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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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Kameraden, deutsche Frauen <strong>und</strong> Männer!<br />

Die Erkenntnis, dass die nationale Linie von der B<strong>und</strong>esführung des Österr. Heimatschutzverbandes<br />

nicht eingehalten wurde, die widerliche Packelei um Ministersessel,<br />

der Eintritt in die Regierung, sowie die dadurch erfolgte Durchbrechung<br />

des Korneuburger Programmes haben mich dazu veranlasst, die Schaffung der<br />

nationalen Front zu versuchen. (…) Bevor ich mich zur Übernahme der B<strong>und</strong>esführung<br />

des deutschen Heimatschutzes entschlossen habe, wollte <strong>und</strong> musste<br />

ich alle Voraussetzungen für eine nationale Einheitsfront in Österreich schaffen<br />

<strong>und</strong> deswegen habe ich mich dem Führer der grossen nationalen Erneuerungsbewegung<br />

Deutschlands Adolf Hitler unterstellt <strong>und</strong> mit ihm ein Abkommen<br />

getroffen.(…) Der Weg für eine nationale Einheitsfront in Österreich ist frei. 407<br />

4.4.3 Vom „Liezener Abkommen“ zum Juli-Putsch 1934<br />

Der Zerfall des Steirischen Heimatschutzes wurde durch den Aufstieg der NSDAP<br />

beschleunigt, zumal zwischen den zwei Bewegungen, abgesehen von der Legalitätsformel,<br />

kaum programmatische Unterschiede bestanden. Seit den frühen Kontakten<br />

des Steirischen Heimatschutzes zu Adolf Hitler in den Jahren 1926 <strong>und</strong> 1927 war<br />

es zu einer Reihe von Annäherungen aber auch zu heftigen Auseinandersetzungen<br />

zwischen den beiden Organisationen gekommen. Im Wahlkampf 1930 scheiterten<br />

Verhandlungen über eine gemeinsame Liste an der Frage der Mandatsverteilung<br />

<strong>und</strong> Führung; ab 1931 folgten weitere Abkommen, die aufgr<strong>und</strong> von Auffassungsdifferenzen<br />

über das Wesen der angestrebten Partnerschaft platzten. Im „Liezener<br />

Abkommen“, einer Kampfgemeinschaft, das zwischen Vertretern der Landesleitung<br />

der NSDAP Österreich <strong>und</strong> dem Deutschösterreichischen (Steirischen) Heimatschutz<br />

am 22. April 1933 schließlich besiegelt wurde, fand man eine Kompromissformel. Der<br />

Heimatschutz erklärte, dass er sich unter voller Wahrung seiner organisatorischen<br />

Selbständigkeit zu Adolf Hitler als dem Führer der deutschen Nation bekenne; als<br />

äußeres Zeichen der Verb<strong>und</strong>enheit wurde das Hakenkreuz dem Abzeichen wieder<br />

angefügt. 408 Der Heimatschutz war durch den Wahlsieg Adolf Hitlers in Deutschland<br />

sowie die stetig wachsenden Wahlerfolge der NDSAP in Österreich in Zugzwang<br />

geraten: Je erfolgreicher die NSDAP agierte, desto schwächer wurde die Verhandlungsposition<br />

des Heimatschutzes. 409 Nach einer Periode der intensivierten Krawalle<br />

<strong>und</strong> Terroranschläge in der ersten Juni-Hälfte 1933 reagierte die Regierung mit<br />

der Verhaftung von NSDAP-Funktionären. Gleichzeitig mit dem am 19. Juni 1933<br />

erlassenen Verbot der NSDAP untersagte die Regierung auch dem Steirischen Hei-<br />

407 StLA ZGS (BKA) K.79/6 (Fol. 978–982).<br />

408 Abkommen zwischen der NSDAP (Hitlerbewegung) Österreichs <strong>und</strong> dem Deutschösterreichischen<br />

(Steirischen) Heimatschutz. In: Obersteirerblatt (26.4.1933) S. 1.<br />

409 Bei den Innsbrucker Kommunalwahlen am 23. April 1933 errang die NSDAP r<strong>und</strong> 41 Prozent der<br />

Stimmen, Pauley, Hahnenschwanz, S. 162–165.

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