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Migration und Integration - RatSWD

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Besondere Konfliktbereiche bei der <strong>Migration</strong>ssteuerung <strong>und</strong> der <strong>Integration</strong>sgestaltung<br />

ckende – gemeinsame statistische Berichterstattung über den Menschenhandel<br />

einzuführen.<br />

Der Menschenhandel ist für die organisierte Kriminalität insbesondere wegen der<br />

hohen Gewinne attraktiv. Die BKA-Daten für das Jahr 2003 weisen für 93 der 431<br />

gemeldeten Ermittlungsverfahren geschätzte Gewinne von 12,5 Millionen Euro aus<br />

(B<strong>und</strong>eskriminalamt 2004a: 15). Einerseits fördern solch hohe Gewinne die Ausweitung<br />

des Menschenhandels, andererseits geben sie den Behörden ein potenzielles<br />

Mittel zu dessen Eindämmung an die Hand, denn sichergestellte Gewinne könnten<br />

gezielt zur Bekämpfung des Menschenhandels <strong>und</strong> zur Entschädigung der Opfer<br />

verwendet werden.<br />

Der Zuwanderungsrat empfiehlt, die von verurteilten Tätern eingezogenen<br />

Gewinne in einen zweckgeb<strong>und</strong>enen Fonds einzuzahlen. Die<br />

Erlöse sollten ausschließlich zur Finanzierung des Unterhalts <strong>und</strong> der<br />

Hilfe für die Opfer von Menschenhandel oder zur Finanzierung der<br />

Fachberatungsstellen für Opfer des Menschenhandels verwendet werden.<br />

Die Bildung eines derartigen Unterstützungsfonds wurde bereits vom BKA, von der<br />

B<strong>und</strong>esarbeitsgruppe Frauenhandel <strong>und</strong> von anderen Nichtregierungsorganisationen<br />

empfohlen. Ein solcher Fonds würde die Betreuung der Opfer von Menschenhandel<br />

erheblich erleichtern, da die benötigten Mittel nicht mehr individuell<br />

bei unterschiedlichen Kostenträgern beantragt werden müssten.<br />

Der beste Weg zur Bekämpfung des Menschenhandels ist es, ihm wirksam vorzubeugen<br />

– Prävention muss das oberste Ziel aller Maßnahmen sein. Informationskampagnen,<br />

wie sie gegenwärtig beispielsweise von der Deutschen Gesellschaft<br />

für Technische Zusammenarbeit, der Organisation für Sicherheit <strong>und</strong> Zusammenarbeit<br />

in Europa (OSZE) <strong>und</strong> den Vereinten Nationen durchgeführt werden, in<br />

denen auf die Gefahren des Menschenhandels hingewiesen wird, sind zentrale<br />

<strong>und</strong> wichtige Vorbeugungsmaßnahmen. Um den Menschenhandel zu bekämpfen,<br />

müssen aber auch dessen Opfer als Zeugen gewonnen werden können. Sehen<br />

sich diese lediglich einer erhöhten Gefahr der Abschiebung <strong>und</strong> der Bedrohung –<br />

auch der Angehörigen in der Heimat – durch die Täter <strong>und</strong> deren weit verzweigte<br />

Netzwerke ausgesetzt, entstehen kaum Anreize für eine Zusammenarbeit mit den<br />

Behörden <strong>und</strong> es besteht die Gefahr, dass sie nicht als Zeugen aussagen. Nach<br />

Angaben des BKA gibt es einen Zusammenhang zwischen der Betreuung der<br />

Opfer <strong>und</strong> der Zahl der ihnen für eine Zusammenarbeit mit der Polizei erteilten<br />

Duldungen. Das BKA hat im Jahr 2003 für 901 Personen Angaben darüber, ob eine<br />

Duldung an Opfer des Menschenhandels erteilt wurde. Danach erhielten etwa 45<br />

Prozent der betreuten Frauen eine Duldung, hingegen nur r<strong>und</strong> 3 Prozent der<br />

nicht betreuten Frauen. Im Jahr 2003 erhielten insgesamt 128 Opfer eine Duldung<br />

(B<strong>und</strong>eskriminalamt 2004a: 15).<br />

Die EU-Richtlinie vom 29. April 2004 über die Erteilung von Aufenthaltstiteln für<br />

mit den zuständigen Behörden kooperierende Opfer von Menschenhandel zielt auf<br />

Mindeststandards für den Aufenthalt der Opfer. Sie sieht vor, Opfern von Menschenhandel<br />

eine Bedenkzeit zu gewähren, deren Dauer die Staaten selbst festlegen können<br />

(Rat der Europäischen Union 2004). In einem früheren Entwurf dieser Richtlinie<br />

war allerdings eine Frist von drei Monaten vorgesehen – ein Zeitraum, den auch<br />

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