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280<br />

6 Der universalistische Humanismus – eine neue Aufklärung<br />

offen zu halten. Der Begriff „strategisch“ wur<strong>de</strong> bei Spivak sozusagen zu einer<br />

Handlungsoption: die Eröffnung einer Möglichkeit eines Han<strong>de</strong>lns, das we<strong>de</strong>r<br />

hinter die <strong>de</strong>konstruktive Kritik zurückgeht, noch – in Anbetracht von allem, das<br />

es grundsätzlich aufzulösen, zu hinterfragen und zu be<strong>de</strong>nken gibt – ohnmächtig<br />

bleiben muss. Der Begriff <strong>de</strong>s Strategischen als Handlungsoption könnte nun<br />

auch bei einer Neu<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>s Universalismus dienlich sein. Wur<strong>de</strong> dieser<br />

nämlich zurecht sowohl in seiner enthistorisieren<strong>de</strong>n, wissenschaftstheoretischphilosophischen<br />

als auch in seiner verkürzten, vereinnahmen<strong>de</strong>n und<br />

ausschließen<strong>de</strong>n politisch-rechtlichen Dimension diskreditiert, so stellte sich<br />

trotz<strong>de</strong>m gera<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Zusammenbruch <strong>de</strong>r großen Universalismen<br />

zunehmend die Frage nach <strong>de</strong>r Möglichkeit und Unmöglichkeit von Solidaritäten<br />

– nach gemeinsamen Kämpfen und Allianzen ebenso wie nach so etwas wie<br />

jenem „unvollständigen Horizont“, von <strong>de</strong>m Ernesto Laclau schreibt. Vor diesem<br />

Hintergrund kann <strong>de</strong>r Universalismus vielleicht eine neue strategische Dimension<br />

erhalten – und zwar nicht als Selbstzweck, son<strong>de</strong>rn im Hinblick auf eine<br />

politische Praxis.<br />

Nicht als erkenntnistheoretisches Mo<strong>de</strong>ll und auch nicht als abstrakter politischer<br />

Rechtsbegriff, son<strong>de</strong>rn in konkreten aktivistischen und marginalisierten Kämpfen<br />

und Diskursen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Universalismus in <strong>de</strong>n letzten Jahren wie<strong>de</strong>r neu<br />

thematisiert. Es gibt aktivistische Praxen, die <strong>de</strong>n Universalismus<br />

gewissermaßen neu <strong>de</strong>nken, die eine „strategisch universalistische“ Perspektive<br />

einnehmen, ohne hinter die berechtigten Kritikpunkte zurückzugehen. Es wird<br />

bereits „strategisch universalistisch“ gehan<strong>de</strong>lt. Fallen und Probleme,<br />

Möglichkeiten und Gefahren gemeinsamer politischer Horizonte wer<strong>de</strong>n im<br />

Aktivismus im Hinblick auf gemeinsames Han<strong>de</strong>ln abgesteckt und diskutiert. Die<br />

Frage nach <strong>de</strong>m Universalismus stellt sich im Spezifischen. Und genau dort wird<br />

<strong>de</strong>utlich, dass es gute Grün<strong>de</strong> geben kann, mehr zu wollen, als bloß „für sich<br />

selbst zu sprechen“, nämlich Teilhabe an <strong>de</strong>r Definitionsmacht. Und ist es nicht<br />

gera<strong>de</strong> jene universalistische Perspektive, die marginalisierten Positionen<br />

klassischerweise abgesprochen wur<strong>de</strong> und wird?<br />

Zusatz S. P.: Die von uns dargestellte universalistische Perspektive ist selbst im<br />

<strong>de</strong>rzeitigen erkenntnistheoretischen, rechtstheoretischen wie auch im politisch<br />

aktivistisch-praktischen Diskurs äußerst marginalisiert, verschwiegen und<br />

unterdrückt. Sie besitzt <strong>de</strong>rzeit keinerlei Teilhabe an <strong>de</strong>r Definitionsmacht in <strong>de</strong>n<br />

Machtstrukturen dieser Er<strong>de</strong> aber auch nicht bei <strong>de</strong>n Unterdrückten. Den<br />

Mächtigen wür<strong>de</strong> sie die Grundlage ihrer Macht entziehen, <strong>de</strong>n Marginalisierten<br />

und Unterdrückten sind ihre Horizonte vielleicht zu weit entfernt und die erlaubten<br />

Mittel zur Durchsetzung ihrer I<strong>de</strong>en und I<strong>de</strong>ale zu friedlich und ineffizient, um das<br />

Unrecht zu beheben.

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