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6.2. Der Aspekt einer neuen Aufklärung 275<br />

kulturtranszen<strong>de</strong>nten moralischen Werten spricht die universalistischen<br />

Zauberformeln. Paradoxerweise tut dies nun das mehrfach <strong>de</strong>zentrierte,<br />

eingebettete, kontextualisierte Subjekt mit seinem fragmentierten Wissen und<br />

seiner Skepsis gegenüber <strong>de</strong>r Moral. Weniger mit <strong>de</strong>r abendländischen<br />

Konzeption <strong>de</strong>r Vernunft, dafür aber mit <strong>de</strong>m Hausverstand ausgestattet, sagt es<br />

uns, dass wir <strong>de</strong>n Universalismus nun selber bräuchten. Mü<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n<br />

Strapazen <strong>de</strong>s aufreiben<strong>de</strong>n Partikularismus, mahnt es uns vor einer Indifferenz<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Leid in <strong>de</strong>r globalisierten Welt ebenso wie vor <strong>de</strong>r<br />

Vereinnahmung durch <strong>de</strong>n Neoliberalismus. In <strong>de</strong>r Tat erfahren Menschen<br />

vielerorts von Staatswillkür geprägte Unterdrückung, konfessionelle Gewalt und<br />

Diskriminierung. Und in <strong>de</strong>r Tat ist „Ethno“ en vogue – auf <strong>de</strong>m Markt <strong>de</strong>r<br />

Moralitäten, <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntitäten und <strong>de</strong>r Waren gleichermaßen.<br />

Durchaus auch theorieimmanente Grün<strong>de</strong> hat die Suche nach einem neuen<br />

Universalismus. Denn bei<strong>de</strong> Pole dieses Wettstreits führen in ihrer logischen<br />

Konsequenz bestenfalls auf Holzwege. Der relativistisch-partikularistische<br />

Lehrsatz etwa, alles sei relativ, ist paradoxerweise eine Aussage mit<br />

Universalitätsanspruch – und das ist seit <strong>de</strong>r Antike bekannt. Ein Paradoxon ist<br />

es aber auch, dass die Behauptung, die Wahrheit und die Menschenrechte seien<br />

allgemeingültig, selbst we<strong>de</strong>r verifizierbar noch falsifizierbar ist und somit eine<br />

Behauptung bleibt – davon einmal abgesehen, dass je<strong>de</strong>r Universalismus wenn<br />

nicht auf partikulare Interessen, so zumin<strong>de</strong>st auf kulturell geformte<br />

Vorstellungen zurückgeht.<br />

Zusätze S.P.: Gürses thematisiert die Aktualisierung einer Universalismussuche<br />

weniger als Revitalisierung <strong>de</strong>r universalistischen Zauberformeln <strong>de</strong>s autonome<br />

Subjekt mit seiner allgemeingültigen Wahrheit und seinen kulturtranszen<strong>de</strong>nten<br />

moralischen Werten son<strong>de</strong>rn das mehrfach <strong>de</strong>zentrierte, eingebettete,<br />

kontextualisierte Subjekt mit seinem fragmentierten Wissen und seiner Skepsis<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Moral scheint <strong>de</strong>n Universalismus zu suchen. "Weniger mit <strong>de</strong>r<br />

abendländischen Konzeption <strong>de</strong>r Vernunft, dafür aber mit <strong>de</strong>m Hausverstand<br />

ausgestattet, sagt es uns, dass wir <strong>de</strong>n Universalismus nun selber bräuchten.<br />

Mü<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Strapazen <strong>de</strong>s aufreiben<strong>de</strong>n Partikularismus, mahnt es uns vor<br />

einer Indifferenz gegenüber <strong>de</strong>m Leid in <strong>de</strong>r globalisierten Welt ebenso wie vor<br />

<strong>de</strong>r Vereinnahmung durch <strong>de</strong>n Neoliberalismus." Sehr treffend ist die nicht immer<br />

anerkannte Paradoxie erwähnt, dass je<strong>de</strong>r realtivistisch-partikukularistische<br />

Ansatz sich selbst nur als relativ und partikular bezeichnen dürfte, was ihm je<strong>de</strong><br />

theoretische und praktische Brauchbarkeit entzöge. Wenn er aber behauptet,<br />

alles sei relativ, dann ist dies gera<strong>de</strong> nicht mehr relativ son<strong>de</strong>rn universal o<strong>de</strong>r<br />

auch absolut. Ob an<strong>de</strong>rerseits die Behauptung, dass die Wahrheit <strong>de</strong>r<br />

Menschenrechte allgemeingültig sei, verifiziertbar sei, rührt tatsächlich an<br />

bekannte kritische erkenntnistheoretische Fragen. Wir versuchen auch hier zu<br />

zeigen, dass die bisherigen eurozentristischen Menschenrechtspostulate<br />

evolutive Mängel aufweisen, und skizzieren im Rahmen einer neuen<br />

Universalitätsstruktur einen neuen Humanismus. Ob diesem neuen<br />

Universalismus Wahrheit zukommen kann, haben wir bereits oben ange<strong>de</strong>utet.

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