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4.3 Der Kulturkonflikt: Westliche Kultur-Islam 223<br />
Der Monotheismus, die Ritualgesetze, Speise- und Reinheitsvorschriften<br />
erzeugten eine <strong>de</strong>utliche religiöse und soziale Distanz zur "heidnischen"<br />
Umwelt und bil<strong>de</strong>ten einen Gegensatz zur frem<strong>de</strong>n Götterwelt. "Dieser eine<br />
Gott hatte sich ausgerechnet palästinensische Stämme ausgesucht und sie zu<br />
einem auserwählten Volk erhoben, in<strong>de</strong>m er mit ihnen durch Moses am Sinai<br />
ein Bundverhältnis einging und heilsgeschichtliche Perspektiven für alle Völker<br />
öffnete" (Gamm).<br />
Das Christentum geht seinerseits davon aus, dass durch <strong>de</strong>n universalen<br />
Aspekt Christi allen Völkern das Heil gebracht wur<strong>de</strong> und daher alle an<strong>de</strong>ren<br />
Religionslehren nicht mit <strong>de</strong>m Christentum auf einer Stufe stün<strong>de</strong>n, woraus<br />
sich die Exklusivität <strong>de</strong>s Christentums ergäbe.<br />
Der Islam schließlich hält Ju<strong>de</strong>ntum und Christentum für <strong>de</strong>generierte<br />
Stufen <strong>de</strong>s Islam, die Rechtgläubigkeit sei daher nur in diesem gegeben.<br />
Politisches Legitimationsinstrument Religion<br />
Für bestimmte Apsekte <strong>de</strong>s AS, <strong>de</strong>s AM und auch an<strong>de</strong>rer Anti-(n) etwa in<br />
Indien von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung ist <strong>de</strong>r Verschränkung von Religionsund<br />
Politiksystem (Verbindung von Staat und Kult).<br />
Schon die Ablehnung <strong>de</strong>s Kaiserkultes im Römischen Reich be<strong>de</strong>utete für<br />
das römische SKWP-System einen Loyalitätsbruch, <strong>de</strong>r unabhängig vom<br />
wirtschaftlichen AS eine negative Stimmung in System gegen die Ju<strong>de</strong>n<br />
provozierte.<br />
Die christliche Vorherrschaft vollzog aber im Verhältnis zum früheren<br />
Kaiserkult eine wesentlich rigi<strong>de</strong>re Distanzierung und Ausschließung <strong>de</strong>s<br />
Ju<strong>de</strong>ntums:<br />
Man erblickt zu Recht, insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n für die Antike typischen Formen <strong>de</strong>r<br />
politischen Struktur, eines <strong>de</strong>r wichtigsten und tragischsten Elemente in <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
<strong>de</strong>s Antijudaismus. Die mythische Reichsi<strong>de</strong>e, <strong>de</strong>r römische Kaiserkult,<br />
das sakrale Pflichtopfer, alle waren sie Instrumente <strong>de</strong>r Legitimitätsbegründung und<br />
Loyalitätsverfestigung. Waren zuerst nur die Ju<strong>de</strong>n diejenigen, die sich nicht anpassten,<br />
waren es jetzt auch die Christen. Mit <strong>de</strong>r Anerkennung <strong>de</strong>s Christentums (Mailän<strong>de</strong>r<br />
Edikt 313 n. Chr.) und vor allem mit <strong>de</strong>m Co<strong>de</strong>x Theodosianus im Jahr 438 n. Chr. und<br />
<strong>de</strong>m Erlass "Über die Ju<strong>de</strong>n" (553 n. Chr.) wur<strong>de</strong> die politisch soziale Stellung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n<br />
zur Mehrheitsbevölkerung in einem sakral verfassten christlichen Staat<br />
entschei<strong>de</strong>nd bestimmt (Ausschluss <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n aus öffentlichen Ämtern und<br />
Verbot, Freie o<strong>de</strong>r Sklaven zum Abfall vom Christentum zu bewegen). Der vom<br />
Ju<strong>de</strong>ntum übernommene Erwählungsanspruch wur<strong>de</strong> gegen das Ju<strong>de</strong>ntum gekehrt.<br />
Der sich christlich konsolidieren<strong>de</strong> Staat übernahm die mythische Kaiseri<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s<br />
heidnisch antiken Gemeinwesens. "Das kaiserlich-christliche Regiment 70 wur<strong>de</strong> als<br />
Abbild <strong>de</strong>r himmlischen Herrschaft Gottes verstan<strong>de</strong>n."<br />
70 Wie <strong>de</strong>r Atlas über die I<strong>de</strong>ologiemilieus in Österreich in <strong>de</strong>r Ersten Republik<br />
zeigt, hatte diese I<strong>de</strong>ologie <strong>de</strong>r Verbindung von Christentum mit weltlicher<br />
Herrschaft weit zurückreichen<strong>de</strong> Wurzeln.