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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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jedoch ihre Stimme bei Wahlen gegeben hätten, bleibt im Dunkeln. Die Aufarbeitung<br />

der Tätigkeit der KPÖ im ländlichen Raum in der Steiermark während der<br />

Zwischenkriegszeit ist bisher noch nicht in Angriff genommen worden.<br />

4.2.6 Kommunistische Betriebszeitungen<br />

Das offizielle Organ der KPÖ bis 1933 war die in Wien herausgegebene „Rote Fahne“.<br />

Ab etwa 1927 wurden in den Alpine-Betrieben die hektographierten Betriebszeitungen<br />

„Der Alpine Sklave“ sowie „Der rote Alpine Arbeiter“ vom Leobener Parteisekretariat<br />

zusätzlich herausgegeben.<br />

• Einem vertraulich durchgeführten Erhebungsbericht des Bezirksgendarmeriekommandos<br />

(BGK) vom August 1927 zufolge wurde der „Alpine Sklave, Betriebszeitung<br />

der Alpinearbeiter“ vom Leobener Parteisekretär Gustav Wegerer hergestellt.<br />

Späteren Erk<strong>und</strong>igungen zufolge war Wegerer irgendwann im Jahr 1928<br />

von Leoben weggezogen <strong>und</strong> hatte sich eine Zeit lang unangemeldet in Wien<br />

aufgehalten. Bekanntlich fuhr Wegerer mit seiner Frau anschließend nach Russland,<br />

von wo er vermutlich im Spätherbst 1932 nach Österreich zurückgekehrt<br />

war. Das Blatt wurde nach wie vor im Leobener Parteisekretariat unter Wegerers<br />

Schriftleitung hergestellt. Ab Jänner 1929 zeichnete der in Leoben wohnhafte<br />

Hilfsarbeiter Alois Vasold für das Blatt verantwortlich. Ob Wegerer zu diesem<br />

Zeitpunkt noch Leobener Parteisekretär war, geht aus dem Schriftverkehr nicht<br />

hervor. Laut einer späteren behördlichen Untersuchung aus dem Jahr 1932 war<br />

Wegerer jedenfalls nach Knittelfeld gezogen <strong>und</strong> Karl Durstmüller gab das Parteisekretariat<br />

als Wohnadresse an. 316 Die Vorsicht der kommunistischen Funktionäre<br />

im Umgang mit den Behörden hatte handfeste Gründe. Im November<br />

1927 wurde Wegerer als Herausgeber <strong>und</strong> Redakteur des „Alpinen Sklaven“ zu<br />

eineinhalb Monaten Arrest verurteilt. Laut einer Mitteilung der Zeitschrift vom<br />

November 1927 war dies schon das zweite Mal. Als Anlass werden drei Anklagen<br />

des Staatsanwalts genannt. Der Redakteur meint trotzig: Wenn der Staatsanwalt<br />

glaubt, uns mit seinen lächerlichen Anzeigen mürbe zu machen, oder das Erscheinen<br />

unserer Betriebszeitung zu verhindern, dann irrt er sich gewaltig. Wir werden<br />

erscheinen unter allen Umständen <strong>und</strong> zu jeder Zeit.<br />

• Die Betriebszeitung des Donawitzer Hüttenwerkes „Der rote Alpine Arbeiter“<br />

[sämtliche Ausgaben ohne Datum <strong>und</strong> Jahresangabe, Anm.] wurde zunächst<br />

von Karl Durstmüller <strong>und</strong> dann von Josef Leeb herausgegeben. Nach den thematischen<br />

Inhalten zu urteilen, dürfte die Zeitung ab 1929 erschienen sein <strong>und</strong><br />

ist möglicherweise der Nachfolger des „Alpinen Sklaven“. Es werden beispielsweise<br />

die Verluste der Kommunisten bei den Betriebsratswahlen am 9. März<br />

1929 beklagt. Schuld an der Misere sei mangelndes Profil, so das Blatt; der<br />

316 StLA BH Leoben Gr.14: K.16 (K9/2; Zl.14a 103/1; 14a/144/4; 14a 3/10); StLA BH Leoben Gr.14: K.58<br />

(Zl.386/II Po 2/6-1932, Paul Polansky, Abschaffung).<br />

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