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1 Ein theoretisches Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
Eine allgemeine Erklärung für die Entstehung von ethnischer Schichtung wird<br />
von Noel (1968) gegeben: Ethnozentrismus, Wettbewerb um gemeinsam<br />
angestrebte Güter und Machtungleichheit zwischen ethnischen Gruppen<br />
wer<strong>de</strong>n als notwendige und hinreichen<strong>de</strong> Bedingungen für die Herausbildung<br />
ethnischer Schichtung genannt. 'Wettbewerb schafft die Motivation für<br />
Schichtung, Ethnozentrismus kanalisiert <strong>de</strong>n Wettbewerb entlang ethnischer<br />
Grenzlinien und Machtunterschie<strong>de</strong> bestimmen, ob eine Gruppe die an<strong>de</strong>re<br />
unterordnen kann' (Noel 1968, 157)."<br />
In unser Gesellschaftsmo<strong>de</strong>ll übersetzt, ergibt sich daher die<br />
Frage, ob es in einer Gesellschaft im Schichtaufbau ethnische<br />
Gruppen gibt, die historisch gewachsen in einer bestimmten<br />
Schichte leben und <strong>de</strong>nen man durch Diskriminierung die<br />
Ausübung bestimmter Berufe überhaupt untersagt, weil sie <strong>de</strong>r<br />
Ethnie angehören, o<strong>de</strong>r ob etwa bei gleicher beruflicher<br />
Qualifikation und formal gleichen Zugangschancen einer Ethnie<br />
<strong>de</strong>r Aufstieg in an<strong>de</strong>re, höhere Berufsschichten infolge ethnischer<br />
Diskriminierung nicht gestattet wird.<br />
"Ein weiteres Konzept gestattet, inner-ethnische wie inter-ethnische<br />
Unterschie<strong>de</strong> und Gemeinsamkeiten analytisch in<br />
Sozialstrukturuntersuchungen zu erfassen. Das Konzept <strong>de</strong>r 'ethclass' von<br />
Milton Gordon (1978) arbeitet mit <strong>de</strong>r Prämisse, daß sowohl von sozialer<br />
Schichtungszugehörigkeit als auch von ethnischer Zugehörigkeit relevante<br />
Einflüsse auf Gruppenbildung und Bewußtsein von Menschen ausgehen.<br />
Kombiniert man die bei<strong>de</strong>n Merkmale, kommt man zu einer Differenzierung<br />
<strong>de</strong>r Sozialstruktur ethnischer Min<strong>de</strong>rheiten, die für die Bildung und<br />
Artikulierung von Meinungen und Einstellungen, für Interessenbildung und für<br />
die Konstituierung sozialer Verkehrskreise, kurz für die Bildung 'sozialer<br />
Milieus' o<strong>de</strong>r 'Subgesellschaften' be<strong>de</strong>utsam ist. Das Wort 'ethclass' ist ein<br />
Kunstwort, das lei<strong>de</strong>r nicht angemessen übersetzbar ist. Gordon arbeitet mit<br />
<strong>de</strong>r Vorstellung, daß sich die Gesamtgesellschaft aufspalte in verschie<strong>de</strong>ne<br />
Subgesellschaften ('subsocieties') mit zugehörigen Subkulturen:<br />
Subgesellschaften entstehen aus <strong>de</strong>r Gemeinsamkeit von Personen in Bezug<br />
auf ethnische Gruppenzugehörigkeit, Schichtenzugehörigkeit, städtische o<strong>de</strong>r<br />
ländliche sowie regionale Lebensweise bzw. Herkunft. Beispiele für solche<br />
'subsocieties' und zugehörige Subkulturen sind z. B. 'upper-middle class white<br />
Protestant, southern urban' o<strong>de</strong>r 'lower-middle class white Jewish, western<br />
urban'.<br />
Will man sozialstrukturell die Differenzierung <strong>de</strong>r gesamten ethnischen<br />
Min<strong>de</strong>rheitenpopulation einer Gesellschaft sowohl unter Berücksichtigung<br />
inter-ethnischer wie inner-ethnischer Unterschie<strong>de</strong> herausarbeiten, erscheint<br />
'ethclass' als fruchtbares Konzept. 'Ethclasses' sind Gruppen, die sich durch<br />
Gemeinsamkeiten sowohl <strong>de</strong>r ethnischen Zugehörigkeit wie <strong>de</strong>r<br />
Sozialstrukturstellung bil<strong>de</strong>n. Beispiele für solche 'ethclasses' in <strong>de</strong>r