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Migration und Integration - RatSWD

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Wirtschaftliche Notwendigkeit <strong>und</strong> Effekte der Zuwanderung<br />

Beschäftigung also negativ sind, können die indirekten Effekte die heimische Wirtschaft<br />

durchaus positiv beeinflussen. Hinzu kommt, dass selbst für den Fall, dass<br />

Löhne durch die Zuwanderung sinken, niedrigere Löhne <strong>und</strong> somit niedrigere Produktionskosten<br />

bei hinreichend großem Wettbewerbsdruck auch zu niedrigeren<br />

Preisen führen. Davon profitieren in erster Linie die Konsumenten, die viel von dem<br />

Gut konsumieren, das billiger geworden ist.<br />

Sowohl die direkten als auch die indirekten Auswirkungen verdeutlichen ferner,<br />

dass Anpassungen zum Teil möglicherweise erst mit einer gewissen Zeitverzögerung<br />

eintreten. Aus diesem Gr<strong>und</strong> spielt erstens der Zeitraum der Betrachtung von<br />

Löhnen <strong>und</strong> Beschäftigung eine wichtige Rolle <strong>und</strong> zweitens, ob die Zuwanderung<br />

temporär (wie beispielsweise bei Saisonarbeitern) oder längerfristig erfolgt. Bei<br />

einer nur kurzfristigen Zuwanderung werden kaum zeitversetzte Anpassungsprozesse<br />

auftreten, weil nach dieser Zeit beispielsweise bei der Konsumnachfrage wieder<br />

die ursprünglichen Ausgangsbedingungen gelten werden. Auf diese war die<br />

Wirtschaft aber schon vor der Zuwanderung eingerichtet.<br />

Nachweisbar ist: Die Zuwanderung von gering Qualifizierten führt zu steigenden<br />

Löhnen für hoch Qualifizierte <strong>und</strong> fallenden Löhnen bei den schon ansässigen<br />

gering Qualifizierten. Die Zuwanderung von hoch Qualifizierten wird zu höheren<br />

Löhnen bei den ansässigen gering Qualifizierten führen <strong>und</strong> kann entweder zu steigenden<br />

oder sinkenden Löhnen bei den schon ansässigen hoch Qualifizierten führen.<br />

Nur geringe Auswirkungen auf Löhne <strong>und</strong> Beschäftigung<br />

Selbst wenn die Volkswirtschaft insgesamt aus der Zuwanderung Nutzen zieht, profitieren<br />

nicht alle einheimischen Bevölkerungsgruppen gleichmäßig von ihr. Allerdings<br />

zeigen empirische Studien für viele Länder, so auch für Deutschland, dass die<br />

negativen Auswirkungen auf Löhne <strong>und</strong> Beschäftigung der Ansässigen entweder<br />

nur sehr gering sind, oder dass es sogar positive Wechselwirkungen zwischen Migranten<br />

<strong>und</strong> der Arbeitsmarktlage der Ansässigen gibt.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> der statistischen Lage beziehen sich diese Studien allerdings nur auf<br />

Migranten, die sich in der Regel längerfristig in Deutschland aufhalten. So gibt es<br />

keine speziellen Untersuchungen beispielsweise zur Auswirkung von Saisonarbeitnehmern<br />

auf die Löhne der Ansässigen. Saisonarbeitnehmer bildeten mit 270.000<br />

erteilten Arbeitsgenehmigungen im Jahr 2002 zwar die größte Zuwanderergruppe,<br />

durften aber nur kurzfristig in Deutschland bleiben. Weil für die Gruppe der Saisonarbeitnehmer<br />

eine individuelle Vorrangprüfung erfolgt, ist jedoch sichergestellt,<br />

dass zu den jeweils vereinbarten Bedingungen kein Einheimischer vom Arbeitsmarkt<br />

verdrängt wird.<br />

Dass eine erhöhte Zuwanderung nicht automatisch zu einer erhöhten Arbeitslosigkeit<br />

führt, zeigen die Erfahrungen vom Ende der 1980er <strong>und</strong> Anfang der 1990er<br />

Jahre. In diesem Zeitraum kam es zu einer Zuwanderung von circa einer Million<br />

Spätaussiedlern. Gleichzeitig ging die Arbeitslosigkeit in Westdeutschland<br />

zurück, da in diesen Jahren insgesamt über 3 Millionen neue Arbeitsplätze (netto)<br />

geschaffen wurden. Die Zahl der Erwerbstätigen in Westdeutschland stieg von<br />

etwas mehr als 28 Millionen in 1986 auf über 31 Millionen im Jahr 1991 (Statistisches<br />

B<strong>und</strong>esamt).<br />

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