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Migration und Integration - RatSWD

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Einführung: Aufnahme- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>skapazitäten<br />

vielfältige Lebensformen gibt, als kulturelle Bereicherung wahrgenommen. Auf der<br />

anderen Seite befürchten viele Menschen, dass dort Brennpunkte der Armut, der Verwahrlosung<br />

<strong>und</strong> der Kriminalität entstehen, die sich allmählich der staatlichen Kontrolle<br />

entziehen. Diese Sorgen <strong>und</strong> Ängste müssen ernst genommen werden. Es muss<br />

deutlich gemacht werden, dass die Situation in benachteiligten Stadtvierteln mit<br />

hoher Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> einer großen Zahl von Sozialhilfeempfängern die <strong>Integration</strong>sperspektiven<br />

drastisch einschränken kann. Gerade in derartigen Brennpunkten<br />

ist eine <strong>Integration</strong>spolitik gefordert.<br />

Bei der Bestimmung von Aufnahme- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>skapazitäten jedoch führt die<br />

Suche nach einfachen Formeln <strong>und</strong> Fixgrößen in die Irre: So wie Migranten sich nicht<br />

in „die Gesellschaft“ integrieren, hat auch „die Gesellschaft“ keine starren <strong>Integration</strong>skapazitäten.<br />

Die Aufnahme- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>skapazitäten einer Gesellschaft für<br />

Zuwanderer sind vielmehr strukturell geformte (beispielsweise durch die Flüchtlingsaufnahme<br />

in der Nachkriegszeit), situativ beeinflusste <strong>und</strong> vor allem auch von<br />

normativen Zielsetzungen <strong>und</strong> Einschätzungen beeinflusste flexible Größen, die in<br />

verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen sowohl für einzelne Zuwanderergruppen<br />

als auch im Zeitverlauf durchaus unterschiedlich ausfallen können. Entscheidend<br />

ist, dass die Aufnahme- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>skapazitäten nicht als starre, sondern<br />

als durch politische Gestaltung <strong>und</strong> das Verhalten von Zuwanderern <strong>und</strong> Mehrheitsgesellschaft<br />

ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> mitgeprägte <strong>und</strong> veränderbare Größen<br />

verstanden werden.<br />

Chancen <strong>und</strong> Grenzen von <strong>Integration</strong>sindikatoren<br />

Um Zuwanderung gezielt zu gestalten, müssen in der <strong>Integration</strong>spolitik klare politische<br />

Zielvorgaben <strong>und</strong> geeignete Indikatoren zur Messung der Zielerreichung erarbeitet<br />

werden, wozu auch eine entsprechende Datenbasis zu schaffen ist. In einigen<br />

europäischen Ländern – beispielsweise in den Niederlanden, in Österreich <strong>und</strong> in der<br />

Schweiz – sowie auf europäischer Ebene gibt es derzeit Bestrebungen zur Erarbeitung<br />

solcher Indikatoren. Dies gilt auch für die B<strong>und</strong>esrepublik. Der Zuwanderungsrat<br />

begrüßt den Wunsch der Politik, Entscheidungen in der Zuwanderungs- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>spolitik<br />

methodisch <strong>und</strong> empirisch besser abzusichern <strong>und</strong> unterstützt in seiner<br />

Arbeit die Entwicklung geeigneter Verfahren. Er will mit seinem ersten Jahresgutachten<br />

auch zur Erarbeitung inhaltlicher Gr<strong>und</strong>lagen für ein Indikatorensystem <strong>und</strong> zur<br />

Eröffnung des dafür unumgänglichen gesellschaftlichen Diskurses über die nationalen<br />

Ziele von Zuwanderung <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> beitragen.<br />

Da in der Zuwanderungs- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>spolitik eine Vielzahl miteinander konkurrierender<br />

Ziele eine Rolle spielt, reicht eine geringe Zahl von Indikatoren allerdings<br />

zumeist nicht aus. Auch kann kein noch so komplexes Indikatorensystem verantwortungsvolles<br />

politisches Handeln ersetzen, sondern lediglich zu transparenteren<br />

<strong>und</strong> besser begründeten Entscheidungen beitragen. Zur Zeit fehlen jedoch noch<br />

wesentliche Voraussetzungen für die Entwicklung <strong>und</strong> Auswertung von geeigneten<br />

Indikatoren.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> hält es der Zuwanderungsrat nicht für sinnvoll, sondern<br />

sogar für gefährlich, ohne differenziertere Kenntnis von Wirkungszusammenhängen<br />

vorschnell ein umfassendes Indikatorensystem zu etablieren. Insbesondere dürfen<br />

operationalisierte Ziele nicht danach ausgewählt werden, welche statistischen Indika-<br />

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