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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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sowie ein selbständiger Sturmbann IX für das Ennstal, wurden aufgestellt. Karl<br />

Reschmann wurde mit der Führung des Sturmbannes I (Graz <strong>und</strong> Umgebung) <strong>und</strong><br />

Professor Paul Geissler mit der Führung der Sturmbanne II <strong>und</strong> III (Mittel- <strong>und</strong><br />

Südsteiermark) beauftragt. Die Stärke der Standarte 27 wurde von der Behörde auf<br />

etwa 1000 Mann geschätzt. Die Standarte 3, deren Stärke nicht bekannt war, umfasste<br />

den Sturmbann Leoben <strong>und</strong> Umgebung, der von Franz Kollenz aus Mautern geführt<br />

wurde, sowie die Sturmbanne Mürztal, oberes Murtal <strong>und</strong> den Lungau. 488 Bei dem<br />

NS-Putsch im Juli 1934 spielte der Führer der Standarte 5 mit Sitz in Judenburg,<br />

Berndt von Gregory, eine Schlüsselrolle in der Steiermark. 489 Einen weiteren wichtigen<br />

Teil der Gesamtbewegung stellte die nationalsozialistische Betriebszellenorganisation<br />

(NSBO) dar, die jeden erwerbstätigen <strong>und</strong> arbeitslosen Parteigenossen,<br />

„der dem Arbeitnehmerstande angehört“, erfassen sollte. Die NSBO hatte keine<br />

gewerkschaftlichen Funktionen wahrzunehmen, sondern verstand sich als eine reine<br />

antimarxistische Kampforganisation. 490 Mitglieder der Betriebszellenorganisation<br />

hatten aber die Möglichkeit, von der angebotenen kostenlosen Arbeitsstellenvermittlung<br />

<strong>und</strong> der Rechtsberatung Gebrauch zu machen. Bei Betriebsratswahlen durften<br />

nationalsozialistische Betriebsräte nur in jenen Betrieben aufgestellt werden, wo eine<br />

Betriebszelle bereits existierte. 491 Im Juni 1933 frohlockte die nationalsozialistische<br />

Presse über die „großen Siege unserer Bewegung“ in der obersteirischen Industrieregion.<br />

Der Liste der „Nationalen Sozialisten“ war es beispielsweise gelungen, bei<br />

den Arbeiterbetriebsratswahlen in Donawitz 11 von 15 Mandaten zu gewinnen; die<br />

restlichen 4 Mandate fielen der christlichen Gewerkschaft zu. 492<br />

4.5.3 Die Entwicklung der nationalsozialistischen Bewegung<br />

in Leoben <strong>und</strong> Umgebung<br />

Wahlergebnisse der Nationalsozialisten in der Stadt Leoben von 1919 bis 1932<br />

Bei den Wahlen zur konstituierenden Nationalversammlung am 16. Februar 1919<br />

erreichte die DNSAP in einem ihrer Kerngebiete, dem Wahlkreis Obersteiermark,<br />

mit 4394 Stimmen einen Anteil von r<strong>und</strong> 3,5 Prozent. Von diesen Stimmen entfielen<br />

60 Prozent auf die politischen Bezirke Bruck (1587) <strong>und</strong> Leoben (1090), davon wiederum<br />

461 Stimmen auf die Stadt Leoben. 493 Bei den Gemeinderatswahlen im Juli<br />

488 StLA ZGS (BKA) K.78/5 (Fol.435–436); StLA ZGS K.201: (Verschiedenes 1924 –).<br />

489 Schafranek, Sommerfest, S. 131–136.<br />

490 Der Dachverband der völkischen Gewerkschaften „Deutscher Gewerkschaftsb<strong>und</strong> für Österreich“<br />

(DGB) wurde 1923 neu aufgestellt <strong>und</strong> umfasste 1931 r<strong>und</strong> 50.000 Mitglieder, davon in der Steiermark<br />

5872 in 51 Ortsgruppen. Bei: Leo Haubenberger, Völkisches Gewerkschaftsleben. In:<br />

Wache, Deutscher Geist, S. 322–324.<br />

491 Steirische Gaunachrichten der NSDAP (16.3.1932).<br />

492 R<strong>und</strong> um die Arbeitsstätten. In: Der Kampf (17.6.1933) S. 4.<br />

493 Das Wahlergebnis der Länder. In: Reichspost (18.2.1919) S. 3; Das endgültige Wahlresultat in Steiermark.<br />

In: Grazer Volksblatt (Morgenblatt 18.2.1919) S. 1. Zum Vergleich: Bei den NRW 1930<br />

erhielt die NSDAP 9223 Stimmen im Wahlkreis Obersteiermark (5,5 Prozent) <strong>und</strong> erreichte im

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