit, Schüler mit schlechteren Startchancen zurückzustellen bzw. an die<br />

Sonderschule „abzugeben“. Diese Selektionsmöglichkeiten schränken die Bildungschancen<br />

von Schülern mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> ein. Zunehmend wird deutlich,<br />

dass es dem dreigliedrigen deutschen Schulsystem nicht gelingt, den Zugang zu<br />

höherer Bildung allein nach dem Leistungsprinzip zu gewähren. Auswirkungen auf<br />

die Bildungschancen von Migrantenkindern hat auch die Schwerpunktsetzung der<br />

Bildungsausgaben auf die sek<strong>und</strong>äre <strong>und</strong> tertiäre Ausbildung. Da die Weichen für<br />

eine erfolgreiche <strong>Integration</strong> in das Bildungssystem aber bereits im Kindergarten<br />

bzw. in der Gr<strong>und</strong>schule gestellt werden, bleibt dies nicht ohne Folgen.<br />

Notwendigkeit umfassender Reformen<br />

In der Gesamtschau bietet das deutsche Bildungssystem gerade für Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> eher ungünstige Rahmenbedingungen,<br />

die durch bildungspolitische Entscheidungen <strong>und</strong> Entwicklungen auf lokaler Ebene<br />

verstärkt werden. Die Selektionspraxis der Schulen steht einer nachhaltigen <strong>und</strong><br />

wirkungsvollen Förderung von Schülern mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> oft entgegen.<br />

Das Zusammenspiel von schulischer Bildung <strong>und</strong> Lernbegleitung in den Familien<br />

funktioniert häufig nicht, Bildungseinrichtungen <strong>und</strong> Familie sind oft eher Gegenpole<br />

als einander ergänzende Partner. Um diesen Entwicklungen zu begegnen,<br />

müssen Strategien entwickelt werden, die auf einem umfassenden Reformansatz<br />

beruhen <strong>und</strong> auf eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten ausgerichtet sind.<br />

Dabei kann es sinnvoll sein, über das Feld der eigentlichen Bildungspolitik hinaus<br />

Strategien zu entwickeln, die an andere Politikfelder anknüpfen, etwa an die<br />

Jugendhilfe oder die Stadtplanung.<br />

Im Mittelpunkt der Anstrengungen sollte die Verbesserung der Bildungssituation<br />

von benachteiligten Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

stehen. Nimmt man diesen Anspruch ernst, so bedeutet dies in der Bildungspolitik,<br />

die Schüler <strong>und</strong> ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen <strong>und</strong> an ihrer<br />

Lebensrealität anzusetzen. Solche übergreifenden, Zielgruppen adäquaten Interventionsmöglichkeiten<br />

gilt es für Kindergarten, Vorschule <strong>und</strong> Schule zu identifizieren<br />

<strong>und</strong> in einen breiten Ansatz zur Förderung benachteiligter Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendlicher einzubetten. Zwar kann dies die Versäumnisse der vergangenen Jahre<br />

nicht wettmachen – als Beitrag zur nachholenden <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> zur künftigen<br />

Gestaltung eines auf Chancengleichheit beruhenden Bildungssystems ist es jedoch<br />

unverzichtbar.<br />

267

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!