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4.3 Der Kulturkonflikt: Westliche Kultur-Islam 207<br />

Zu beachten ist, dass diese Thesen von einer Minorität ohne feste soziale<br />

Verankerung vorgetragen wur<strong>de</strong>n. Dem jüdischen Auserwähltheitsanspruch<br />

wur<strong>de</strong>n Gegen-Auserwähltheiten entgegengesetzt (kulturelle und<br />

künstlerische Überlegenheit usw.). Gamm anerkennt auch kompensatorische<br />

Ten<strong>de</strong>nzen <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n, ihre soziale Unterlegenheit durch anmaßen<strong>de</strong>s<br />

Verhalten auszugleichen.<br />

Für das grüne (Sprache-Kultur-Wirtschaft-Politik)-System <strong>de</strong>r Römer war<br />

überdies essentiell, dass im Sinne einer Verquickung von Politik und Religion<br />

die politische Staatsautorität mit <strong>de</strong>m Kult <strong>de</strong>r Staatsgottheiten verbun<strong>de</strong>n<br />

war. Verbindung von Staat und Kult mit kultischer Position <strong>de</strong>s Herrschers<br />

stehen in <strong>de</strong>utlichem Kontrast zum jüdischen Monotheismus, <strong>de</strong>r daher als<br />

Beleidigung <strong>de</strong>r eigenen Götter und Hochverrat interpretiert wur<strong>de</strong>. Die Ju<strong>de</strong>n<br />

waren, von kurzfristigen Ausnahmen abgesehen, vom Kaiserkult befreit. In<br />

diesem aber drückte sich die Loyalität zum Kaiser und zur Gesellschaft aus.<br />

Die jüdische Religion galt jedoch als religio licita, eine zugelassene Religion.<br />

Dies galt anfangs für das Christentum nicht, wodurch auch hier bereits<br />

Spannungen vorgezeichnet waren.<br />

Auch an<strong>de</strong>re Gruppen mit ähnlichen Merkmalen verfielen Ablehnung und<br />

Verfolgung. Eine Fixierung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n als Feind gab es jedoch nicht. Dies<br />

geschah erst unter christlicher Vorherrschaft.<br />

Im Sinne unseres (Sprache-Kultur-Wirtschaft-Politik)-Systems sind daher die<br />

Grün<strong>de</strong> für die Vorurteile und die Spannungspotentiale<br />

a) auf <strong>de</strong>r wirtschaftliche Ebene,<br />

b) auf <strong>de</strong>r kulturell-religiösen und<br />

c) auf <strong>de</strong>r politischen Ebene<br />

und <strong>de</strong>ren faktischer Verknüpfung auszumachen, wobei in <strong>de</strong>r Antike<br />

bekanntlich die politische Ebene noch keineswegs so <strong>de</strong>utlich wie heute von<br />

<strong>de</strong>r religiösen getrennt, son<strong>de</strong>rn vielmehr funktionell und inhaltlich <strong>de</strong>utlich<br />

mit dieser verbun<strong>de</strong>n war (religiöse Legitimationspotentiale für politische<br />

Strukturen), was insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n christlich dominierten Systemen zu<br />

fatalen Folgen führte.<br />

4.3.2.2.5 Antijudaismus im christlichen Mittelalter<br />

Der Umstand, dass das Christentum anfangs keine anerkannte Religion im<br />

Römischen Reich war, wird etwa von Gamm als Grund für innere Verhärtung<br />

<strong>de</strong>s dogmatischen Gefüges verantwortlich gemacht. "Die Barmherzigkeit,<br />

um die sie einst gekommen war und die ihr Wesengesetz bil<strong>de</strong>te,<br />

praktizierte sie als anerkannte und später als ausschließliche Kirche<br />

nicht selbst. Sie erhob einen Ausschließlichkeitsanspruch, wie ihn sich selbst<br />

die jüdische Religion vergleichsweise nie gestattete" (Gamm). In präziseren<br />

Untersuchungen muss auch auf <strong>de</strong>n Unterschied zwischen ju<strong>de</strong>nchristlicher

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