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1.3 Bau <strong>de</strong>r Gesellschaft – Begriffsmo<strong>de</strong>ll 79<br />

dieser, mit Phänomenen <strong>de</strong>r "Kriminalität" und Gewalt einhergehen<strong>de</strong>n<br />

Ambiguität mehrheitlich eine pathologische I<strong>de</strong>ntitätsstörung sah, und <strong>de</strong>n<br />

dahinter stehen<strong>de</strong>n gesellschaftlichen Konflikt um Marginalität und<br />

Repräsentation dadurch entpolitisierte, wird hier darauf hingewiesen, dass<br />

diese Spannung zwischen <strong>de</strong>r Notwendigkeit zum Überleben und <strong>de</strong>m Wunsch<br />

aus <strong>de</strong>r ethnischen Fluchtburg auszubrechen auch produktiv sein kann. Da die<br />

Ethnizität dieser MigrantInnen sich in einer Position befin<strong>de</strong>t, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

dynamische Prozess <strong>de</strong>r Anpassung, <strong>de</strong>r Anknüpfung und <strong>de</strong>s Neuentwurfs<br />

gleichzeitig in all seiner Ungleichzeitigkeit ausgetragen wird, ergeben sich aus<br />

ihr Ansätze einer auf Differenz beruhen<strong>de</strong>n Entwicklung hybri<strong>de</strong>r<br />

I<strong>de</strong>ntitäten. Gera<strong>de</strong> in diesem Jahrzehnt sind diese komplexen<br />

I<strong>de</strong>ntitäten als Grundlage für einen Politisierungsprozess <strong>de</strong>r Alltagskultur<br />

be<strong>de</strong>utsam gewor<strong>de</strong>n. In ihr geht die subversive kulturelle Praxis dieser<br />

Jugendlichen mit Formen autonomer Selbstvergesellschaftung einher,<br />

wodurch das einfache binäre Differenzmuster überschritten wird, auf das<br />

rassistische Zuschreibungen wie auch ältere Mo<strong>de</strong>lle ethnischer Solidarität<br />

zurückgreifen müssen.<br />

Mit <strong>de</strong>r Aufgabe <strong>de</strong>r aufgedrängten Entscheidungsfindung zwischen<br />

essentialistischem Selbstverständnis und Assimilation beginnt die Suche in<br />

einem offenen politischen Feld <strong>de</strong>r Selbstinszenierungen. Der Kampf um<br />

diskursive Be<strong>de</strong>utungen und Bil<strong>de</strong>r, um eine Neubestimmung <strong>de</strong>s<br />

Verhältnisses zwischen Gemeinsamkeit und Differenz wird von <strong>de</strong>r Hoffnung<br />

begleitet, Positionen im politischen Raum zu gewinnen, die gesellschaftliche<br />

Interventionen ermöglichen" (Ha 04, S. 203 f.).<br />

Wir umkreisen mit weiteren Zitaten diese I<strong>de</strong>ntitätsvariante: "Mit dieser<br />

Vorstellung einer kulturellen I<strong>de</strong>ntität, die einen unbequemen aber<br />

aufregen<strong>de</strong>n Blick auf die eigene Position in <strong>de</strong>r Zwischenwelt eröffnet,<br />

beginnt die aktive Suche nach politischen Selbstinszenierungen, im Fel<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

historischen Zuschreibungen, konstruierten Monologen und kulturellen Co<strong>de</strong>s,<br />

die ein radikal an<strong>de</strong>res Verständnis von Kultur nahelegen.<br />

Bei dieser Politik geht es keineswegs um eine Kulturalisierung <strong>de</strong>s Sozialen. Es<br />

geht darum, Kultur als einen wichtigen Kampfplatz von Politik zu verstehen,<br />

auf <strong>de</strong>m Marginalisierte sich positionieren müssen, wenn sie sich nicht von<br />

vornherein kampflos zurückziehen wollen. Selbstverständlich erfor<strong>de</strong>rt eine<br />

Politik <strong>de</strong>r Repräsentation nicht weniger son<strong>de</strong>rn eine Universalisierung und<br />

Weiterentwicklung <strong>de</strong>r BürgerInnenrechte, <strong>de</strong>n Abbau <strong>de</strong>s Staates, wo er<br />

autoritär strukturiert ist, o<strong>de</strong>r repressiv han<strong>de</strong>lt, sowie <strong>de</strong>n Aufbau einer<br />

radikal-<strong>de</strong>mokratischen politischen Kultur <strong>de</strong>r Zivilgesellschaft. Diskurspolitik<br />

betreiben heißt nicht, das Engagement <strong>de</strong>r MigrantInnen für ihre politischen<br />

Rechte als Gesellschaftsmitglie<strong>de</strong>r aufzugeben o<strong>de</strong>r zu vernachlässigen. Diese<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen müssen auf weiteren Schauplätzen ausgetragen<br />

wer<strong>de</strong>n und durch Bündnisse mit Frauen, Linken, Queers, Arbeitslosen,<br />

Obdachlosen und Basisbewegungen in <strong>de</strong>r Dritten Welt ausgeweitet wer<strong>de</strong>n.<br />

In diesem Sinne zeigt das Beharren auf <strong>de</strong>m Immigrationsstatus in <strong>de</strong>r BRD<br />

ein politisches Bewusstsein an, das sich nicht mehr auf die gefor<strong>de</strong>rte

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