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Migration und Integration - RatSWD

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Wirtschaftliche Notwendigkeit <strong>und</strong> Effekte der Zuwanderung<br />

len geschaffen werden. Neueste Studien kommen zu dem Ergebnis, dass der Nettoeffekt<br />

der EU-Erweiterung auf die Beschäftigung positiv sein wird, d.h. die<br />

Erweiterung in Deutschland mehr neue Arbeitsplätze schafft als verloren gehen<br />

(Marin 2004, Fertig 2003).<br />

Diese Überlegungen verdeutlichen, dass verstärkte Zuwanderung komplementär<br />

zu verstärktem Handel stattfindet. So wird die EU-Erweiterung auch dazu führen,<br />

dass deutsche Unternehmen die Möglichkeiten der Dienstleistungsfreiheit verstärkt<br />

nutzen. So können deutsche Unternehmen z.B. über Werkverträge Dienstleistungen<br />

aus den neuen EU-Ländern einkaufen. Die Arbeitskräfte, die zur Erfüllung<br />

dieser Dienstleistung benötigt werden, werden jedoch nicht entsprechend<br />

den deutschen Tarifverträgen entlohnt, sondern dem Lohnniveau ihres Heimatlandes<br />

entsprechend. Weil diese Arbeitnehmer nur bis zum Ende ihrer Werkvertragstätigkeit<br />

in Deutschland arbeiten dürfen <strong>und</strong> das Land anschließend verlassen<br />

müssen, ist die Dienstleistungsfreiheit nicht als Teil der Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

zu verstehen. Gleichwohl hat sie Auswirkungen auf Preise, Löhne <strong>und</strong><br />

Beschäftigung im Inland. Deren Ausmaß jedoch kann, weil die EU-Erweiterung<br />

erst wenige Monate zurückliegt, noch nicht abschließend beurteilt werden.<br />

Die Wechselwirkungen zwischen <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> dem Lohnniveau sowie der<br />

Beschäftigung der Ansässigen also sind vielfältig. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der weltweiten<br />

Arbeitsteilung hat sich Deutschland vor allem auf die Herstellung hochwertiger<br />

Güter <strong>und</strong> Dienstleistungen spezialisiert <strong>und</strong> ist bei diesen international<br />

wettbewerbsfähig. Hierzu werden in erster Linie qualifizierte <strong>und</strong> hoch qualifizierte<br />

Fachkräfte benötigt. Deshalb <strong>und</strong> auf Gr<strong>und</strong> der Tatsache, dass vor allem<br />

die gering Qualifizierten von Arbeitslosigkeit in Deutschland betroffen sind (vgl.<br />

Kap. 6.1), sollte Zuwanderung so gesteuert werden, dass sie es hoch Qualifizierten<br />

ermöglicht, in Deutschland zu arbeiten <strong>und</strong> die Zuwanderung von gering Qualifizierten<br />

einschränkt. Hoch Qualifizierte sind häufig in komplementären Tätigkeiten<br />

zu gering Qualifizierten beschäftigt <strong>und</strong> schaffen somit auch zusätzliche<br />

Arbeitsplätze für letztere. Mithin verstärkt die Zuwanderung nicht die Arbeitslosigkeit,<br />

sondern kann, wenn sie gesteuert <strong>und</strong> gezielt erfolgt, als Mittel zum<br />

Abbau der hiesigen Arbeitslosigkeit eingesetzt werden.<br />

Um bei hochwertigen Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen international weiterhin<br />

wettbewerbsfähig zu sein, ist Deutschland auf die Zuwanderung<br />

qualifizierter <strong>und</strong> hoch qualifizierter Arbeitskräfte angewiesen. Eine<br />

solche Zuwanderung kann auch dazu beitragen, die Arbeitslosigkeit bei<br />

den im Inland lebenden gering Qualifizierten zu reduzieren.<br />

6.4 Einwanderung in die Sozialsysteme?<br />

Weit verbreitet ist die These einer „Einwanderung in die Sozialsysteme“. Gemeint<br />

ist damit nicht – was selbstverständlich ist –, dass Zuwanderer auch Beitragszahler<br />

<strong>und</strong> Leistungsempfänger dieser Systeme sind. Vielmehr geht sie von einer massiven<br />

Belastung der sozialen Sicherungssysteme durch Zuwanderung aus. Tatsächlich<br />

aber zahlen Zuwanderer insgesamt mehr Steuern <strong>und</strong> Sozialbeiträge, als sie<br />

an staatlichen Leistungen in Anspruch nehmen. Im Durchschnitt überwiegen die<br />

Erträge die Kosten um knapp 1.800 Euro pro ausländischem Zuwanderer, wobei<br />

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