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4 Der Anti_Sarrazin<br />
Ressourcenkonflikte schwerste Abgrenzungen, Abwertungen und<br />
Diskriminierungen stattfin<strong>de</strong>n, welche auf politisch-rechtlicher Ebene<br />
flankierend unterstützt und teilweise verstärkt wur<strong>de</strong>n. Die<br />
"Selbstausgrenzung" <strong>de</strong>r neuen Unterschicht darf daher nicht ihrer<br />
kulturellen An<strong>de</strong>rsheit und ihrer schmarotzerhaften Faulbetti<strong>de</strong>ologie in<br />
rückständigen Familienstrukturen zugeschrieben wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n von<br />
uns dargestellten Langzeitprozessen und Konflikten. Die These von <strong>de</strong>r<br />
allen offen stehen<strong>de</strong>n Tür, durch die man nur einfach eintreten muss,<br />
und schon ist man in <strong>de</strong>r Mittelschichte, ist empirisch nicht haltbar. Die<br />
Verstärkung <strong>de</strong>r traditionellen muslimischen Werte ist <strong>de</strong>r Ausfluss<br />
dieser strukturellen Gewalt. und <strong>de</strong>s erwähnten Sozialkonfliktes zwischen<br />
zwei unterprivilegierten Unterschicht-Typen. Diesen Konflikt hat<br />
Sarrazin mit seinen menschenverachten<strong>de</strong>n Thesen maßgeblich<br />
verstärkt. Die Bildung einer wert-oppositionellen Parallelgesellschaft ist<br />
die Folge dieser Konflikt-Dynamik.<br />
Die wirtschaftsfunktionalistische Rationalität, von <strong>de</strong>ren Unbestechlichkeit<br />
Sarrazin überzeugt ist, treibt ihn zum menschenverachten<strong>de</strong>n Befund <strong>de</strong>r<br />
Unterwertigkeit und Schmarotzerhaftigkeit <strong>de</strong>r MM. Die Behauptung, dass<br />
muslimisch religiöse Orientierung <strong>de</strong>n Leistungs- und Integrationswillen<br />
senke ist mit <strong>de</strong>r Gegenthese zu wi<strong>de</strong>rlegen, dass <strong>de</strong>r Aufstiegswille durch<br />
politisch-legistische und faktische Diskriminierung auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt<br />
(gläserne Wand) schwerstens behin<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> und wird 58 . Die starken<br />
Familiensolidaritäten legitimieren keineswegs eine soziale<br />
Versorgungsmentalität son<strong>de</strong>rn stärken eher <strong>de</strong>n Druck durch<br />
solidarischen Miterwerb für die Gruppe nützlich zu sein.<br />
Völlig zynisch ist die These, dass die Deutschfeindlichkeit aus <strong>de</strong>r<br />
"Demütigung" <strong>de</strong>s Beschenkten entstehe, <strong>de</strong>r seine Ego-Verletzung durch<br />
"Abneigung gegen <strong>de</strong>n Wohltäter" kompensiere. Der Anti-Sarrazin erklärt<br />
die Feindlichkeit aus <strong>de</strong>n Spannungen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Unterschicht-Typen in<br />
Kampf und Konflikt um knappe Ressourcen.<br />
Der Kampf um die I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r MM wird, wie wir hier zeigen, von politisch<br />
diametral positionierten Verbän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r MM und <strong>de</strong>r "Einheimischen" mit<br />
Inlands- o<strong>de</strong>r Herkunftsorientierung geführt.<br />
Der Aufruf Sarrazins, es dürfe zu keiner ethnischen Schichtung zu<br />
keinen nationalen Min<strong>de</strong>rheiten kommen, schallt zu spät. Die<br />
ethnische Schichtung ist bereits erfolgt.<br />
58 August Gächter weist in (La 10, S. 143) überzeugend nach, dass Der<br />
Bildungswille <strong>de</strong>r MM sehr wohl vorhan<strong>de</strong>n ist, durch Mechanismen<br />
strukureller Gewalt jedoch schwer behin<strong>de</strong>rt wird.