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3.3 Ethnizistische Vereine und Organisationen <strong>de</strong>r MigrantInnen 177<br />

für Diskussionen, Selbstreflexion, und gemeinsame Projekte einer<br />

<strong>de</strong>zidiert kritischen wissenschaftlichen Praxis entwickeln. Im<br />

Mittelpunkt <strong>de</strong>r zweiten Tagung <strong>de</strong>s Netzwerks im Februar 2008 bei<br />

Berlin stand die Frage, wie kritisch-emanzipatorische Wissenschaft in<br />

diesem Bereich aussehen könnte. Wir schlagen hier eine historischmaterialistische<br />

Perspektive vor. Ihr Ausgangspunkt ist normativ. Er<br />

wird benannt durch Karl Marx' kategorischen Imperativ „alle<br />

Verhältnisse umzuwerfen, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Mensch ein erniedrigtes, ein<br />

geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“ (MEW 1:<br />

385). Die kritische Migrations- und Grenzregimeforschung ist „nicht<br />

irgen<strong>de</strong>ine Forschungshypothese, die im herrschen<strong>de</strong>n Betrieb ihren<br />

Nutzen erweist, son<strong>de</strong>rn ein unablösbares Moment <strong>de</strong>r Anstrengung,<br />

eine Welt zu schaffen, die <strong>de</strong>n Bedürfnissen und Kräften <strong>de</strong>r Menschen<br />

genügt“ (Horkheimer 2003: 263). „Globale Bewegungsfreiheit“ und<br />

„gleiche Rechte für alle“ sind politische Konkretionen dieses<br />

Ausgangspunktes.<br />

Kritische Migrationsforschung zielt nicht allein auf gelegenheitsbedingte<br />

Anlässe, z.B. die Einsätze <strong>de</strong>r EU-Grenzschutzagentur FRONTEX. Sie<br />

analysiert ihre Gegenstän<strong>de</strong> auf drei Ebenen: Erstens in Verbindung<br />

mit strukturellen Macht- und Herrschaftsverhältnissen, die Migration<br />

als „Problem“ erst konstituieren; zweitens in Bezug auf <strong>de</strong>ren<br />

konjunkturelle, raum-zeitlich konkrete Materialisierungen; drittens<br />

müssen im Sinne einer cui-bono-Forschung die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

Interessen und ihre strategisch han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n politischen AkteurInnen<br />

untersucht wer<strong>de</strong>n. Nur eine <strong>de</strong>zidiert macht- und herrschaftskritische<br />

Perspektive kann die drei Analyseebenen zusammenzuführen und so<br />

die historischen Voraussetzungen von Migrations- und Grenzregimes<br />

und ihre hohe Stabilität erklären.<br />

Kritische (Migrations-)Wissenschaft darf sich nicht auf <strong>de</strong>n<br />

universitären Elfenbeinturm beschränken. Sie muss mit linken,<br />

antirassistischen, migrantischen, gewerkschaftlichen<br />

Bewegungen verwoben sein. Die Art dieser Verbindung blieb auf <strong>de</strong>r<br />

Berliner Tagung umstritten. Soll sich kritische Migrationsforschung als<br />

relativ autonomer Teil <strong>de</strong>s Kampfes um Hegemonie innerhalb <strong>de</strong>s<br />

Subfelds Wissenschaft begreifen und eine kritisch-solidarische und<br />

dialogisch-vermittelte Distanz gegenüber Bewegungen, NGOs und<br />

linken Parteien halten? O<strong>de</strong>r kann nur eine Teil-I<strong>de</strong>ntität, ein direktes<br />

Engagement in und mit <strong>de</strong>n Bewegungen und ihren Kämpfen<br />

wissenschaftliche Praxis zu einer kritischen machen? In dieser Sicht<br />

wäre eine Praxis außerhalb <strong>de</strong>r herrschaftsförmigen Institutionen<br />

aka<strong>de</strong>mischer Wissensproduktion das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kriterium einer<br />

kritischen Wissenschaft. O<strong>de</strong>r ist die dichotome Gegenüberstellung von

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