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6 Der universalistische Humanismus – eine neue Aufklärung<br />
ist, weil sie sonst keine Achtung fin<strong>de</strong>n. Das heißt vor allem, daß die<br />
moralische Globalisierung im Sinne <strong>de</strong>r Verwirklichung von globaler<br />
Gerechtigkeit nicht zum Erfolg kommen kann, wenn es ihren intellektuellen<br />
Verfechtern nicht gelingt, die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r globalen Gerechtigkeit so mit <strong>de</strong>n in<br />
<strong>de</strong>n einzelnen nationalen Gesellschaften vorhan<strong>de</strong>nen Traditionen <strong>de</strong>s guten<br />
Lebens zu verknüpfen, daß diese nicht einfach zerstört wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn eine<br />
Fortsetzung auf einer neuen Ebene fin<strong>de</strong>n. Globale Sozialpolitik kann nur dann<br />
Wurzeln schlagen, wenn nationale Sozialpolitik dafür nicht preisgegeben<br />
wer<strong>de</strong>n muss, son<strong>de</strong>rn statt <strong>de</strong>ssen in einen umfassen<strong>de</strong>n Kontext gestellt<br />
wird. Außer<strong>de</strong>m ergeben sich aus abstrakten Gerechtigkeitsmaßstäben<br />
überhaupt noch keine Hinweise auf gutes Leben. Solche Hinweise können nur<br />
aus gewachsenen und eingelebten Traditionen geschöpft wer<strong>de</strong>n. Man mag<br />
sich insofern zwar auf globale Gerechtigkeitsmaßstäbe einigen können, wie<br />
wir überhaupt leben wollen, lässt sich jedoch auf globaler Ebene nicht<br />
abstrakt bestimmen. Es kann nur aus vielen einzelnen Traditionen in einem<br />
langen Prozess zusammenwachsen. Es han<strong>de</strong>lt sich dabei nicht um ein<br />
Aufheben <strong>de</strong>s Partikularen im Universellen, son<strong>de</strong>rn um das Verweben eines<br />
Flickenteppichs einzelner Traditionen, so daß die Klüfte zwischen <strong>de</strong>n<br />
Traditionen in <strong>de</strong>m Sinne überbrückt wer<strong>de</strong>n, daß man sich gegenseitig<br />
überhaupt verstehen und in seinem kulturellen Eigenleben respektieren kann,<br />
dabei aber die Traditionen fortbestehen können."<br />
Einerseits wird die Erarbeitung abstrakter I<strong>de</strong>en für globale<br />
Gerechtigkeit nicht für möglich gehalten, zum an<strong>de</strong>ren wird auch<br />
das Problem gesehen, dass abstrakte I<strong>de</strong>en bestehen<strong>de</strong>n<br />
partikularen Traditionen nicht aufgezwungen wer<strong>de</strong>n können.<br />
Auch die Spannung zwischen <strong>de</strong>r universell gültigen I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r<br />
Gerechtigkeit und <strong>de</strong>n historisch-realen Traditionen wird genau<br />
erkannt. Die Vorstellung <strong>de</strong>s "Verwebens eines Flickenteppichs<br />
einzelner Traditionen, so dass die Klüfte zwischen <strong>de</strong>n<br />
Traditionen in <strong>de</strong>m Sinne überbrückt wer<strong>de</strong>n, dass man sich<br />
gegenseitig überhaupt verstehen und in seinem kulturellen<br />
Eigenleben respektieren kann", ist selbst bereits wie<strong>de</strong>rum ein<br />
abstraktes Metakonzept, das jenseits <strong>de</strong>r Traditionen steht. Es<br />
han<strong>de</strong>lt sich um eine operative I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Universalität, die sich<br />
aber nicht <strong>de</strong>n enorm schwierigen Fragen <strong>de</strong>r Inhalte <strong>de</strong>r<br />
Traditionen und <strong>de</strong>ren Überwindung in einer globalen Harmonie<br />
stellt.<br />
Im Übrigen gelten auch die Einwän<strong>de</strong>, die vorne gegen<br />
Habermas und Apel vorgebracht wur<strong>de</strong>n.