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1.3 Bau <strong>de</strong>r Gesellschaft – Begriffsmo<strong>de</strong>ll 57<br />
Zugehörigkeitsproblematik jenen Status- und Macht-Aspekt entziehen, <strong>de</strong>r bei<br />
Marginalitätskonflikten kennzeichnend ist, in welchen die ungeklärte<br />
Zugehörigkeit eben auch einen ungeklärten Status im Prestige- und<br />
Einflusssystem <strong>de</strong>r Gesellschaft darstellt."<br />
An dieser Stelle erweist es sich als dringend erfor<strong>de</strong>rlich, die<br />
Relation zwischen Mehrheitsgesellschaft und Min<strong>de</strong>rheit im<br />
Gesamtsystem zu betrachten. Es muss daher eine Integration<br />
<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntitätstheorie <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rheit in eine Gesamttheorie <strong>de</strong>r<br />
Gesellschaft erfolgen.<br />
"Schließlich gehört zu <strong>de</strong>n objektiven Konstitutionsmomenten marginaler<br />
Positionen <strong>de</strong>ren bikulturelle Bestimmung durch Mehrheits- wie durch<br />
Min<strong>de</strong>rheitenkultur. Sie kann sich zeigen in <strong>de</strong>r Form unterschiedlicher<br />
Sozialisation zwischen Elternhaus und Schule, 'unterschiedlichen kulturellen<br />
Welten' zwischen Arbeitssphäre und Familie o<strong>de</strong>r biographisch als Unterschied<br />
zwischen Kindheits-Jugendsozialisation in einer Kultur und Leben als<br />
Erwachsener in einer an<strong>de</strong>ren Kultur.<br />
Marginale Positionen, die gesamtgesellschaftlich infolge von Migration,<br />
Zwangsverschleppung, Flucht und <strong>de</strong>r Auflösung o<strong>de</strong>r Abschwächung von<br />
Min<strong>de</strong>rheitenkulturen entstehen, wer<strong>de</strong>n nicht einfach nur objektiv<br />
konstituiert, son<strong>de</strong>rn auch von <strong>de</strong>n 'Inhabern' dieser Positionen in bestimmter<br />
Weise wahrgenommen, interpretiert und <strong>de</strong>finiert. Aus spezifischen Weisen<br />
dieser subjektiven 'Aneignung' und unter spezifischen objektiven Bedingungen<br />
entstehen bestimmte Orientierungsformen ethnischen Verhaltens, um <strong>de</strong>ren<br />
Konkretisierung es uns geht.<br />
Aus <strong>de</strong>n objektiven Konstituierungsbedingungen marginaler Positionen lassen<br />
sich Konfliktlösungsanfor<strong>de</strong>rungen für die Subjekte herleiten, <strong>de</strong>ren jeweilige<br />
'Verarbeitungen' zu unterschiedlichen Formen ethnischer Orientierung führen.<br />
Eine erste Konfliktlösungsanfor<strong>de</strong>rung, die marginale Positionen stellen, kann<br />
als strukturell <strong>de</strong>terminierte Zugehörigkeitsunsicherheit bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Da die marginale Position we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Mehrheits- noch <strong>de</strong>r<br />
Min<strong>de</strong>rheitengesellschaft ein<strong>de</strong>utig zugehört, stellt sich für das Subjekt ein<br />
Gefühl <strong>de</strong>r Zugehörigkeitsunsicherheit ein. Das Gefühl <strong>de</strong>r<br />
Zugehörigkeitsunsicherheit kann <strong>de</strong>m Menschen <strong>de</strong>n kulturellen 'Bo<strong>de</strong>n'<br />
nehmen von <strong>de</strong>m Lewin spricht: 'Es ist zum Beispiel eine <strong>de</strong>r größten<br />
theoretischen und praktischen Schwierigkeiten <strong>de</strong>s jüdischen Problems, daß<br />
die jüdischen Menschen oft in einem hohen Grad über ihr Verhältnis zu <strong>de</strong>r<br />
jüdischen Gruppe im Ungewissen sind. Sie sind sich nicht sicher, ob sie<br />
tatsächlich zu <strong>de</strong>r jüdischen Gruppe gehören, und in welchem Betracht sie zu<br />
<strong>de</strong>r Gruppe gehören und in welchem Gra<strong>de</strong>' (Lewin 1953, 208). Green (1947,<br />
171) vermutet: '...<strong>de</strong>utliche Ablehnung ist vermutlich leichter zu ertragen als<br />
unsichere und unvorhersehbare Akzeptanz. Dies ist einer <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>, warum<br />
Ju<strong>de</strong>n die Symptome <strong>de</strong>s marginal man stärker als Schwarze aufweisen.'