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224<br />

4 Der Anti_Sarrazin<br />

Antisemitismus ist daher in dieser Phase eine Folge <strong>de</strong>r Verchristlichung <strong>de</strong>r Welt, die<br />

zu einer konzisen Typisierung <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>n führte, die in <strong>de</strong>r vorherigen Zeit offensichtlich<br />

nicht erfolgte. Sulzbach weist darauf hin, dass <strong>de</strong>r christliche Antisemitismus im<br />

Gegensatz zur emotionellen Feindschaft seitens <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong>n einen intellektuellen Vorgang<br />

darstellt, "eine logische Deduktion aus gegebenen Prämissen im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

christlichen Heilslehre". Als "Christusmör<strong>de</strong>r", gelegentlich auch Gottesmör<strong>de</strong>r, waren<br />

die Ju<strong>de</strong>n hinfort ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>finiert. Was sie an Vertreibung und Verfolgung hatten<br />

erfahren müssen, schien <strong>de</strong>n Christen Beweis <strong>de</strong>r Gerechtigkeit und <strong>de</strong>s Zornes Gottes,<br />

<strong>de</strong>r die Verwerfung <strong>de</strong>s von ihm gesandten Messias ahn<strong>de</strong>te.<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich jedoch um eine strukturelle Diskriminierung, welche in<br />

keiner Weise, wie Sarrazin meint, "hysterischen Ängsten, Erfindungen,<br />

Projektionen und Neidgefühlen" entsprang, son<strong>de</strong>rn um eine sakral-politische<br />

strukturelle Ausschließungsstrategie, welche ALLE JUDEN, die wirtschaftlich<br />

mächtigen und die bitterarmen in gleicher Weise traf. Wie Gamm richtig sagt:<br />

es han<strong>de</strong>lt sich um eine logische Deduktion aus <strong>de</strong>r christlichen Heilslehre und<br />

nicht etwa wie Sarrazin behauptet um hysterische Ängste, Erfindungen,<br />

Projektionen und Neidgefühle.<br />

Im Rahmen dieses Koordinatensystems erfolgte dann die wirtschaftliche<br />

Ausbeutung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n im Mittelalter in <strong>de</strong>r oben geschil<strong>de</strong>rten Form.<br />

Es ist mit Nachdruck festzuhalten, dass etwa das katholische Christentum<br />

zwar eine Verbesserung <strong>de</strong>s theologischen Verhältnisses zum Ju<strong>de</strong>ntum im<br />

Rahmen eines interkulturellen Dialogs versucht, wie aber Wolffsohn (in Fo 11,<br />

S. 69 f. im Aufsatz: Was eint o<strong>de</strong>r was trennt "die Abrahamitischen<br />

Religionen") ausführt, sind die Grundkoordinaten <strong>de</strong>r drei Religionen <strong>de</strong>rart<br />

unterschiedlich, dass eine "Einigung" vor allem über das theologische<br />

Verhältnis <strong>de</strong>r drei Religionen zueinan<strong>de</strong>r wohl kaum wahrscheinlich ist.<br />

Das katholische Christentum beweist aber etwa mit <strong>de</strong>r Ansprache von Papst<br />

Benedikt XVI in Regensburg am 12.9.2006, dass es <strong>de</strong>n Islam weiterhin als<br />

theologisch rückständig einstuft.<br />

In <strong>de</strong>m bereits angeheizten Konflikt zwischen "Westen" und Islam hat die<br />

Re<strong>de</strong> zusätzliche Belastungen gebracht, die abgesehen von <strong>de</strong>n direkten<br />

Zitaten gegen <strong>de</strong>n Islam aus <strong>de</strong>m Jahre 1391 (Kaiser Manuel II Palaeologos)<br />

klar ersichtlich macht, dass <strong>de</strong>r Papst <strong>de</strong>m Islam die im Christentum erfolgte<br />

Synthese zwischen griechischer göttlicher Logosvernunft und christlichem<br />

Glauben, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r (menschlichen) Vernunft verwehrte Bereiche erschließt,<br />

ausdrücklich abspricht und <strong>de</strong>n Islam damit evolutionslogisch <strong>de</strong>gradiert.<br />

Nicht mit <strong>de</strong>m Logos han<strong>de</strong>ln sei <strong>de</strong>m Wesen Gottes zuwi<strong>de</strong>r. Auch nimmt <strong>de</strong>r<br />

Papst an, dass im Christentum überwiegend die These von <strong>de</strong>r Analogie<br />

zwischen <strong>de</strong>r göttlichen und <strong>de</strong>r menschlichen Vernunft anerkannt geblieben<br />

sei. (Es gibt also nicht eine An<strong>de</strong>rsheit zwischen <strong>de</strong>r Transzen<strong>de</strong>nz und<br />

An<strong>de</strong>rsheit Gottes und unserer Vernunft). Christlicher Gottesdienst ist<br />

Gottesdienst, <strong>de</strong>r im Einklang mit <strong>de</strong>m ewigen Wort und unserer Vernunft<br />

steht (Röm. 12, 1).

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