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3 Die I<strong>de</strong>ologiemilieus <strong>de</strong>r Forschungs- und Betreuungseinrichtungen, Vereine usw.<br />
immer wie<strong>de</strong>r betont wur<strong>de</strong>. Exemplarisch tut dies die 2004 von 120<br />
Regierungen verabschie<strong>de</strong>te International Agenda on Migration<br />
Management. Sie formuliert die „gemeinsame Einsicht“, dass „effektive<br />
Politik“ „aktuelle, akkurate und vergleichbare Daten“ und „weitere<br />
Forschung zu allen Aspekten von Migration“ brauche (IAMM 2005: 25).<br />
Die direkte Indienstnahme von Migrationsforschung für die Bedürfnisse<br />
staatlichen „Migrationsmanagements“ erklärt sich nicht zuletzt aus <strong>de</strong>n<br />
Strukturen ihrer ökonomischen Reproduktion. Wie an<strong>de</strong>re Disziplinen<br />
wird Migrationsforschung im Zuge neoliberaler Wissenschaftsreformen<br />
zu großen Teilen über befristete Projekte finanziert. Die daraus<br />
folgen<strong>de</strong>n prekären Arbeitsverhältnisse und die eingeschränkten<br />
Spielräume von WissenschaftlerInnen in Think Tanks und<br />
internationalen Organisationen disziplinieren die Forschen<strong>de</strong>n und<br />
schränken Möglichkeiten von Selbstreflexion ein. Doch entspricht die<br />
staatsnahe Arbeitsweise auch <strong>de</strong>m Selbstverständnis vieler<br />
WissenschaftlerInnen. So nennt etwa COMPAS, „effective and just<br />
migration management“ als Ziel <strong>de</strong>r eigenen Arbeit und wirbt damit,<br />
einer <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Orte für „policy-relevante“ Forschung zu<br />
internationaler Migration zu sein. Der im Oktober 2008 von acht<br />
<strong>de</strong>utschen Stiftungen gegrün<strong>de</strong>te Sachverständigenrat für Integration<br />
und Migration strebt zwar eine „unabhängig kritische Begleitung“ von<br />
Migrationspolitik „durch die Wissenschaft“ an, will aber<br />
„handlungsorientierte Politikberatung“ betreiben.<br />
Positivistisch im strengen Sinn bil<strong>de</strong>n historische Konstrukte wie Volk,<br />
Nation und bürgerlicher Staat <strong>de</strong>n nicht in Frage gestellten Rahmen<br />
angewandter Migrationsforschung. Politische Konzepte – etwa<br />
Grenzen, Staatsangehörigkeit, illegale Migration – gelten ihr als<br />
objektive Kategorien. Ein Denken, welches <strong>de</strong>n herrschaftlichen<br />
Rahmen von Migration und ihrer Kontrolle grundlegend hinterfragt,<br />
erscheint aus Sicht einer solchen traditionellen Theorie „subjektiv und<br />
spekulativ“. Eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Migration, <strong>de</strong>ren<br />
„Sinn nicht in <strong>de</strong>r Reproduktion <strong>de</strong>r gegenwärtigen Gesellschaft,<br />
son<strong>de</strong>rn in ihrer Verän<strong>de</strong>rung zum Richtigen zu suchen ist“,<br />
erscheint ihr als „parteiisch und ungerecht“ (Horkheimer 2003: 235).<br />
Unter <strong>de</strong>n Bannern von „angewandter Forschung“ und „policy<br />
relevance“ wird <strong>de</strong>r staatlich <strong>de</strong>finierte Nutzen <strong>de</strong>s produzierten<br />
Wissens über Migration zum Dogma und Qualitätskriterium erhoben.<br />
Ansätze einer kritischen Migrationswissenschaft.<br />
Im Juni 2008 wur<strong>de</strong> in München das Netzwerk für kritische Migrationsund<br />
Grenzregimeforschung gegrün<strong>de</strong>t (http://bor<strong>de</strong>rregime.eu). Vor<br />
<strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r oft prekären Arbeitsverhältnisse und <strong>de</strong>r<br />
Vereinzelung kritischer WissenschaftlerInnen will das Netzwerk Räume