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Migration und Integration - RatSWD

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Zur Notwendigkeit aussagekräftiger Indikatoren <strong>und</strong> Datengr<strong>und</strong>lagen<br />

Was können Evaluationsstudien aussagen?<br />

Besondere Bedeutung kommt der Evaluation <strong>und</strong> Begleitforschung von zuwanderungs-<br />

<strong>und</strong> integrationspolitischen Maßnahmen zu. Nur durch eine wissenschaftliche<br />

Analyse <strong>und</strong> Bewertung der Methoden, Prozesse <strong>und</strong> Ergebnisse von<br />

Maßnahmen (oft sind es Modellprojekte) kann sachgerecht beurteilt werden, ob<br />

sie effektiv sind, d.h. ihre Ziele wirklich erreichen, <strong>und</strong> ob dies auch effizient, d.h.<br />

ohne Verschwendung von Mitteln geschieht. Die Evaluation einer Maßnahme ist<br />

im allgemeinen keine leichte Aufgabe, da erstens bei Modellvorhaben die Teilnehmer<br />

oft nicht zufällig ausgewählt werden, sondern im Hinblick auf das Maßnahmenziel<br />

eine besonders motivierte Gruppe darstellen, oder zweitens bei Maßnahmen,<br />

die sämtliche Mitglieder einer Gr<strong>und</strong>gesamtheit betreffen, ein Vergleichsmaßstab<br />

für Erfolg <strong>und</strong> Effizienz fehlt.<br />

Beispiele nicht-interpretierbarer Evaluationsstudien gibt es nahezu beliebig viele.<br />

Inzwischen weitgehend akzeptiert ist z.B. das Problem, dass sich der Erfolg von<br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) nicht an den einfachen Verbleibquoten<br />

im Arbeitsmarkt messen lässt, wenn ABM-Teilnehmer – was typisch ist – aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer persönlichen Qualifikation ohnehin bessere Arbeitsmarktchancen haben<br />

als Nicht-Teilnehmer. Insbesondere Modellprojekte im Bereich der <strong>Integration</strong><br />

sind gr<strong>und</strong>sätzlich schwer zu evaluieren, da die Betreiber von Modellvorhaben,<br />

z.B. im Bereich von Wohnungsbaugenossenschaften, eine Tendenz haben, im<br />

Rahmen ihres Experimentes die vergleichsweise leichten Fälle „herauszupicken“.<br />

Um aussagekräftig evaluieren zu können, ist es immer notwendig – unabhängig<br />

davon, ob mit quantitativ-statistischen oder qualitativ-heuristischen Methoden<br />

gearbeitet wird – eine Vergleichsgruppe zu definieren <strong>und</strong> zu erfassen. Ist im<br />

Inland keine Vergleichsgruppe zu finden, ist ein internationaler Vergleich anzustreben.<br />

Für die Analyse von Untergruppen gilt in jedem Fall, dass eine sinnvolle Evaluation<br />

ohne den Zugang zu den entsprechenden Mikrodaten nicht möglich ist. Denn<br />

es ist notwendig, zu den Mitgliedern der „Treatment-Gruppe“ (jener Gruppe also,<br />

die an einem Modellvorhaben teilnimmt) eine „Kontrollgruppe“ zu finden, also<br />

Personen, die bezüglich ihrer persönlichen Merkmale <strong>und</strong> ihrem Umfeld den Teilnehmern<br />

möglichst ähnlich sind, aber nicht bei dem Modellvorhaben mitmachen.<br />

Ist keine Zufallsauswahl der beiden Gruppen möglich – was im Bereich<br />

sozialer Modellvorhaben sehr häufig geschieht – müssen in großen Datensätzen<br />

„statistische Zwillinge“ gesucht werden, d.h. Personen, deren gemessene Merkmale<br />

möglichst ähnlich sind (Gangl/DiPrete 2004). Im Bereich der Medizin ist dies<br />

seit langem selbstverständlich <strong>und</strong> andere (gesellschaftliche <strong>und</strong> individuelle)<br />

Bereiche, die für Lebenschancen ähnlich entscheidend sind wie medizinische<br />

Behandlungen, sollten nicht schlechter evaluiert werden. Zuwanderung <strong>und</strong><br />

<strong>Integration</strong> gehören zweifelsohne zu diesen sensiblen Bereichen der gesellschaftlichen<br />

Entwicklung, die mit den besten verfügbaren Daten <strong>und</strong> Methoden evaluiert<br />

werden sollten.<br />

Die Gefahr der fehlenden Berücksichtigung von Kontrollgruppen besteht insbesondere<br />

dann, wenn qualitative Methoden der Beobachtung (Fallstudien, narrati-<br />

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