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274<br />

6 Der universalistische Humanismus – eine neue Aufklärung<br />

Verantwortung wäre hier nicht einfach Gesinnung gegenübergestellt, son<strong>de</strong>rn<br />

eher allgemein <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>alen selbst, <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>ologien, die ein universalistisches<br />

Prinzip und Ziel implizieren. Eine Politik <strong>de</strong>r Menschenrechte hat in dieser<br />

Hinsicht typischerweise mit einer Politik <strong>de</strong>r Institutionalisierung einer<br />

universalistischen I<strong>de</strong>ologie, und davor noch mit einem I<strong>de</strong>ologisch-Wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Prinzips zu tun, das existieren<strong>de</strong> I<strong>de</strong>ologien stört und herausfor<strong>de</strong>rt.<br />

Universalistische I<strong>de</strong>ologien sind nicht die einzigen I<strong>de</strong>ologien, die absolut<br />

gesetzt wer<strong>de</strong>n können, aber sie sind sicherlich jene, <strong>de</strong>ren Umsetzung eine<br />

Möglichkeit radikaler Intoleranz o<strong>de</strong>r innerer Gewalt be<strong>de</strong>utet. Es ist nicht das<br />

Risiko, auf das sich einzulassen man vermei<strong>de</strong>n sollte, weil es eigentlich<br />

unvermeidlich ist, aber es ist das Risiko, das bekannt sein muss und <strong>de</strong>n<br />

TrägerInnen, SprecherInnen und Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Universalismus eine<br />

unendliche Verantwortung auferlegt.<br />

6.2.1.1.2 Hakan Gürses<br />

Ontologischer, epistemologischer und ethischer Universalismus: transkulturelle<br />

Konzeptionen von Subjekt, Wahrheit und Han<strong>de</strong>ln. Dieser Trias <strong>de</strong>s<br />

vernunftbezogenen Allgemeinen steht eine Vielzahl von verstreuten Einwän<strong>de</strong>n<br />

gegenüber, die auf <strong>de</strong>n Vorrang <strong>de</strong>s Partikularen pochen, ein Recht auf Kultur<br />

einfor<strong>de</strong>rn und die Kontextualität von Subjekt, Wahrheit und Han<strong>de</strong>ln postulieren.<br />

Dass diese wi<strong>de</strong>rständige, in großen Teilen <strong>de</strong>r Welt jedoch machterhalten<strong>de</strong><br />

Re<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n „historischen Diskurs <strong>de</strong>s Rassenkriegs“ (Foucault)[12] erinnert, ist<br />

wohl kein Zufall, wollte Foucault mit seiner genealogischen Beschreibung doch<br />

auf zeitgenössische Nachläufer dieses Diskurses hin<strong>de</strong>uten. Damals wie heute<br />

haben wir es mit universalistischen, herrschen<strong>de</strong>n, nivellieren<strong>de</strong>n Sieger-Re<strong>de</strong>n<br />

auf <strong>de</strong>r einen, mit partikularistischen, kolonisierten, aufbegehren<strong>de</strong>n Diskursen<br />

von Besiegten auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite zu tun. Was Foucault „römische<br />

Geschichte“ nennt, ist hier die von Menschenrechten flankierte westliche<br />

Rationalität; was dort als „Rassenkrieg“ (später: Klassenkampf) begriffen wur<strong>de</strong>,<br />

die treiben<strong>de</strong>, unterirdisch schwelen<strong>de</strong> Kraft hinter <strong>de</strong>m Frie<strong>de</strong>n von Verträgen,<br />

ist hier <strong>de</strong>r hegemoniale Kampf, <strong>de</strong>n Subalterne und Min<strong>de</strong>rheiten gegen die<br />

Macht <strong>de</strong>s Eurozentrismus, <strong>de</strong>s neuen Imperiums o<strong>de</strong>r gegen die Mehrheit<br />

führen. Die von Differenz und I<strong>de</strong>ntitätspolitik motivierte „Rehistorisierung <strong>de</strong>r<br />

Vergessenen“ nimmt heute <strong>de</strong>n Platz ein, <strong>de</strong>n einst – so Foucault – die „jüdische<br />

Geschichte“ für sich beansprucht hatte.<br />

Und doch ist gegenwärtig keine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Positionen, we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r westliche<br />

Universalismus noch <strong>de</strong>r mannigfaltige Partikularismus, in ihrer bisherigen Form<br />

gefragt. Wir wer<strong>de</strong>n Zeuginnen und Zeugen einer Auflösung: nicht so sehr <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Universalismus – das hatten wir bereits in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 20.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts erlebt –, son<strong>de</strong>rn seiner Wi<strong>de</strong>rsacher: <strong>de</strong>s Kulturrelativismus, <strong>de</strong>s<br />

Partikularismus und <strong>de</strong>s Minoritären. Die Krise <strong>de</strong>r „neuen sozialen Bewegungen“<br />

und <strong>de</strong>r „postmo<strong>de</strong>rnen Moralitäten“ zieht nun eine Wie<strong>de</strong>rkehr <strong>de</strong>s<br />

Universalismus nach sich, diesmal als versöhnliche Position <strong>de</strong>r Mitte. Nicht<br />

mehr das autonome Subjekt mit seiner allgemeingültigen Wahrheit und seinen

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