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4 Der Anti_Sarrazin<br />
Durch die Abtrennung <strong>de</strong>s Su<strong>de</strong>ntenlan<strong>de</strong>s von <strong>de</strong>r Tschechoslowakei als<br />
Folge <strong>de</strong>s Münchner Abkommens im Herbst 1938 und durch vollkommene<br />
Liquidierung <strong>de</strong>r Tschechoslowakei im März 1939 mit <strong>de</strong>r Schaffung <strong>de</strong>s<br />
Reichsprotektorats Böhmen und Mähren kamen auch die Ju<strong>de</strong>n dieser Län<strong>de</strong>r<br />
unmittelbar unter <strong>de</strong>utsche Herrschaft. Bei Kriegsausbruch am 1. September<br />
1939 waren trotz forcierter Auswan<strong>de</strong>rung noch etwa 400.000 Ju<strong>de</strong>n im<br />
nationalsozialistischen Machtbereich.<br />
4.3.2.2.7.3.2 Weitere politische Entrechtung und physische Bedrohung<br />
Schon im Juni 1939 wur<strong>de</strong> die "Reichsvertretung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Ju<strong>de</strong>n"<br />
aufgelöst und dafür die "Reichsvereinigung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n" gegrün<strong>de</strong>t, die<br />
unmittelbar <strong>de</strong>r GESTAPO unterstellt war. Am 27. September 1939 schloss<br />
sich die Gründung <strong>de</strong>s Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) an. In <strong>de</strong>ssen<br />
Rahmen ernannte man Adolf Eichmann zum "Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />
Reichszentrale für jüdische Auswan<strong>de</strong>rung". Am 24. November 1939 erging<br />
die Verordnung, dass an Ju<strong>de</strong>n keine Reichsklei<strong>de</strong>rkarte mehr ausgegeben<br />
wer<strong>de</strong>n dürfe, und ab Januar 1940 erhielten die Lebensmittelkarten für Ju<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>n Aufdruck "J", was eine erhebliche Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r zustehen<strong>de</strong>n<br />
Lebensmittel be<strong>de</strong>utete. Am 5. September 1941 folgte dann noch die<br />
Polizeiverordnung über die Kennzeichnung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r berüchtigte gelbe<br />
Stern mit <strong>de</strong>r Aufschrift "Ju<strong>de</strong>". Wur<strong>de</strong> bis dahin die Auswan<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n<br />
forciert, so erging am 23. Oktober 1941 diesbezüglich ein generelles Verbot.<br />
4.3.2.2.7.3.3 Aus<strong>de</strong>hnung auf Europa<br />
Ziel <strong>de</strong>r nationalsozialistischen Ju<strong>de</strong>npolitik war es, Deutschland "ju<strong>de</strong>nrein" –<br />
wie man es nannte – zu machen. Diese For<strong>de</strong>rung wur<strong>de</strong> auf das besetzte<br />
Europa ausge<strong>de</strong>hnt. Da man nunmehr <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n die Auswan<strong>de</strong>rung nicht<br />
mehr gestattete, blieb <strong>de</strong>r physische Mord die einzige Alternative. So fand am<br />
20. Januar 1942 in Berlin die "Wannseekonferenz" 67 statt, bei <strong>de</strong>r über die<br />
konkrete Durchführung <strong>de</strong>r Ermordung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n beraten wur<strong>de</strong>. Ab 10. April<br />
musste auch noch an allen von Ju<strong>de</strong>n bewohnten Wohnungen ein<br />
"Ju<strong>de</strong>nstern" angebracht wer<strong>de</strong>n, am 24. April wur<strong>de</strong> Ju<strong>de</strong>n – außer mit<br />
Son<strong>de</strong>rgenehmigungen – die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel untersagt<br />
und am 30. Juni verordnete das RSHA die Schließung aller jüdischen Schulen<br />
und erließ das generelle Verbot, jüdischen Kin<strong>de</strong>rn Unterricht zu erteilen. In<br />
Wien wur<strong>de</strong> die "Israelitische Kultusgemein<strong>de</strong>" aufgelöst und an ihrer Stelle<br />
wur<strong>de</strong> am 18. Dezember 1942 <strong>de</strong>r "Ältestenrat <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n in Wien" gegrün<strong>de</strong>t.<br />
67 Philipp Burrin sieht einen Zusammenhang zwischen Hitlers Befehl zur systematischen<br />
Ermordung September/Oktober 1941 aller in seinem Herrschaftsbereich leben<strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>m<br />
Scheitern <strong>de</strong>s Ostfeldzuges (Presserezension <strong>de</strong>s <strong>Buch</strong>es: "Hitler und die Ju<strong>de</strong>n. Die Entscheidung<br />
für <strong>de</strong>n Völkermord"). Eine Übersicht über die gesamten bisherigen Untersuchungen dieser Frage<br />
bietet Kershaw 1998, 148f.