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140<br />

1 Ein theoretisches Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

Eine allgemeine Überlegung ist jedoch von Be<strong>de</strong>utung:<br />

Wer<strong>de</strong>n eine o<strong>de</strong>r mehrere soziale I<strong>de</strong>ntitäten (damit die Ich-<br />

I<strong>de</strong>ntität) schwer bedroht, so muss <strong>de</strong>r Einzelne versuchen,<br />

durch Betonung <strong>de</strong>r verbleiben<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>ntitäten, die dann stärker<br />

zur Geltung gebracht wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>ntitätsverlust<br />

auszugleichen. (Prinzip subsidiärer I<strong>de</strong>ntitätsbehauptung, welche<br />

bis zu "irrealer" Überbetonung bestimmter Elemente, z. B.<br />

arisch, islamisch usw., führt.) An<strong>de</strong>rerseits ist es aber auch<br />

möglich, dass I<strong>de</strong>ntitätsverluste auf <strong>de</strong>r einen Seite durch die<br />

Neustrukturierung in einer neuen I<strong>de</strong>ologie ausgeglichen wer<strong>de</strong>n.<br />

Sehr anschaulich wird dies etwa durch Poliakov (1979, 153 f.)<br />

erarbeitet: "Wie je<strong>de</strong> I<strong>de</strong>ologie kann <strong>de</strong>r Rassismus dazu dienen,<br />

die Wirklichkeit <strong>de</strong>s Klassenkampfes zu verschleiern, und das<br />

vielleicht wegen <strong>de</strong>r Einfachheit ihrer Parolen besser als je<strong>de</strong><br />

an<strong>de</strong>re."<br />

Hierbei sieht er zwei Arten von Funktionen:<br />

a) Rechtfertigung <strong>de</strong>r Ausbeutung o<strong>de</strong>r<br />

b) Verschiebung revolutionärer Potentiale auf an<strong>de</strong>re Rassen.<br />

In bei<strong>de</strong>n Fällen richtet sich die kanalisierte Aggression gegen<br />

sozial schwach verankerte Gruppen. Poliakov weist aber, was<br />

sich in unserem Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>utlich zeigen lässt, auch hier darauf<br />

hin, dass die rassistische I<strong>de</strong>ologie nicht nur auf diese<br />

Instrumentalisierungsabsicht rückführbar ist. I<strong>de</strong>ologie ist<br />

untrennbar mit einer Kultur und mit Wert- und Normensystemen<br />

verbun<strong>de</strong>n. Das rassistische Reaktionsmo<strong>de</strong>ll wird von <strong>de</strong>r Kultur<br />

gestellt.<br />

Hier liegt die Wurzel dafür, dass in Zeiten schwerer Krisen<br />

plötzlich irrational anmuten<strong>de</strong> Überbetonungen gewisser (z. B.<br />

nationaler, rassischer o<strong>de</strong>r religiöser) I<strong>de</strong>ntitäten eintreten. Es<br />

wird hierbei versucht, durch die Hervorkehrung gewisser<br />

I<strong>de</strong>ntitäten, die mit einer affektiven Negativbewertung an<strong>de</strong>rer<br />

gekoppelt ist, <strong>de</strong>n eigenen Selbstwertverlust auszugleichen.<br />

An<strong>de</strong>rerseits ist aber zu beachten, dass sehr häufig auf <strong>de</strong>r<br />

politischen Ebene eine manipulative Steuerung von

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