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6 Der universalistische Humanismus – eine neue Aufklärung<br />
gewaltsame Seite, die <strong>de</strong>r Institution <strong>de</strong>s Universalen innewohnt. Noch einmal,<br />
ich bestehe darauf, dass diese Gewalt eine immanente, und nicht eine<br />
zusätzliche ist. Sie ist nicht etwas, für das wir <strong>de</strong>n schlechten Ruf, die<br />
Schwächen o<strong>de</strong>r Zwänge verantwortlich machen können, die auf <strong>de</strong>n<br />
TrägerInnen <strong>de</strong>r universalistischen Institution lasten, da es die Institution selbst<br />
o<strong>de</strong>r ihre historische Bewegung ist, die diese zu ihren TrägerInnen macht. Ich<br />
habe bereits zu Beginn darauf hingewiesen, dass wir gelernt haben, dass die<br />
Kluft zwischen Theorie und Praxis, die umso instabiler ist, wenn es um eine<br />
Umsetzung von Theorie in Geschichte und Politik geht, und dass vor allem die<br />
perversen Auswirkungen <strong>de</strong>s Ausschlusses, die aus <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Inklusion<br />
selbst entstehen, kein Zufall sind. Nicht etwas, das uns dazu bringen könnte zu<br />
sagen, „Versuchen wir es noch einmal und dieses Mal wer<strong>de</strong>n wir die dunkle<br />
Seite <strong>de</strong>r Universalität vermei<strong>de</strong>n.“ Doch die zu ihren Bedingungen <strong>de</strong>r<br />
Möglichkeit gehören<strong>de</strong> immanente Gewalt <strong>de</strong>s Universalen ist auch Teil ihrer<br />
Bedingungen <strong>de</strong>r Unmöglichkeit o<strong>de</strong>r Selbstzerstörung; es ist, wie Derrida sagen<br />
wür<strong>de</strong>, ein „Quasi-Transzen<strong>de</strong>ntales“. Die dunkle Seite ist somit Teil <strong>de</strong>r Dialektik<br />
selbst; sie ist Teil <strong>de</strong>r Politik <strong>de</strong>s Universalen (ein Ausdruck, <strong>de</strong>n ich, wobei ich<br />
mich von einigen zeitgenössischen AutorInnen wie Charles Taylor distanziere,<br />
nicht mit einer Politik <strong>de</strong>r Universalität im Gegensatz zur I<strong>de</strong>e einer „Politik <strong>de</strong>r<br />
Differenz“ gleichsetze, weil eine „Politik <strong>de</strong>r Differenz“ auch eine Politik <strong>de</strong>s<br />
Universalen ist). Nun kann <strong>de</strong>r immanente gewaltsame Ausschluss, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Institution o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s Universalen immanent ist, verschie<strong>de</strong>ne<br />
Formen annehmen, die nicht gleichwertig sind und nicht nach <strong>de</strong>r gleichen Politik<br />
verlangen. Eine soziologische und anthropologische Perspektive wird auf <strong>de</strong>r<br />
Tatsache bestehen, dass die Herstellung einer bürgerlichen Universalität gegen<br />
Diskriminierung und Unterdrückung in <strong>de</strong>n Formen von Recht, Bildung und Moral<br />
die Definition von Mo<strong>de</strong>llen <strong>de</strong>s Menschlichen, von Normen <strong>de</strong>s Sozialen<br />
impliziert. Foucault und an<strong>de</strong>re haben unsere Aufmerksamkeit darauf gelenkt,<br />
dass das Menschliche das „Nicht-Menschliche“, das Soziale das „Asoziale“<br />
ausschließt. Dies sind Formen <strong>de</strong>s inneren Ausschlusses, die das, was ich<br />
„intensiven Universalismus“ nennen wür<strong>de</strong>, sogar noch mehr betreffen, als <strong>de</strong>n<br />
„extensiven Universalismus“. Sie sind nicht an das Territorium, das Imperium,<br />
gebun<strong>de</strong>n; sie sind mit <strong>de</strong>r Tatsache verbun<strong>de</strong>n, dass die Universalität <strong>de</strong>s/r<br />
BürgerIn, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s/r menschlichen BürgerIn sich auf eine Gemeinschaft bezieht.<br />
Doch eine politische und ethische Sichtweise, die wir mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e o<strong>de</strong>r Formel<br />
einer „Gemeinschaft ohne Gemeinschaft“, o<strong>de</strong>r ohne bereits bestehen<strong>de</strong><br />
Gemeinschaft, verbin<strong>de</strong>n können, muss sich wie<strong>de</strong>rum mit einer an<strong>de</strong>ren, an sich<br />
mit <strong>de</strong>r Universalität verbun<strong>de</strong>nen, Form <strong>de</strong>r Gewalt auseinan<strong>de</strong>rsetzen. Es ist<br />
dies die Gewalt, die von ihren TrägerInnen und AktivistInnen gegen ihre<br />
GegnerInnen, und vor allem gegen ihre internen GegnerInnen, d. h. potenziell<br />
alle „KetzerInnen“ innerhalb <strong>de</strong>r revolutionären Bewegung, ausgeübt wird. Viele<br />
PhilosophInnen – sei es, dass sie selbst GegnerInnen o<strong>de</strong>r glühen<strong>de</strong><br />
VerfechterInnen <strong>de</strong>s universalistischen Programms und Diskurses waren, wie<br />
Hegel in seinem Kapitel über „Terror“ in <strong>de</strong>r Phänomenologie o<strong>de</strong>r Sartre in <strong>de</strong>r<br />
Kritik <strong>de</strong>r dialektischen Vernunft – haben auf dieser Beziehung insistiert, die<br />
ein<strong>de</strong>utig damit verknüpft ist, dass gewisse Formen <strong>de</strong>s Universalismus die<br />
logische Eigenschaft <strong>de</strong>r „Wahrheit“ verkörpern, also keine Ausnahme dul<strong>de</strong>n.