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Migration und Integration - RatSWD

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Wirtschaftliche Notwendigkeit <strong>und</strong> Effekte der Zuwanderung<br />

rungen anderer Länder. In den USA beispielsweise wurden seit Anfang der 1970er<br />

Jahre die Märkte deutlich geöffnet; parallel zur Steigerung des Außenhandelsanteils<br />

am realen Bruttoinlandsprodukt von r<strong>und</strong> 5 Prozent in den 1970er Jahren auf<br />

knapp 15 Prozent Ende der 1990er Jahre wurde auch der Arbeitsmarkt geöffnet. Die<br />

Zuwanderung in die USA ist im gleichen Zeitraum von jährlich durchschnittlich<br />

400.000 Personen auf 900.000 gestiegen (Heilemann et al. 2000). Nach einer Untersuchung<br />

von Rauch (2001) hat eine zehnprozentige Zunahme der Immigranten aus<br />

Lateinamerika in die USA die US-Exporte in die Herkunftsländer um 5 Prozent <strong>und</strong><br />

die Importe in die USA aus diesen Ländern um 8 Prozent erhöht. Eine Öffnung der<br />

Arbeitsmärkte kann sich positiv auf den Außenhandel auswirken: Die Zuwanderer<br />

fragen Produkte aus ihren Herkunftsländern nach <strong>und</strong> steigern in ihrem Zielland<br />

die Exporte moderner Gebrauchs- <strong>und</strong> Investitionsgüter. Mithin ist ein Verzicht auf<br />

arbeitsmarktorientierte Zuwanderung für die Volkswirtschaft mit hohen Kosten<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

Auch in Deutschland gibt es positive Erfahrungen mit einer Öffnung des Arbeitsmarktes<br />

<strong>und</strong> der daraus resultierenden Dynamik. So wäre das Wirtschaftsw<strong>und</strong>er<br />

in den 1950er Jahren mit jährlichen Wachstumsraten von bis zu 12 Prozent ohne die<br />

Zuwanderung der Gastarbeitnehmer nicht möglich gewesen. Der heutige Wissenschaftsbetrieb<br />

kann nur durch den globalen Austausch von Arbeitskräften international<br />

konkurrenzfähig bleiben. Umgekehrt entgeht der deutschen Wirtschaft<br />

nach Aussagen des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) eine Wertschöpfung von<br />

2,5 Milliarden Euro allein dadurch, dass 15.000 Ingenieursstellen nicht besetzt werden<br />

können, wodurch weitere 35.000 potenzielle Arbeitsplätze nicht geschaffen<br />

werden (Verein Deutscher Ingenieure 2004).<br />

Nicht nur die Öffnung des Arbeitsmarktes führt zu einer höheren Dynamik; auch<br />

die verstärkte internationale wirtschaftliche <strong>Integration</strong> trägt dazu wesentlich bei.<br />

So kommt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zu dem Ergebnis,<br />

dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2005 <strong>und</strong> 2006 durch die EU-Erweiterung<br />

um einen halben Prozentpunkt höher ausfallen wird als ohne Grenzöffnung (Institut<br />

der deutschen Wirtschaft 2003). Somit wird deutlich, dass die Offenheit für<br />

Güter, Dienstleistungen <strong>und</strong> Arbeitskräfte zu einer Ausweitung der Exporte <strong>und</strong><br />

damit zu einem höheren Wohlstandsniveau führt, <strong>und</strong> dass Zuwanderung keineswegs<br />

nur die Konkurrenz um Arbeitsplätze verschärft.<br />

Verstärkte Öffnung für qualifizierte<br />

<strong>und</strong> hoch qualifizierte Arbeitskräfte<br />

Investitionen in Forschung <strong>und</strong> Entwicklung sind zentrale Antriebskräfte moderner<br />

Volkswirtschaften. Hierzu werden qualifizierte <strong>und</strong> hoch qualifizierte Arbeitskräfte<br />

benötigt. Damit sich der hohe Kostenaufwand für Innovationen amortisiert,<br />

benötigen Unternehmen Zugang zu ausländischen Absatzmärkten. Offene Märkte<br />

sind daher eine wichtige Voraussetzung für die Innovationsfähigkeit <strong>und</strong> -bereitschaft<br />

von Unternehmen. Um hierfür qualifiziertes Personal zu bekommen, ist –<br />

zusätzlich zu einem effizienten Bildungssystem – eine Öffnung des Arbeitsmarktes<br />

notwendig, die diesem Personenkreis eine gezielte <strong>und</strong> gesteuerte Zuwanderung<br />

erlaubt. Entsprechende Vorschläge wurden bereits von der Unabhängigen Kommission<br />

„Zuwanderung“ entwickelt; sie werden in Kap. 6.5 konkretisiert.<br />

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