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1 Ein theoretisches Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
MigrantInnen selbst kommen<strong>de</strong>n SprecherInnen be<strong>de</strong>nklich. Die MigrantInnen in<br />
diesen Unter-Unterschichten bleiben sehr wohl han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> und <strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Subjekte,<br />
aber ihre Artikulationsspielräume sind sicherlich äußerst beengt.<br />
Nicht "zwischen zwei Stühlen son<strong>de</strong>rn die ganze Couch"-<br />
Bin<strong>de</strong>strich-I<strong>de</strong>ntität - Mehrfachi<strong>de</strong>ntität<br />
Balancierte lila-grüne Persönlichkeitsstruktur mit ausgeprägter Ich-Stärke. Diese<br />
Variante einer Gruppen- und Individualstrategie geht davon aus, dass eine Person,<br />
o<strong>de</strong>r eine MigrantInnengruppe in <strong>de</strong>r Lage ist, sich in einer bestimmten Schichte <strong>de</strong>r<br />
Gesellschaft die grünen Systemkriterien positiv anzueignen. Gleichzeitig i<strong>de</strong>ntifiziert sie<br />
sich jedoch ausdrücklich und nachhaltig auch mit Lebens- und Wertbezügen ihrer<br />
Ethnie aus <strong>de</strong>r Heimat. Sie schafft eine "konfliktfreie" Balance zwischen grünen und<br />
z.B. lila Werten, die sie gleichzeitig realisiert und in einer dualen Variante in FIGUR 4<br />
integriert. Diese Persönlichkeit for<strong>de</strong>rt aber auch, sich die jeweiligen Balancen und<br />
Gewichtungen zwischen grün und lila (o<strong>de</strong>r rot usw.) selbst än<strong>de</strong>rn zu können also<br />
auch nicht gezwungen zu sein, in einer Gruppe (community) mit einer fixen<br />
Balancenverteilung zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Bezugssystemen für immer verbleiben zu<br />
müssen. Der Begriff <strong>de</strong>r "Bin<strong>de</strong>strich-I<strong>de</strong>ntität" stammt übrigens aus <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>r<br />
internen jüdischen I<strong>de</strong>ntitäts<strong>de</strong>batte, auf die hier öfter hingewiesen wird.<br />
a) "Es geht um meine kulturelle I<strong>de</strong>ntität." sagt Imane Habboub, eine<br />
Stu<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r Sozialwissenschaften in Evry. "Diese ist gemacht aus <strong>de</strong>n<br />
Zutaten Frankreich, Maghreb, Islam, Großstadt, Vorstadt, eine Mischung."<br />
"Ich bin nicht Französin, nicht Muslimin, nicht Marokkanerin, ich bin alles drei<br />
und noch mehr." "Jetzt zeigen sie mit <strong>de</strong>m Finger auf uns, je<strong>de</strong>r zeigt mit <strong>de</strong>m<br />
Finger auf mich und alles lan<strong>de</strong>t in einem Topf: Islamisten, Integristen,<br />
Schiiten, Sunniten, Paschtunen, Afghanen, Araber, egal, alles eins." Spiegel,<br />
44/2001.<br />
b) "Dieses Konzept einer Immigrationsgesellschaft bricht bewusst mit <strong>de</strong>r<br />
hierzulan<strong>de</strong> beliebten These <strong>de</strong>r einen I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>s Staatsvolkes und<br />
ermöglicht und anerkennt Mehrfachi<strong>de</strong>ntitäten <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gesellschaft.<br />
Die aus <strong>de</strong>n achtziger Jahren stammen<strong>de</strong> und sich in Österreich lei<strong>de</strong>r noch<br />
immer hartnäckig halten<strong>de</strong> Floskel <strong>de</strong>s 'Zwischen-<strong>de</strong>n-Stühlen-Sitzens' von<br />
eingewan<strong>de</strong>rten Menschen und ihren Nachkommen ist hingegen <strong>de</strong>r<br />
Vorstellung <strong>de</strong>s 'Entwe<strong>de</strong>r-O<strong>de</strong>r' verpflichtet. Zusätzlich erleben wir <strong>de</strong>rzeit<br />
einen konservativen Backslash, mit <strong>de</strong>m die relativ junge Debatte zu<br />
Gleichberechtigung in und Multikulturalität dieser Gesellschaft mit <strong>de</strong>r<br />
For<strong>de</strong>rung nach einer 'Leitkultur' im Keim erstickt wer<strong>de</strong>n soll."..."Daher kann<br />
auch das alte Konzept <strong>de</strong>s 'Zwischen-<strong>de</strong>n-Stühlen-Sitzens' <strong>de</strong>n<br />
Lebenszusammenhängen und Strategien von Eingewan<strong>de</strong>rten nicht gerecht<br />
wer<strong>de</strong>n. Es <strong>de</strong>finiert nämlich ihre Leistung und Lebensqualität, in mehreren<br />
Welten und in <strong>de</strong>r Ambivalenz 'zu Hause zu sein' statt in einer -<br />
vermeintlichen - Ein<strong>de</strong>utigkeit in einer Mehrheitskultur, zum Manko um und<br />
hat jahrelang die Vorstellung einer nationalen Monokultur verfestigt."..."<br />
Gera<strong>de</strong> angesichts <strong>de</strong>r politischen Brisanz <strong>de</strong>r Selbst<strong>de</strong>finition eines Staates<br />
bzw. einer republikanischen Gesellschaft geht es bei <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r kulturellen<br />
o<strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>strich-I<strong>de</strong>ntitäten um die Definitionsmacht. Sind