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110<br />

1 Ein theoretisches Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

bestimmten Charakterstrukturen – in einen Zusammenhang mit <strong>de</strong>n<br />

Rezeptionsbedingungen von Vorurteilen zu bringen: Prozessanalyse. Der<br />

zweite glaubt, daß bestimmte Charakterstrukturen o<strong>de</strong>r Persönlichkeitstypen<br />

als relativ dauerhafte Konfigurationen von Persönlichkeitsmerkmalen zu<br />

Vorurteilen neigen: Charakterstrukturanalyse. Um eine komprimierte<br />

Darstellung und Bewertung bei<strong>de</strong>r Richtungen geht es in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />

Ausführungen. Zunächst zur 'Prozessanalyse'.<br />

Es ist schwierig, bei <strong>de</strong>r Vielzahl von Untersuchungen zu diesem<br />

Themenkomplex ein nur annähernd repräsentatives Bild <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Forschung nachzuzeichnen. Uns geht es um <strong>de</strong>n Grundriss und die Analyse<br />

solcher Konzeptionen und Hypothesen, die zu <strong>de</strong>n <strong>de</strong>nk- und forschungsleiten<strong>de</strong>n<br />

zu zählen sind. Hierzu gehören die 'Frustrations-<br />

Aggressions'-Hypothesen und die Auswirkungen von Projektion, Angst und<br />

I<strong>de</strong>ntitätsunsicherheit auf Vorurteilsbereitschaft.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Untersuchungen minoritätenfeindlicher Vorurteile zählt die<br />

Frustrations-Aggressions-Hypothese zu <strong>de</strong>n wichtigsten und bis in das<br />

Alltags<strong>de</strong>nken verbreitetsten. Wir haben versucht, aus <strong>de</strong>r umfangreichen<br />

Literatur über die Reaktion auf Frustrationserlebnisse Hauptergebnisse<br />

herauszufiltern und diese darzustellen. (...) Frustration – als Blockieren<br />

zielgerichteter Motive – führt durchaus nicht mit Notwendigkeit, wie in <strong>de</strong>r<br />

ursprünglichen Formulierung <strong>de</strong>r These von Dollard et al. (1939) ausgeführt,<br />

zu Aggression o<strong>de</strong>r zu aggressiven Handlungsimpulsen mit <strong>de</strong>r Ten<strong>de</strong>nz,<br />

Vorurteile zu übernehmen und zu äußern. Von <strong>de</strong>n sieben in <strong>de</strong>r Übersicht<br />

unterschie<strong>de</strong>nen Reaktionsweisen führen sechs nicht zu aggressiven<br />

Handlungsimpulsen. Zu einzelnen Reaktionsweisen: Der 'normale'<br />

Sozialisationsprozess bringt eine Instanz im 'Ich' hervor, welche angestaute<br />

aggressive Motivation zurückhält und <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n orientiert, auf eine<br />

rationale Weise die Motivblockierung zu überwin<strong>de</strong>n: Frustrationstoleranzverhalten.<br />

Frustrationstoleranzverhalten dürfte sogar die<br />

gesellschaftlich verbreitetste Reaktion auf Enttäuschungen und Versagungen<br />

sein. Weiter: das Individuum kann sich auch durch Verdrängen und Vergessen<br />

<strong>de</strong>r Frustrationsursache zu helfen versuchen o<strong>de</strong>r die Frustrationen<br />

'philosophisch abschirmen' (Allport 1971, 352). Eine an<strong>de</strong>re mögliche<br />

Reaktionsweise ist die Unterwerfung unter die Macht <strong>de</strong>r für die<br />

Motivblockierung verantwortlichen Personen, Gruppen o<strong>de</strong>r Institutionen. Bei<br />

Kin<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong> Regression als Reaktion auf Frustration nachgewiesen. Länger<br />

anhalten<strong>de</strong> Frustration kann schließlich zur Apathie führen (vgl. Gurr 1972,<br />

42).<br />

Im Kontext ethnischer Vorurteile besitzt die Frustrations-<br />

Aggressionshypothese vor allem Be<strong>de</strong>utung in Form <strong>de</strong>r Verschiebungs- o<strong>de</strong>r<br />

Sün<strong>de</strong>nbockhypothese. Aber Aggressionsverschiebung auf Ersatzobjekte, wie<br />

z. B. ethnische Min<strong>de</strong>rheiten, ist wie<strong>de</strong>rum nur eine Verhaltensmöglichkeit,<br />

wenn Frustration die Herausbildung aggressiver Impulse bewirkt hat: die<br />

Aggression kann sich gegen die Frustrationsquelle richten o<strong>de</strong>r aber auch zu<br />

aggressiven Impulsen gegen die eigene Person führen. Zur Verschiebung auf<br />

Ersatzobjekte kommt es vor allem unter folgen<strong>de</strong>n Bedingungen: die

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