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272<br />

6 Der universalistische Humanismus – eine neue Aufklärung<br />

gewaltsame Seite, die <strong>de</strong>r Institution <strong>de</strong>s Universalen innewohnt. Noch einmal,<br />

ich bestehe darauf, dass diese Gewalt eine immanente, und nicht eine<br />

zusätzliche ist. Sie ist nicht etwas, für das wir <strong>de</strong>n schlechten Ruf, die<br />

Schwächen o<strong>de</strong>r Zwänge verantwortlich machen können, die auf <strong>de</strong>n<br />

TrägerInnen <strong>de</strong>r universalistischen Institution lasten, da es die Institution selbst<br />

o<strong>de</strong>r ihre historische Bewegung ist, die diese zu ihren TrägerInnen macht. Ich<br />

habe bereits zu Beginn darauf hingewiesen, dass wir gelernt haben, dass die<br />

Kluft zwischen Theorie und Praxis, die umso instabiler ist, wenn es um eine<br />

Umsetzung von Theorie in Geschichte und Politik geht, und dass vor allem die<br />

perversen Auswirkungen <strong>de</strong>s Ausschlusses, die aus <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Inklusion<br />

selbst entstehen, kein Zufall sind. Nicht etwas, das uns dazu bringen könnte zu<br />

sagen, „Versuchen wir es noch einmal und dieses Mal wer<strong>de</strong>n wir die dunkle<br />

Seite <strong>de</strong>r Universalität vermei<strong>de</strong>n.“ Doch die zu ihren Bedingungen <strong>de</strong>r<br />

Möglichkeit gehören<strong>de</strong> immanente Gewalt <strong>de</strong>s Universalen ist auch Teil ihrer<br />

Bedingungen <strong>de</strong>r Unmöglichkeit o<strong>de</strong>r Selbstzerstörung; es ist, wie Derrida sagen<br />

wür<strong>de</strong>, ein „Quasi-Transzen<strong>de</strong>ntales“. Die dunkle Seite ist somit Teil <strong>de</strong>r Dialektik<br />

selbst; sie ist Teil <strong>de</strong>r Politik <strong>de</strong>s Universalen (ein Ausdruck, <strong>de</strong>n ich, wobei ich<br />

mich von einigen zeitgenössischen AutorInnen wie Charles Taylor distanziere,<br />

nicht mit einer Politik <strong>de</strong>r Universalität im Gegensatz zur I<strong>de</strong>e einer „Politik <strong>de</strong>r<br />

Differenz“ gleichsetze, weil eine „Politik <strong>de</strong>r Differenz“ auch eine Politik <strong>de</strong>s<br />

Universalen ist). Nun kann <strong>de</strong>r immanente gewaltsame Ausschluss, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Institution o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s Universalen immanent ist, verschie<strong>de</strong>ne<br />

Formen annehmen, die nicht gleichwertig sind und nicht nach <strong>de</strong>r gleichen Politik<br />

verlangen. Eine soziologische und anthropologische Perspektive wird auf <strong>de</strong>r<br />

Tatsache bestehen, dass die Herstellung einer bürgerlichen Universalität gegen<br />

Diskriminierung und Unterdrückung in <strong>de</strong>n Formen von Recht, Bildung und Moral<br />

die Definition von Mo<strong>de</strong>llen <strong>de</strong>s Menschlichen, von Normen <strong>de</strong>s Sozialen<br />

impliziert. Foucault und an<strong>de</strong>re haben unsere Aufmerksamkeit darauf gelenkt,<br />

dass das Menschliche das „Nicht-Menschliche“, das Soziale das „Asoziale“<br />

ausschließt. Dies sind Formen <strong>de</strong>s inneren Ausschlusses, die das, was ich<br />

„intensiven Universalismus“ nennen wür<strong>de</strong>, sogar noch mehr betreffen, als <strong>de</strong>n<br />

„extensiven Universalismus“. Sie sind nicht an das Territorium, das Imperium,<br />

gebun<strong>de</strong>n; sie sind mit <strong>de</strong>r Tatsache verbun<strong>de</strong>n, dass die Universalität <strong>de</strong>s/r<br />

BürgerIn, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s/r menschlichen BürgerIn sich auf eine Gemeinschaft bezieht.<br />

Doch eine politische und ethische Sichtweise, die wir mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e o<strong>de</strong>r Formel<br />

einer „Gemeinschaft ohne Gemeinschaft“, o<strong>de</strong>r ohne bereits bestehen<strong>de</strong><br />

Gemeinschaft, verbin<strong>de</strong>n können, muss sich wie<strong>de</strong>rum mit einer an<strong>de</strong>ren, an sich<br />

mit <strong>de</strong>r Universalität verbun<strong>de</strong>nen, Form <strong>de</strong>r Gewalt auseinan<strong>de</strong>rsetzen. Es ist<br />

dies die Gewalt, die von ihren TrägerInnen und AktivistInnen gegen ihre<br />

GegnerInnen, und vor allem gegen ihre internen GegnerInnen, d. h. potenziell<br />

alle „KetzerInnen“ innerhalb <strong>de</strong>r revolutionären Bewegung, ausgeübt wird. Viele<br />

PhilosophInnen – sei es, dass sie selbst GegnerInnen o<strong>de</strong>r glühen<strong>de</strong><br />

VerfechterInnen <strong>de</strong>s universalistischen Programms und Diskurses waren, wie<br />

Hegel in seinem Kapitel über „Terror“ in <strong>de</strong>r Phänomenologie o<strong>de</strong>r Sartre in <strong>de</strong>r<br />

Kritik <strong>de</strong>r dialektischen Vernunft – haben auf dieser Beziehung insistiert, die<br />

ein<strong>de</strong>utig damit verknüpft ist, dass gewisse Formen <strong>de</strong>s Universalismus die<br />

logische Eigenschaft <strong>de</strong>r „Wahrheit“ verkörpern, also keine Ausnahme dul<strong>de</strong>n.

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