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1.9 I<strong>de</strong>ntitäten als Faktoren <strong>de</strong>r Diskriminatorik 139<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Stän<strong>de</strong>staates, Verarmung bestimmter Schichten,<br />

Mo<strong>de</strong>rnisierungsverlierer im Übergang vom industriellen zum<br />

elektronischen Zeitalter, Globalisierungsverlierer) wird zwar über<br />

erlernte Abwehr- und Ordnungsstrategien erfolgen, diese können<br />

jedoch unter <strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rten Umstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Systems neuen<br />

Gesetzen gehorchen (historische Dimension sozialer Gesetze).<br />

Wir können wohl kein besseres Beispiel als unseren Atlas für die<br />

hier thematisierten Erscheinungen angeben, <strong>de</strong>r uns zeigt, wie in<br />

<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Schichten <strong>de</strong>r österreichischen Bevölkerung<br />

in <strong>de</strong>r Ersten Republik vor allem die nationalen, kulturellen,<br />

wirtschaftlichen und politischen I<strong>de</strong>ntitäten bedroht waren und<br />

welche Folgen dies a) für die Entwicklung radikaler I<strong>de</strong>ologien<br />

und b) für die Ausbildung <strong>de</strong>r unterschiedlichen Varianten <strong>de</strong>s<br />

Rassismus zeitigte. Umgekehrt möge <strong>de</strong>r Leser die<br />

I<strong>de</strong>ntitätsbedrohungen <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n in Österreich und ihre<br />

Versuche, einen Ausweg aus diesen Problemen zu fin<strong>de</strong>n,<br />

be<strong>de</strong>nken.<br />

Sehr überzeugend fasst Poliakov (1979, 170 f.) zusammen, dass<br />

Rassismus eine Form sei, welche die Kultur <strong>de</strong>m Bestreben <strong>de</strong>s<br />

Individuums nach Wahrung seiner Integrität bietet, wenn es<br />

seine eigene Unterschiedlichkeit gegenüber an<strong>de</strong>ren, seine<br />

Einzigartigkeit durch <strong>de</strong>n allgemeinen Trend zur kulturellen<br />

Einebnung bedroht sieht. Dabei spielt u.U. die historische<br />

Akzeleration eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle. Durckheim bereits wies auf<br />

die Phänomene <strong>de</strong>r Anomie hin, um die Folgen einer zu<br />

überstürzten kulturellen Verän<strong>de</strong>rung zu beschreiben. Tinland<br />

sagt: "Was wir Rassismus nennen, ist eine Reaktion auf<br />

drohen<strong>de</strong> Einebnung o<strong>de</strong>r vielmehr auf die Unbeständigkeit <strong>de</strong>r<br />

Unterschie<strong>de</strong>." In diesem Sinne sei das Rassenvorurteil eine<br />

"Frucht <strong>de</strong>s Zeitalters <strong>de</strong>r Aufklärung". 54<br />

54 In <strong>de</strong>r Terminologie <strong>de</strong>s letzten Teiles (Evolutionsgesetze) erweisen sich<br />

die seit <strong>de</strong>r Aufklä-rung erfolgten evolutiven Schübe als Bewegungen<br />

innerhalb <strong>de</strong>s II. Hauptlebensalters, wobei <strong>de</strong>r Übergang in eine universale<br />

allharmonische Menschheit zweifelsohne mit starken Gegenten<strong>de</strong>nzen<br />

verbun<strong>de</strong>n ist. Wichtig erscheint uns jedoch wohl auch <strong>de</strong>r Umstand, dass<br />

I<strong>de</strong>ntitätsbedrohungen jenseits <strong>de</strong>r kulturellen Ebene in unserem Mo<strong>de</strong>ll<br />

zumeist mit schweren Gesamtbedrohungen <strong>de</strong>r Schichti<strong>de</strong>ntität verbun<strong>de</strong>n<br />

sind, welche die Aggressionspotentiale erhöhen.

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