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6.2. Der Aspekt einer neuen Aufklärung 277<br />

Zusatz S.P.: Es ist ja möglich, einen Universalismus zu suchen, <strong>de</strong>r keine<br />

allmächtige Universalmacht darstellt, die im Namen <strong>de</strong>r Freiheit, <strong>de</strong>r Demokratie<br />

und <strong>de</strong>r Menschenrechte Kriege führt und strukturelle kulturelle und soziale<br />

Gewalt eben mit <strong>de</strong>m Kanon ihrer Universalprinzipien legitimiert, son<strong>de</strong>rn einen<br />

Universalismus, <strong>de</strong>r infolge seiner evolutiven Neuheit alle bisherigen<br />

machtgetränkten Universalismen relativiert und letztlich zu <strong>de</strong>ren Auflösung in<br />

neunen Sozialformationen führen muss; allerdings nicht wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r von<br />

Balibar erwähnten dunklen Seite, in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r neue Universalismus eine<br />

Vernichtung seiner Fein<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r evolutiv überholten Universalismen herbeiführt<br />

und nicht wie<strong>de</strong>r in<strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r neue Universalismus mit etablierter Macht<br />

verbin<strong>de</strong>t, seine Anhänger sich zu Dienern <strong>de</strong>r Mächtigen dieser Welt machen,<br />

und die Essenz <strong>de</strong>s Neuen <strong>de</strong>rart pervertiert und zur Heuchelei wird.. Gesucht ist<br />

also ein Universalismus, <strong>de</strong>r nicht alte Inhalte in neuem Gewand offeriert.<br />

Was tun, wenn <strong>de</strong>r Partikularismus wahrlich keine haltbare Position ist und <strong>de</strong>r<br />

neue Universalismus letztendlich <strong>de</strong>r Universalismus in neuem Gewand zu sein<br />

scheint?<br />

Gehen wir zum Anfang zurück, zum Sophisten und Philosophen: Trasymachos<br />

verwies auf <strong>de</strong>n Universalismus <strong>de</strong>s partikularen Interesses, auf eine moralische<br />

Heuchelei, auf <strong>de</strong>n Willen zur Wahrheit, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Mächtigen in die Hän<strong>de</strong> spielte.<br />

Was aber Trasymachos dieser Ethik entgegensetzte, war kein partikularistischer<br />

Wertekanon. Er hat keine an<strong>de</strong>re Macht zu rechtfertigen gesucht; er war kein<br />

Partikularist, kein Kulturrelativist; es ging ihm nicht einmal um das Beson<strong>de</strong>re. Er<br />

war ein Diagnostiker und Kritiker. In seinem Versuch <strong>de</strong>r Entlarvung fin<strong>de</strong>n wir<br />

<strong>de</strong>n Gestus <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Intellektuellen wie<strong>de</strong>r – was ihnen <strong>de</strong>r Universalismus<br />

in rezenter Zeit (durch Diffamierung <strong>de</strong>r kritischen Tätigkeit als „nützliche Idiotie<br />

im Dienste <strong>de</strong>r Diktatoren“) streitig macht.<br />

Es geht we<strong>de</strong>r darum, einen wie auch immer gearteten Partikularismus zu<br />

verteidigen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Kulturrelativismus das Wort zu re<strong>de</strong>n, noch geht es darum,<br />

durch strategische Tricks <strong>de</strong>m Universalismus seinen machthungrigen Geist<br />

auszutreiben o<strong>de</strong>r einem „wahren“ Universalismus, <strong>de</strong>r noch kommen mag, <strong>de</strong>n<br />

Weg zu bereiten. Der Gestus <strong>de</strong>s Sophisten ist einfach: Es geht um die Kritik <strong>de</strong>s<br />

Universalismus, unabhängig davon, ob dieser als Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mächtigen auftritt<br />

o<strong>de</strong>r als Wille zur Macht in <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Aufbegehren<strong>de</strong>n. Die Schwierigkeit, die<br />

intellektuelle Kompetenz erfor<strong>de</strong>rt, liegt darin, <strong>de</strong>n jeweiligen Modus einer<br />

solchen Universalismuskritik zu entwickeln o<strong>de</strong>r zu bestimmen, vorhan<strong>de</strong>ne<br />

kritische Wege zu beschreiten o<strong>de</strong>r neu zu bahnen: damit das Kritisierte nicht –<br />

wie oft auch – <strong>de</strong>r Kritik das eigene Spiegelbild aufprägt, damit die<br />

Universalismuskritik nicht zu einem Partikularismus wird. Denn das ist <strong>de</strong>r<br />

Ursprung je<strong>de</strong>s späteren Universalismus.<br />

Zusatz S.P.: Der Gestus <strong>de</strong>s Sophisten: Liegt nicht auch in diesem Gestus, in<br />

dieser intellektuellen Kompetenz, die Universalismus und Partikularismus in

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