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6.2. Der Aspekt einer neuen Aufklärung 281<br />
6.2.2. Universalistischer Humanismus im<br />
Neoi<strong>de</strong>alismus<br />
Münch behan<strong>de</strong>lt eine diskursethische Variante von Universalität:<br />
"Aus <strong>de</strong>r Summe <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Welt gebotenen Waren und Dienstleistungen<br />
ergibt sich auf je<strong>de</strong>n Fall we<strong>de</strong>r ein Konzept <strong>de</strong>s guten Lebens noch ein<br />
Konzept <strong>de</strong>r gerechten Ordnung. Die Suche nach diesen Konzepten ist genau<br />
<strong>de</strong>r Gegenstand einer vierten Schule zum Verstehen und Erklären<br />
internationaler und globaler Kooperation. Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um <strong>de</strong>n<br />
neoi<strong>de</strong>alistischen Ansatz, <strong>de</strong>ssen Anfänge auf Kants I<strong>de</strong>e eines<br />
Weltbürgertums als Basis <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ration von Republiken zurückgehen. Die<br />
von Jürgen Habermas entwickelte Diskursethik führt diesen Ansatz auf <strong>de</strong>m<br />
heutigen Diskussionsniveau fort (Habermas; Jahn; Jachtenfuchs; Schmalz-<br />
Bruns; Herz; Haas). Das Heranreifen durch Bildung und Aufklärung befähigt<br />
die Bürger zur gemeinsamen Reflexion über das gute Leben und die gerechte<br />
Ordnung. Innerhalb einer republikanischen Verfassung lernen sie, ihre Rechte<br />
gegenseitig zu respektieren. Insofern als Aufklärung sie auf <strong>de</strong>n Stand eines<br />
universellen Menschentums hebt, wer<strong>de</strong>n sie auch befähigt, die Geltung<br />
universeller Menschenrechte 85 einzusehen.<br />
Aufklärung setzt Diskurse voraus, in <strong>de</strong>nen je<strong>de</strong>rmann/frau Behauptungen<br />
aufstellen und Kritik an Behauptungen üben darf und nur solche<br />
Behauptungen als vorläufig gültig betrachtet wer<strong>de</strong>n, die systematischer Kritik<br />
standgehalten haben. Sofern Diskurse in eine Tradition <strong>de</strong>s guten Lebens<br />
eingebettet sind und diese nicht in Frage stellen, dienen sie <strong>de</strong>r gegenseitigen<br />
Verständigung darüber, was 'Fortsetzung <strong>de</strong>s traditionell guten Lebens unter<br />
verän<strong>de</strong>rten Bedingungen' heißt. Greifen sie über alle Tradition hinaus, dann<br />
fragen sie nicht mehr nach <strong>de</strong>m guten Leben, von <strong>de</strong>m es je nach Tradition<br />
verschie<strong>de</strong>ne Varianten geben kann, son<strong>de</strong>rn nach <strong>de</strong>r gerechten Ordnung<br />
jenseits aller I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>s guten Lebens. Dazwischen liegen alle<br />
Konkretisierungen <strong>de</strong>r Gerechtigkeit, die zwar von universellen Maßstäben<br />
ausgehen, real aber immer in vorhan<strong>de</strong>ne Tradition <strong>de</strong>s guten Lebens<br />
eingebettet sind. In diesem Sinne existiert keine universell gültige I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r<br />
Gerechtigkeit real, son<strong>de</strong>rn immer nur eine Konkretisierung <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e im Bett<br />
einer partikularen Tradition. Um Gerechtigkeit zu verwirklichen, müssen<br />
<strong>de</strong>shalb Traditionen vorhan<strong>de</strong>n sein, in die sie eingebettet wird. Einbetten<br />
heißt aber nicht 'unterwerfen', weil universelle Gerechtigkeitsi<strong>de</strong>en darauf<br />
hinwirken, die engen Grenzen ihres Bettes zu sprengen und näher an <strong>de</strong>n<br />
Gehalt <strong>de</strong>r universellen I<strong>de</strong>en heranzuführen.<br />
Mit <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>s guten Lebens haben wir die erste Bedingung genannt,<br />
auf die je<strong>de</strong> Verwirklichung von universellen Gerechtigkeitsi<strong>de</strong>en angewiesen<br />
85 Hervorhebungen durch <strong>de</strong>n Autor.