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4.3 Der Kulturkonflikt: Westliche Kultur-Islam 227<br />

Da sich mittels einer "wissenschaftlichen" Rassenlehre die Ju<strong>de</strong>nfeindschaft scheinbar<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich bloßer Überzeugungen erhob und sich objektivierte, verfochten viele<br />

mit gera<strong>de</strong>zu priesterlichem Ernst die Unfehlbarkeit <strong>de</strong>r neuen, angeblich auf<br />

"Forschung" beruhen<strong>de</strong>n Doktrin, <strong>de</strong>ren i<strong>de</strong>ologischer Charakter ihnen entwe<strong>de</strong>r<br />

verborgen blieb o<strong>de</strong>r bewusst übersehen wor<strong>de</strong>n war. Ein neuer rassischer<br />

Wissenschaftsenthusiasmus kam auf.<br />

Der rassische Antisemitismus trat nicht sogleich mit seiner biologischen Begründung auf,<br />

son<strong>de</strong>rn versuchte sich zunächst mit allgemeinen Bestimmungen jüdischer Merkmale.<br />

Als eigentlicher Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Rassenlehre und biologischen Geschichtsbetrachtung<br />

wirkte <strong>de</strong>r Franzose Graf Gobineau (1816 1882). Sein <strong>Buch</strong> über "Die Ungleichheit <strong>de</strong>r<br />

Menschenrassen" ist ein Versuch, Kulturgeschichte aus <strong>de</strong>r biologischen Zugehörigkeit<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Gruppen zu erklären und ihre "Blutmischung" zu berücksichtigen. Er<br />

vertrat <strong>de</strong>n Gedanken, dass Anlagen unverän<strong>de</strong>rt bewahrt wür<strong>de</strong>n, sofern die "Rasse"<br />

sich rein erhielte. Vermische sie sich mit an<strong>de</strong>ren, folge unfehlbar eine Min<strong>de</strong>rung ihrer<br />

Qualität. Er unterschied zwei große Rassegruppen: die produktive und<br />

staatengestalten<strong>de</strong> "arische" Gruppe und die <strong>de</strong>struktive "hamitisch-semitische" Gruppe.<br />

Von <strong>de</strong>n "Ariern" rühre alle Kultur her und darum hänge auch das Schicksal <strong>de</strong>r Welt an<br />

ihrem biologischen Bestand.<br />

Pauley weist auch auf Wilhelm Marr hin, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Begriff "Antisemitismus" erstmals<br />

benutzte, da er von <strong>de</strong>n bisherigen christlichen Argumenten gegen die Ju<strong>de</strong>n zum Bild<br />

einer verschlagenen, wurzellosen, verschwörerischen Rasse überging.<br />

Eugen Dühring (1833 – 1921) vermittelte <strong>de</strong>m Antisemitismus einen weiteren Akzent. Er<br />

vollzog die erste nachchristliche rassische Interpretation <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r christlichen Welt hatte die Überzeugung gegolten, dass <strong>de</strong>r sakramentale<br />

Gna<strong>de</strong>nempfang in Gestalt <strong>de</strong>r Taufe in die neue christliche Existenz überführe und alles<br />

Frühere damit hinfällig sei. Die Taufe war Heilereignis für die Person, verwan<strong>de</strong>lte sie<br />

und fügte sie <strong>de</strong>m "Neuen Bund" ein. Dühring dagegen betonte, dass am rassischen<br />

Befund durch die religiöse Zeremonie nicht das min<strong>de</strong>ste geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn dass<br />

es eine unaufhebbare blutsmäßige Bestimmung <strong>de</strong>s Menschen gebe. Ein Ju<strong>de</strong> bleibe<br />

Ju<strong>de</strong>, wie immer er sich entschei<strong>de</strong>, was immer er "äußerlich" an sich vollziehen lasse.<br />

Dühring hat damit nicht nur prinzipiell die Entscheidungsfähigkeit <strong>de</strong>s Menschen<br />

bestritten, son<strong>de</strong>rn gleichzeitig <strong>de</strong>n Propagandastil <strong>de</strong>s Dritten Reiches vorgeformt, in<br />

<strong>de</strong>m das Rassendogma alle ju<strong>de</strong>nfeindlichen Einzelmaßnahmen steuerte.<br />

Wie sich <strong>de</strong>r Chor <strong>de</strong>r rassischen Antisemiten in <strong>de</strong>r Folge verstärkte, kann nicht im<br />

Einzelnen aufgezeigt wer<strong>de</strong>n. Lediglich die Namen Paul <strong>de</strong> Lagar<strong>de</strong> (1827 – 1891),<br />

Ernest Renan (1823 – 1892), und H. St. Chamberlain (1855 – 1927) seien noch genannt.<br />

Wir sollten be<strong>de</strong>nken, dass Sarrazin ständig auf wissenschaftliche<br />

Forschungsergebnisse hinweist, wenn <strong>de</strong>r die mangeln<strong>de</strong> Intelligenz<br />

bestimmter Völker, die genetische Präformierung und die<br />

Vererbungskoeffizienten von Intelligenz nachzuweisen versucht.<br />

Die MM-Unterschichten erweisen sich infolge ihrer mangeln<strong>de</strong>n sozialen<br />

Verankerung, Bildung, sozialen Position und "fremdartigen" Herkunft gera<strong>de</strong>zu<br />

prä<strong>de</strong>stiniert für <strong>de</strong>rartige Behauptungen. Keine Frage: Sarrazin verstärkt<br />

mit <strong>de</strong>rartigen Thesen die Entwicklung rassistischer Argumente in <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung.

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