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Migration und Integration - RatSWD

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Zur Notwendigkeit aussagekräftiger Indikatoren <strong>und</strong> Datengr<strong>und</strong>lagen<br />

auch die bei der Datensammlung verwendeten Begriffe <strong>und</strong> Definitionen festgelegt<br />

werden.<br />

Einen wichtigen Ausgangspunkt für die Entwicklung einheitlicher Definitionen<br />

werden die Begriffsbestimmungen in den Empfehlungen der Vereinten Nationen<br />

für Statistiken zur internationalen <strong>Migration</strong> bilden. Die 1976 unterbreiteten Empfehlungen<br />

zur Klassifikation der Wanderungsströme wurden 1998 überarbeitet;<br />

zentral für die Zuschreibung „Migrant“ ist der Aspekt der „Dauerhaftigkeit“: Es wird<br />

eine Differenzierung zwischen „long-term migrants“ (beabsichtigte Aufenthaltsdauer<br />

mindestens ein Jahr) <strong>und</strong> „short-term migrants“ (Aufenthaltsdauer weniger<br />

als ein Jahr, mindestens drei Monate) vorgenommen (United Nations 1998). Bis heute<br />

haben die meisten EU-Staaten – darunter auch Deutschland – diese Empfehlungen<br />

allerdings nicht umgesetzt.<br />

Aussagekräftige Wanderungsstatistiken erfordern eine effektive internationale<br />

Koordination. Im Mittelpunkt darf dabei nicht eine Erhöhung der Quantität, sondern<br />

muss eine Verbesserung der Qualität (d.h. Kompatibilität <strong>und</strong> Vergleichbarkeit)<br />

stehen.<br />

Die Anforderungen der Europäischen Kommission bzw. des Statistischen<br />

Amtes der Europäischen Gemeinschaften Eurostat sollten<br />

genutzt werden, um die Wanderungsstatistik in Deutschland zügig zu<br />

modernisieren.<br />

Notwendig sind Verbesserungen <strong>und</strong> eine Koordination der gerade im<br />

Bereich der <strong>Migration</strong> bedeutsamen Vielzahl von Geschäftsstatistiken.<br />

Illegale <strong>Migration</strong> – auch ein statistisches Problem<br />

Es liegt in ihrem Wesen, dass illegale <strong>Migration</strong> sich der statistischen Erfassung weitestgehend<br />

entzieht (siehe Kap. 8.1). Allen Schätzungen zur Größenordnung dieses<br />

Phänomens muss deshalb mit Vorsicht begegnet <strong>und</strong> die jeweiligen Schätzmethoden<br />

müssen kritisch hinterfragt werden. Illegale Einwanderung <strong>und</strong> illegaler Aufenthalt<br />

haben viele Erscheinungsformen; dazu zählen sowohl ein hoher Anteil zeitlich<br />

begrenzter illegaler Aufenthalte als auch dauerhaft ohne Aufenthaltsstatus in<br />

einem Land lebende Personen. Aufgr<strong>und</strong> des hohen Anteils der Pendelmigration<br />

an der illegalen <strong>Migration</strong> ist es nicht möglich, von den Zu- <strong>und</strong> Abgängen auf die<br />

Gesamtzahl von illegalen Migranten zu schließen.<br />

Um den Umfang der illegalen Bevölkerung schätzen zu können, greift man in<br />

Deutschland vor allem auf die Aufgriffszahlen staatlicher Ordnungs- <strong>und</strong> Ermittlungsbehörden<br />

zurück (die naturgemäß nicht sämtliche illegalen Zuwanderer, sondern<br />

nur diejenigen erfassen, die bei illegalem Zutritt oder Aufenthalt aufgegriffen<br />

wurden). Dazu gehören die Polizeiliche Kriminalstatistik sowie Daten über Aufgriffe<br />

von unerlaubt eingereisten Ausländern an den deutschen Land- <strong>und</strong> Seegrenzen,<br />

über Aufgriffe von Schleusern <strong>und</strong> über Aufgriffe im Rahmen von verdachtsunabhängigen<br />

Kontrollen. Da aufenthaltsrechtliche Illegalität eng mit illegaler Ausländerbeschäftigung<br />

verzahnt ist, bieten Zahlen zur illegalen Ausländerbeschäftigung<br />

(Verstöße von Arbeitgebern <strong>und</strong> Arbeitnehmern) ebenfalls Anhaltspunkte. In<br />

Anbetracht der politischen Brisanz der geschätzten Größenordnung der illegalen<br />

Bevölkerung besteht ein großes – auch öffentliches – Interesse bessere Schätzverfahren<br />

zu entwickeln <strong>und</strong> anzuwenden.<br />

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