Migration und Integration - RatSWD

Zur Notwendigkeit aussagekräftiger Indikatoren und Datengrundlagen
9 Zur Notwendigkeit
aussagekräftiger Indikatoren
und Datengrundlagen
Statistische Indikatoren können zwar gesellschaftliche und politische Abwägungen
nicht ersetzen, aber empirisches Wissen bildet eine wichtige Grundlage für
informierte und transparente Entscheidungen. Da Deutschland kein klassisches
Einwanderungsland ist, sind Indikatoren zu Migration und Integration und ihre
Datengrundlagen schon aus historischen Gründen unzureichend ausgebildet. Eine
gezielte Zuwanderungssteuerung und Integrationsförderung ist aber auf Analysen
angewiesen, die sich auf aussagekräftige Daten stützen. Insbesondere die Aufgaben
des Zuwanderungsrates sind nur auf der Grundlage guter und das Migrationsgeschehen
aktuell widerspiegelnder Daten zu erfüllen – selbst wenn diese Daten
noch nicht in ein Indikatorensystem einfließen können, das Entscheidungen
unmittelbar dienlich ist (Kap. Einführung).
In diesem Kapitel werden zunächst die methodischen Anforderungen an aussagekräftige
statistische Daten, Indikatoren und Analysen zur Zuwanderung und Integration
kurz dargestellt. In Kapitel 9.2 werden Entwicklungen und Probleme der
Bildung von aussagekräftigen Indikatorensystemen für Migrations- und Integrationspolitik
im Ausland diskutiert. In Kapitel 9.3 wird auf konkrete Probleme der statistischen
Datengrundlagen in Deutschland eingegangen und es werden Empfehlungen
zur Verbesserung der informationellen Infrastruktur im Bereich Zuwanderung
und Integration ausgesprochen.
Grundsätzlich geht es nicht nur darum, aussagekräftige Indikatoren sowie aktuelle
und verlässliche statistische Daten über diejenigen zu haben, die nach Deutschland
kommen bzw. das Land (wieder) verlassen. Unabdingbar ist vielmehr ausreichendes
Wissen um die Wirkung von internationalen Wanderungen auf die Gesellschaft
und insbesondere auf den Arbeitsmarkt. Wichtig sind dabei statistische
Informationen einerseits über die Integration der Zuwanderer selbst und andererseits
über die Auswirkungen der Zuwanderung auf Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt.
Dies wird in § 75 des Aufenthaltsgesetzes auch explizit deutlich, der „wissenschaftliche
Forschung über Migrationsfragen (Begleitforschung) zur Gewinnung
analytischer Aussagen für die Steuerung der Zuwanderung“ fordert.
Grundsätzlich sind mehr statistische Daten notwendig, die Verlaufs- und Kausalanalysen
über Zuwanderungs- und Integrationsprozesse und deren Folgewirkungen
ermöglichen. Für den Zuwanderungsrat besonders wichtig sind bessere Informationen
für die von ihm empfohlene Engpass-Diagnostik auf dem Arbeitsmarkt
sowie Erhebungen über die Akzeptanz von Zuwanderung und Zuwanderern in der
Mehrheitsgesellschaft im Hinblick auf die Abschätzung der Aufnahme- und Integrationskapazitäten.
Bereits im Bericht der Unabhängigen Kommission „Zuwanderung“ wurde die
unzureichende statistische Datenlage kritisiert. Die Kommission empfahl u.a. eine
Verbesserung der verschiedenen Wanderungsstatistiken, die Aufnahme neuer aussagekräftiger
Merkmale in amtliche Erhebungen (insbesondere Angaben zur Her-
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