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Migration und Integration - RatSWD

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Zur Notwendigkeit aussagekräftiger Indikatoren <strong>und</strong> Datengr<strong>und</strong>lagen<br />

stellen ebenfalls die Aufenthaltsdauer in den Mittelpunkt; allerdings werden die<br />

betreffenden Personen bei der Einreise nach der beabsichtigten Aufenthaltsdauer<br />

gefragt, <strong>und</strong> nur wenn ihre Angaben der Mindestaufenthaltsdauer (in Schweden<br />

beispielsweise ein Jahr) entsprechen, werden sie als Migranten registriert. Dies<br />

wirkt sich auf die Höhe der Zuwanderungszahlen aus: Staaten, die eine geringe Aufenthaltsdauer<br />

oder nur die Wohnsitznahme als Definitionskriterium für Zuwanderung<br />

heranziehen, verzeichnen größere Zugänge als Länder, die Zuwanderung erst<br />

nach einer längeren Anwesenheit der Migranten als solche erfassen. Dabei ist zu<br />

bedenken, dass viele europäische Länder zunächst noch mit gravierenden Defiziten<br />

auf nationaler Ebene zu kämpfen haben. Die klassischen Einwanderungsländer<br />

USA, Kanada <strong>und</strong> Australien verfügen hingegen vor allem dank der Existenz zentraler<br />

Einwanderungsbehörden bereits jetzt über deutlich bessere, wenn auch nicht in<br />

jeder Hinsicht befriedigende Systeme der <strong>Migration</strong>sstatistik.<br />

Die geschilderten internationalen Differenzen in den Definitionen <strong>und</strong> in der Qualität<br />

der Daten führen dazu, dass direkte Zahlenvergleiche oft nicht möglich sind.<br />

Die Erfassung internationaler Wanderungsbewegungen durch ein einziges Land<br />

ist faktisch nicht möglich; der Vergleich der Zuwandererzahlen eines Landes mit<br />

den entsprechenden Abwanderungszahlen des jeweiligen Herkunftslandes ist<br />

unabdingbar.<br />

Lederer (2004) schlägt für die Harmonisierung internationaler <strong>Migration</strong>sstatistiken<br />

generell drei Möglichkeiten vor: Erstens sollten sich die Staaten auf eine<br />

gemeinsame Definition von <strong>Migration</strong> einigen. Zweitens sollten die nationalen statistischen<br />

Ämter einen verstärkten Datenaustausch praktizieren (wie z.B. die skandinavischen<br />

Länder im Rahmen des Inter-Nordic <strong>Migration</strong> Certificate), um die<br />

jeweiligen An- <strong>und</strong> Abmeldedaten abgleichen <strong>und</strong> eventuelle Erfassungsfehler<br />

identifizieren zu können. Nur für eine Übergangszeit scheint die Einführung eines<br />

Korrekturmechanismus sinnvoll, mit dessen Hilfe die nationalen Zahlen durch<br />

Umrechnungs-, Gewichtungs- <strong>und</strong> Berichtigungsfaktoren zu vergleichbaren europäischen<br />

Zahlen umgerechnet werden könnten.<br />

Obwohl die EU-Statistikbehörde Eurostat <strong>und</strong> die Vereinten Nationen sich immer<br />

wieder dafür stark gemacht haben, liegt eine internationale kompatible Statistik<br />

immer noch in weiter Ferne. Aber gerade die zunehmende Vergemeinschaftung<br />

der europäischen <strong>Migration</strong>s- <strong>und</strong> Asylpolitik (vgl. Kap. 2) erfordert eine Angleichung<br />

der Statistiken an einen europäischen Standard, um auf dieser einheitlichen<br />

Basis Entscheidungen treffen zu können. Dies könnte in Deutschland für eine zügige<br />

Modernisierung der Wanderungsstatistik genutzt werden.<br />

In der „Mitteilung der Kommission an den Rat <strong>und</strong> an das Europäische Parlament<br />

über einen Aktionsplan zur Sammlung <strong>und</strong> Analyse von Gemeinschaftsstatistiken<br />

im Bereich <strong>Migration</strong>“ von 2003 heißt es: „Der Austausch statistischer Informationen<br />

über Asyl <strong>und</strong> <strong>Migration</strong> muss verstärkt werden. Ebenso bedürfen die gemeinschaftlichen<br />

statistischen Erhebungen <strong>und</strong> deren Veröffentlichungen, die bislang<br />

auf unverbindlichen Absprachen beruhten, einer qualitativen Verbesserung“ (S. 2f).<br />

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass die Kommission eine Rahmenverordnung<br />

vorbereitet, die als Rechtsgr<strong>und</strong>lage für alle Tätigkeiten im Zusammenhang<br />

mit der Produktion, Lieferung, Sammlung, Verarbeitung <strong>und</strong> Verbreitung von<br />

Gemeinschaftsstatistiken im Bereich Asyl <strong>und</strong> <strong>Migration</strong> dienen soll. Dabei sollen<br />

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