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232<br />

5. Von Diskriminatorik zu Universalität<br />

Zu jener Zeit, als in Österreich die politischen Verhältnisse sich<br />

in <strong>de</strong>r Ersten Republik zuspitzten, als sich extreme Rechts- und<br />

Linksi<strong>de</strong>ologien um Machterhalt und Machterwerb bemühten<br />

und die Protagonisten <strong>de</strong>r politischen Eliten die labilisierten<br />

Schichten <strong>de</strong>r Bevölkerung zu manipulieren versuchten, schrieb<br />

Popper sein Werk über die offene Gesellschaft und ihre Fein<strong>de</strong>.<br />

Er wies darin mit lei<strong>de</strong>nschaftlicher Präzision auf die<br />

Zusammenhänge zwischen bestimmten Philosophien und <strong>de</strong>ren<br />

Ausprägung zu fatalen I<strong>de</strong>ologien hin. Vor allem in <strong>de</strong>n<br />

Lehrgebäu<strong>de</strong>n Platons und Hegels wies er Ansätze nach, die für<br />

die Staatstheorie und die Etablierung unzumutbarer Sozialzustän<strong>de</strong><br />

und Herreni<strong>de</strong>ologien metaphysisch begrün<strong>de</strong>te<br />

Rechtfertigungen lieferten. Im Weiteren behan<strong>de</strong>lt er mit<br />

schonungsloser Deutlichkeit die von Hegel stark beeinflussten<br />

Lehren Marxens. Popper gelangt in seiner eigenen Theorie zu<br />

einem Glauben an die rationale Einheit <strong>de</strong>r Menschheit im<br />

Rahmen eines kritischen Rationalismus, <strong>de</strong>r sich durch<br />

argumentatives Han<strong>de</strong>ln und Falsifizierbarkeitsstrategien <strong>de</strong>r<br />

wissenschaftlichen Wahrheit nähern will. Popper erkannte aber<br />

auch richtig, dass diese kritische Form <strong>de</strong>s Rationalismus offen<br />

ihre Grenzen zuzugeben hat, dass sie nämlich auf einer<br />

irrationalen Entscheidung beruht "und in diesem Ausmaß auch<br />

eine gewisse Priorität <strong>de</strong>s Irrationalismus anerkennt". Nun hat<br />

jedoch <strong>de</strong>r kritische Realismus Poppers mit seinen<br />

Minimalannahmen an Metaphysik selbst seine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />

Probleme. Wodurch sollten wir dazu legitimiert sein, die eine<br />

Theorie mit metaphysischen Annahmen für legitim zu halten,<br />

eine an<strong>de</strong>re jedoch für unzulässig? Nach welchen Kriterien<br />

sollten wir vorgehen? Auch ist die Vorstellung, dass wir uns mit<br />

Poppers Wissenschaftskonzept zunehmend einer Verbesserung<br />

wissenschaftlicher Erkenntnis nähern sollten, hoch spekulativ. Ja,<br />

man könnte sogar sagen, dass die von Popper vorgeschlagene<br />

Bescheidung <strong>de</strong>r menschlichen Erkenntnistätigkeit selbst<br />

inhumane Züge besitzt, weil sie die Evolution <strong>de</strong>r Menschheit<br />

durch die Fesselung <strong>de</strong>s Geistes behin<strong>de</strong>rt. Kritik mangelhaften<br />

und inhumanen Essentialismus ist erfor<strong>de</strong>rlich. Strikte Ablehnung<br />

jeglichen Essentialismus kann jedoch selbst inhuman sein.<br />

Der Schlag Poppers gegen bestimmte metaphysische Systeme<br />

war hart, aber wir müssen auch die Grün<strong>de</strong> be<strong>de</strong>nken. Popper

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