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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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128<br />

CS-Parteisekretär Dr. Pachler, der über ein Sekretariat in Bruck verfügte, organisierte<br />

nicht nur das Programm der Stadtpartei, sondern bot Auskunftstage im<br />

ganzen Bezirk an. 370 In Bruck gab es auch eine Ortsgruppe des katholischen Volksb<strong>und</strong>es,<br />

die beispielsweise ein Komitee für die Beschaffung der Kirchenglocken<br />

<strong>und</strong> einen Presse- <strong>und</strong> Bildungsausschuss, der Vortragsreihen hielt, ins Leben<br />

rief, sowie eine Ortsgruppe des Elternvereins „Frohe Kindheit“, die sonntägliche<br />

Zusammenkünfte <strong>und</strong> Ausflüge für Kinder organisierte. Dahinter steckte freilich<br />

die Absicht, auf die Eltern in der heftig umkämpften „Schulfrage“ 371 im Sinne der<br />

Kirche einzuwirken. 372 Bei einer Versammlung der christlichsozialen Vereinigung<br />

im April 1930 wurde eine neue Ortsgruppenleitung gewählt; als Gastreferenten<br />

erschienen B<strong>und</strong>esrätin Olga Rudel-Zeynek <strong>und</strong> der Generalsekretär der christlichsozialen<br />

Landesparteileitung, Dr. Karl Pregel. Der CS-Arbeitsgemeinschaft in<br />

Bruck an der Mur gehörten zahlreiche Persönlichkeiten beiderlei Geschlechtes<br />

an, unter denen Lehrer, Lehrerinnen <strong>und</strong> Geistliche, Gemeinderäte <strong>und</strong> -rätinnen<br />

einen Schwerpunkt bildeten. Als Obmann der Gemeinschaft wurde Landtagsabgeordneter<br />

Josef Pichler wiedergewählt. Außer dem Vorstand wurden Vertreter <strong>und</strong><br />

Vertreterinnen folgender Gruppen für die Dauer von drei Jahren neu gewählt: Frauenorganisation;<br />

öffentliche Körperschaften (Gemeinde <strong>und</strong> Bezirksvertretung);<br />

Orts- <strong>und</strong> Bezirksschulrat; Standesorganisationen: Arbeiterverein; katholischer<br />

Bauernb<strong>und</strong>; Handels- <strong>und</strong> Gewerbetreibende; Lehrerverband; Öffentliche <strong>und</strong><br />

Privatangestellte. 373<br />

4.3.7 Zusammenfassung<br />

Die Tätigkeiten der verschiedenen christlichsozialen <strong>und</strong> katholischen Vereine im<br />

Bezirk finden entsprechende Erwähnung in den christlich-orientierten Medien<br />

im Bezirk <strong>und</strong> Land wie z.B. im „Grazer Volksblatt“, einem Produkt des Grazer<br />

„Styria“-Verlages, sowie ab 1924 in der „Leobener Zeitung“ [ab September 1929<br />

„Leobener Sonntagspost“, Anm.], der Ende 1932 als „Obersteirische Volkspresse“<br />

geführten Zeitung der Druckerei Horst in Leoben. 374 In behördlichen Quellen fin-<br />

370 Brucker Nachrichten. Auskunftstage des christlichsozialen Parteisekretariates. In: Leobener Zeitung<br />

(30.7.1927) S. 4.<br />

371 Hierbei ging es um die von den Sozialdemokraten verlangte Trennung von Kirche <strong>und</strong> Schule,<br />

also die Freistellung des Religionsunterrichts. Das bürgerliche Lager befürchtete jedoch eine viel<br />

weitergehende „marxistische Umerziehung“ der Kinder.<br />

372 Jahreshauptversammlung des Kath. Volksb<strong>und</strong>es Bruck an der Mur. In: Leobener Zeitung<br />

(11.4.1925) S. 1.<br />

373 Jahres-Hauptversammlung der christlichsoz. Parteiorganisation von Bruck a. d. M. In: Leobener<br />

Sonntagspost (27.4.1930) S. 3.<br />

374 Die Kunstdruckerei Horst wurde nach dem 1. Weltkrieg in Leoben gegründet <strong>und</strong> 1924 von dem<br />

Katholischen Preßverein der Diözese Seckau als obersteirische Filiale der „Styria“-Universitätsbuchdruckerei<br />

übernommen; 1932 erwarb der langjährige Chefredakteur der LZ/LSP, Josef Herzog,<br />

die Kunstdruckerei Horst. Für diesen Hinweis danke ich Herrn Mag. Roland Steiner sehr<br />

herzlich: Roland Steiner, Die „Obersteirische Volkspresse“ (1924–1938). Ein Beispiel publizistischer<br />

<strong>und</strong> personeller Diskontinuität im österreichischen Journalismus 1938–1945 (Seminararbeit,

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