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1.5 Derzeitiger Stand <strong>de</strong>r Theoriediskussion nach Heckmann 111<br />

Frustrationsursache ist unbekannt; die frustrieren<strong>de</strong> Person, Gruppe o<strong>de</strong>r<br />

Institution ist zu mächtig; sie ist aus an<strong>de</strong>ren Grün<strong>de</strong>n nicht erreichbar (vgl.<br />

Berelson u. Steiner 1964, 267).<br />

Zur Projektion als weiterem psychischen Prozess, <strong>de</strong>r mit<br />

Vorurteilsübernahme zusammenhängt. Bei <strong>de</strong>r Projektion wer<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Menschen o<strong>de</strong>r Gruppen Motive o<strong>de</strong>r Eigenschaften zugeschrieben, die eigene,<br />

unterdrückte Motive o<strong>de</strong>r Eigenschaften sind bzw. diese erklären o<strong>de</strong>r rechtfertigen.<br />

Der zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> Verdrängungsvorgang ist Konsequenz eines<br />

Konflikts, <strong>de</strong>r das Selbstwertgefühl bedroht o<strong>de</strong>r aus Wi<strong>de</strong>rsprüchen zwischen<br />

Über-Ich und Verhaltensten<strong>de</strong>nzen resultiert. (...) Bei <strong>de</strong>r Analyse subjektiver<br />

Momente von Vorurteilsbereitschaft kommt <strong>de</strong>n Hypothesen über die<br />

Wirkungen von Angst bzw. Bedrohungsgefühl eine große Be<strong>de</strong>utung zu. Angst<br />

kann unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n von 'rationaler Furcht', die sich auf die genaue<br />

Kenntnis und Einschätzung einer Gefahrenquelle bezieht. Angst meint<br />

hingegen eine chronische und diffuse Furcht. Angst erhöht die Bereitschaft,<br />

alle möglichen Arten von 'Reizen' für bedrohlich zu halten. Die realistische<br />

Furcht, z. B. <strong>de</strong>n Arbeitsplatz zu verlieren, kann sich zu einem diffusen<br />

Bedrohungs- und Angstgefühl ausweiten, die eine Bereitschaft produziert,<br />

<strong>de</strong>magogischen Formeln zu glauben. Angst und Bedrohungsgefühl können so<br />

auch die Rezeptionsbereitschaft für minoritätenfeindliche Vorurteile und<br />

I<strong>de</strong>ologien erhöhen. Zur gleichen Wirkung, aber auf psychodynamisch<br />

an<strong>de</strong>rem Wege, kommt es bei <strong>de</strong>r Angstverschiebung: 'Wie bei <strong>de</strong>r Aggression<br />

neigen die Menschen dazu, sich ihrer Ängste zu schämen. ...Aus Stolz und aus<br />

Selbstachtung verbergen wir unsere Ängste. Während wir sie zum Teil<br />

unterdrücken, geben wir ihnen auch eine verschobene Abfuhr – auf sozial<br />

anerkannte Ursprünge und Furcht. Manche Menschen lei<strong>de</strong>n an einer fast<br />

hysterischen Angst vor Kommunisten in unserer Mitte. Das ist eine sozial<br />

erlaubte Phobie' (Allport 1971, 371). Angst kann also zur Angstverschiebung<br />

auf gesellschaftlich legitimierte 'Objekte' führen – zu <strong>de</strong>nen ethnische<br />

Min<strong>de</strong>rheiten zu zählen sind – was wie<strong>de</strong>rum feindliche Gefühle und<br />

aggressive Handlungsimpulse gegenüber diesen hervorruft."<br />

Hier ist ein u. E. beson<strong>de</strong>rs wichtiger Aspekt <strong>de</strong>utlich gemacht:<br />

Die Verschiebung von Angst auf gesellschaftlich legitimierte<br />

Objekte. Die Gesellschaften haben ihre Legitimierungstraditionen<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Kanalisierung negativer Vorstellungen. Die<br />

Negativbewertung von Türken o<strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n kann durch christliche<br />

Kircheninstitutionen legitimiert wer<strong>de</strong>n. Politische Eliten können<br />

unter <strong>de</strong>m Vorwand <strong>de</strong>s legitimen Schutzes <strong>de</strong>r Inlän<strong>de</strong>r gegen<br />

Auslän<strong>de</strong>r negative Diskriminatorik mobilisieren. Hier bestehen<br />

also bereits direkte Verbindungen zwischen <strong>de</strong>n kulturellreligiösen,<br />

wirtschaftlichen, politischen und medial-sprachlichen<br />

Makroebenen und <strong>de</strong>m individuell-psychischen Mikroverhalten.

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