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Migration und Integration - RatSWD

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Wirtschaftliche Notwendigkeit <strong>und</strong> Effekte der Zuwanderung<br />

rungen, dass nur geringe Effekte auf Löhne <strong>und</strong> Beschäftigung von Zuwanderung<br />

<strong>und</strong> einer verstärkten <strong>Integration</strong> ausgehen. Zweitens ist auch die erwartete Zahl<br />

der Migranten aus den neuen EU-Ländern nicht besonders hoch. So prognostizieren<br />

die neuesten Berechnungen (unter der Annahme, dass eine sofortige Freizügigkeit<br />

herrschen würde) eine Nettozuwanderung nach Deutschland von 180.000<br />

Arbeitskräften im ersten Jahr. Diese Zahl steigt auf 225.000 ein Jahr später <strong>und</strong><br />

sinkt danach deutlich (Alvarez-Plata et al. 2003). Sollte die volle Freizügigkeit nach<br />

Deutschland erst im Jahr 2011 gewährleistet sein, werden die Zahlen leicht geringer<br />

ausfallen (diese Zahlen werden auf der Basis von ökonometrischen Schätzungen<br />

errechnet, doch kommen auch Bevölkerungsumfragen in den neuen EU-Ländern<br />

zu sehr ähnlichen Ergebnissen). Erste Erfahrungen im Vereinigten Königreich<br />

zeigen, dass die meisten Arbeitskräfte sich bereits vor der EU-Erweiterung<br />

im Land befanden <strong>und</strong> mit der nun geltenden Freizügigkeit die Möglichkeit der<br />

Legalisierung nutzten. Darüber hinaus hat es seit dem 1. Mai 2004 keinen dramatischen<br />

Anstieg von ankommenden Arbeitsuchenden gegeben.<br />

Das Aussetzen der Arbeitnehmerfreizügigkeit zwischen Deutschland <strong>und</strong> den<br />

neuen EU-Ländern führt dazu, dass qualifizierte Fachkräfte aus den neuen EU-<br />

Ländern unter Umständen in andere EU-Länder einreisen, die weniger restriktiv<br />

als Deutschland bei der Gewährung von Arbeitsgenehmigungen vorgehen. Dies<br />

birgt die Gefahr, dass dieses Potenzial Deutschland für immer verloren geht,<br />

zumal der Personenkreis, der für Zuwanderung nach Deutschland geeignet ist,<br />

auf Gr<strong>und</strong> der demografischen Entwicklung in den neuen EU-Ländern selbst von<br />

Jahr zu Jahr erheblich kleiner wird (vgl. Abb. 6.4).<br />

Angesichts der Tatsache, dass Arbeitnehmer aus den neuen EU-Ländern<br />

in spätestens sieben Jahren ohnehin in Deutschland arbeiten dürfen,<br />

empfiehlt der Zuwanderungsrat, die benötigten Fachkräfte aus diesen<br />

Ländern schon jetzt anzuwerben, da es eine Konkurrenz von Zuwanderungsländern<br />

gibt, in die qualifizierte Arbeitskräfte aus den neuen EU-<br />

Ländern einwandern können.<br />

Vielfach wird die Sorge geäußert, dass mit der EU-Erweiterung zahlreiche Arbeitsplätze<br />

in den Osten verlagert werden. Diese Arbeitsplatzverlagerung findet<br />

jedoch schon längst statt (seit dem Fall des Eisernen Vorhangs), <strong>und</strong> sie wird auch<br />

weiterhin stattfinden. Seit 1990 sind fast 830.000 Arbeitsplätze in den neuen EU-<br />

Ländern entstanden, vor allem im Automobilsektor. Umgekehrt führt die dortige<br />

wirtschaftliche Entwicklung zu einer steigenden Nachfrage nach Gütern <strong>und</strong><br />

Dienstleistungen aus Deutschland, wodurch hier neue Stellen geschaffen werden.<br />

Dies gilt besonders für höherwertige Dienstleistungen. Mit ihrem Beitritt<br />

mussten die neuen EU-Länder das europäische Regelwerk übernehmen, was z.B.<br />

im Umweltbereich zu einer erhöhten Nachfrage nach hochwertigen Anlagen<br />

führte, die zum Teil nur in den alten EU-Ländern hergestellt werden können<br />

(womit hier zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen wurden). Hinzu kommt, dass<br />

deutsche Unternehmen wegen der niedrigeren Löhne <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />

niedrigeren Produktionskosten in den neuen EU-Ländern Vorleistungen günstiger<br />

als früher einkaufen können. Dies spiegelt sich in geringeren Gesamtproduktionskosten<br />

wider <strong>und</strong> erhöht die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher<br />

Endprodukte, wodurch deren Nachfrage zusätzlich steigt <strong>und</strong> weitere Stel-<br />

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